Heiligenhaus. 64 Tonnen mehr Plastikmüll im Lockdown-Jahr: Familie Freudewald aus der Hofermühle will zeigen, wie man nachhaltiger durch die Krise kommt.

Müll, Müll und noch mal Müll: Durch den anhaltenden Lockdown seit Anfang 2020 profitieren der Online-Handel und auch der Verkauf von in Plastik verpackten Lebensmitteln auch in Heiligenhaus stark. Laut Awista (Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung mbH) in Düsseldorf, die für die Entsorgung der gelben Tonne verantwortlich ist, verzeichnet Heiligenhaus einen Anstieg an Plastikmüll von 64 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr. Wie man aber auch in schwierigen Zeiten ohne Plastik auskommen kann, zeigen Sara (18) und ihre Mutter Clarissa Freudewald.

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Clarissa Freudewald zeigt ihre Hühnerküken.
Clarissa Freudewald zeigt ihre Hühnerküken. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die Familie lebt auf einem kleinen Hof in der Hofermühle und versuche, durch eine plastik- und verpackungsfreie Lebensweise ihren Beitrag zu einer sauberen und naturbezogenen Zukunft in Heiligenhaus zu leisten. „Nachhaltigkeit ist keine Kunst, man muss nur darüber nachdenken, in welche Richtung man will,“ meint Clarissa Freudewald. Die Familie hält fünf Schafe, vier Ziegen, neun Puten, 18 Hühner, einen Bienenstock und eine Katze. Der Hof wird umgeben von Bäumen, Wiesen und einem Fluss. Dank zahlreicher Obstbäume und -sträucher, Gemüse- und Kräuterbeete und der Nutztiere, die sie für Fleisch und Eier halten, können sie relativ autark leben.

Lange Liste an eigenen Produkten

In einer großen Vorratskammer und mehreren Tiefkühltruhen lagern sie ihre Lebensmittel - und das auch schon vor dem Lockdown. Die Liste der selbsthergestellten Produkte im Haushalt ist lang, darunter Brotaufstriche, eingelegtes Gemüse, Nudeln und eingewecktes Obst, Brot, Gelees, bis hin zu Seifen, Waschmittel, Deos und Reinigungsmittel. Zudem allerlei Gerichte aus den täglich frisch gelegten Eiern und der jährlich geschlachteten Tiere. Viele Rezepte, so wie Tipps und Tricks findet Clarissa Freudewald im Internet.

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Ein Tray mit Tomatenpflanzen für die neue Saison ist schon angelegt.
Ein Tray mit Tomatenpflanzen für die neue Saison ist schon angelegt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Nur für Getreide, Bohnen, Trockenobst, Öl und andere Grundnahrungsmittel geht es zum Heiligenhauser Markt oder zum Unverpacktladen nach Ratingen“, berichtet die Familienmutter. Supermärkte vermeidet sie konsequent, genauso wie Dosen und andere Verpackungen, weshalb sie zu jedem Einkauf Stoffbeutel oder andere Behältnisse mitbringen. Die Familie selbst kaufe nur Obst und Gemüse, wenn absoluter Notstand herrsche. Dann achte sie darauf, dass es nicht aus dem Ausland kommt – um weite Transportwege zu vermeiden.

Angebote in der Umgebung nutzen

Für Heiligenhauser, die keinen großen Garten, kein großes Budget oder wenig Zeit haben, geben die beiden zudem Tipps, wie man trotzdem möglichst nachhaltig leben kann: In Homberg könne man zum Beispiel frische Milch vom Bauern holen, die dort 24 Stunden am Tag angeboten werden durch eine Milchtankstelle. Nicht nur Bio, sondern auch regional und saisonal funktioniere ein günstiger Einkauf in der Umgebung, zum Beispiel bei den immer beliebter werdenden Hofläden.

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Dennoch sind die zwei Frauen sich einig: „Mit dem plastikfreien Leben muss man langsam anfangen, sonst ist man überfordert.“ Ein Wochenplan, der die Mahlzeiten der nächsten Tage festlegt, helfe dabei, nur so viel einzukaufen, wie man auch braucht und um möglichst wenig wegzuwerfen. Mit Rezepten aus dem Internet und ein bisschen Übung sei es auch ganz einfach, Brot selbst zu backen, meint Clarissa Freudewald. So könne man Zutaten selbst kontrollieren und Plastiktüten sparen. Wenn es schnell gehen müsse, lasse sich beim Bäcker aber auch jederzeit nach einer Papiertüte fragen, oder genau wie beim Einkauf im Supermarkt, eigene Tüten und Behälter mitbringen.

Ein kleiner Anteil für mehr Umweltschutz

Fast alles wird bei der Familie selbst hergestellt, wie auch die Seife.
Fast alles wird bei der Familie selbst hergestellt, wie auch die Seife. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Außerdem könne man auf Plastikflaschen oder Mehrwegkästen verzichten, wenn man sein Trinkwasser selbst aufsprudele und es mit Minze oder Zitrone ganz zucker- und farbstofffrei aufpeppe. Die Familie aus der Hofermühle beweist jeden Tag und selbstverständlich auch in Corona-Zeiten, wie einfach es sein kann, seinen Teil zur Schonung der Umwelt beizutragen und sich regional für Nachhaltigkeit einzusetzen.

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Auf der Internet-Seite www.mein-bauernhof.de lassen sich anhand der Postleitzahl ganz einfach Hofläden und Co. in der Region finden, bei denen man plastikfrei und regional einkaufen kann. Der Kreis Mettmann hat auch eine eigene Broschüre über Hofläden im Kreis publiziert. Immer mehr Händler, nicht nur auf dem Wochenmarkt, erlauben das Mitbringen eigener Behälter.