Wuppertal. . Schülerin aus Velbert organisiert die „Fridays for Future“-Demos in Wuppertal. 600 Schüler gehen auf die Straße: „Das ist mehr als schwänzen.“

„Power to the people“, dröhnt es laut aus den Boxen. Die Jugendlichen halten ihre Plakate hoch und übertönen mit ihren Stimmen sogar noch John Lennon. Immer wieder rufen sie: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut!“ In der ersten Reihe mit dabei: Paula Knoch. Die 15-Jährige geht in die elfte Klasse der Windrather Talschule (WTS). Doch heute schwänzt sie den Unterricht. „Aber mit den Fehlstunden kann ich gut leben“, sagt Paula selbstbewusst.

Denn die 15-Jährige demonstriert heute nicht nur bei der „Fridays for future“-Demonstration, sie organisiert mit einigen anderen Jugendlichen auch die Aktion in Wuppertal mit. Und darauf ist sie unheimlich stolz: „Es ist so toll zu sehen, dass 20 Jugendliche so etwas ganz ohne Hilfe auf die Beine stellen können“, sagt Paula glücklich.

Interesse für Umwelt schon im Grundschulalter

600 Kinder und Jugendliche laufen hinter Paula über die Straßen von Wuppertal. „Das ist echt überwältigend“, freut die 15-jährige Schülerin sich. Auf dem Rücken ihrer grünen Jacke steht in Regenbogenfarben das Wort „Peace“ geschrieben. Das Interesse für den Umweltschutz hatte Paula schon ganz früh.

Auch die vierte Klasse der Grundschule Uellendahl ist zur Demo nach Wuppertal gekommen. 
Auch die vierte Klasse der Grundschule Uellendahl ist zur Demo nach Wuppertal gekommen.  © Lena Görgens

„Ich hab in der Grundschule mal 200 Unterschriften zum Thema Atomkraft gesammelt und zu Frau Merkel geschickt“, sagt Paula lachend. Klar sei das nicht wirklich wirkungsvoll gewesen, aber sie habe das Gefühl gehabt, etwas getan zu haben.

Umweltbewegung ist mehr als nur schwänzen

Und nun steht Paula vor 600 Jugendlichen sowie Studenten und ruft laut in das Mikrofon – sie hat schon fast keine Stimme mehr: „Worin wir unsere Zukunft sehen?“ Die Menge antwortet: „Erneuerbare Energien!“ Doch die Umwelt-Bewegung nehme mehr Zeit in Anspruch als nur die Demonstration am Freitag. „Wir sind unter der Woche am Nachmittag oft stundenlang in der Stadt unterwegs und verteilen Flyer“, sagt Paula. „Das ist viel mehr als nur schwänzen!“

Auch Gespräche mit Politikern, die Kommunikation mit der Polizei und Organisation der Technik gehören zu den Aufgaben des Organisations-Teams. Und da kommt Jonathan-Benedict Hütter ins Spiel, der von allen in der Gruppe nur Jojo genannt wird. Der 23-Jährige war ebenfalls Schüler an der WTS in Velbert und übernimmt bei der heutigen Demo die Versammlungsleitung.

Gruppe geht mit Politikern ins Gespräch

„Das ist ein 40- bis 60-Stunden-Job“, sagt der Auszubildende zum Soziallassistenten. Von der Demo bekommt Jojo tatsächlich kaum etwas mit. Er spricht viel mit der Polizei, sorgt dafür, dass alle auf den vorgegebenen Straßen bleiben. „Wir wollen hier friedlich demonstrieren“, sagt er laut ins Mikrofon.

„We are unstoppable, another world is possible.“ Die Schüler fordern die Politik auf, zu handeln. 
„We are unstoppable, another world is possible.“ Die Schüler fordern die Politik auf, zu handeln.  © Lena Görgens

Trotzdem macht Jojo den Job als Sprecher der Ortsgruppe gerne, „weil ich einfach hinter der Sache stehe“, erklärt er. Und ein bisschen was habe sich durch ihre Aktionen bereits tatsächlich getan: „Politiker suchen das Gespräch mit uns und wollen uns hören“, sagt der 23-Jährige stolz. Nun komme es halt darauf an, was die Politik aus ihren Forderungen mache.

Demo in Berlin nochmal eine ganz andere Nummer

Auch Paula merkt immer wieder, dass die Jugendlichen hier nicht nur zum Spaß auf die Straße gehen. „Beim letzten Mal waren wir alle komplett durchnässt“, erinnert die 15-Jährige sich. Trotzdem lohnten sich die Demos: „Man kann hier tolle Gespräche führen, bekommt auf viele Dinge noch einmal eine ganz andere Perspektive.“

In der letzten Woche ist Paula sogar zu der großen Demo nach Berlin gefahren. „Das ist natürlich nochmal ein ganz anderes Feeling“, beschreibt sie. „Da sind einfach 25.000 Menschen.“ Auch im Alltag habe „Fridays for future“ Paulas Leben bereits verändert: Sie ernähre sich vegetarisch und benutze zum Beispiel Bambuszahnbürsten. „Man beginnt einfach, nachhaltiger zu denken.“

Freunde mit der gleichen Einstellung gefunden

Und noch eins fällt auf, wenn man Paula bei der Demonstration in Wuppertal beobachtet: Sie tanzt mit den anderen Jugendlichen aus dem Orga-Team zur Musik, sie liegen sich in den Armen und lachen viel. „Ich hab hier auch einfach richtig gute Freunde gefunden“, sagt die 15-Jährige. Denn sie alle lägen auf einer Wellenlänge und hätten natürlich das gleiche Ziel: „Für unsere Zukunft einzustehen.“

>> ORTSGRUPPEN FINDEN SICH ÜBER WHATSAPP

  • Die Umweltbewegung „Fridays for future“ organisiert sich größtenteils über WhatsApp-Gruppen. So sind auch Jojo und Paula Teil des Organisationsteams geworden. „So kann man alle einfach am schnellsten erreichen“, meint Jojo.
  • Insgesamt gibt es in Deutschland bereits weit über 200 Gruppen, die aus der Umweltbewegung von der Initiatorin Greta Thunberg entstanden sind.