Heiligenhaus. . Seit einem Jahr ist das A44-Teilstück in Heiligenhaus eröffnet. Es gibt viele Befürworter, doch Kritiker klagen über Lärm und zu viel Verkehr.
Jahrzehntelang haben sich die Befürworter für den Bau der Autobahn 44 eingesetzt, auch gegen viel Widerstand. Vor genau einem Jahr wurde das erste Teilstück schließlich eröffnet und freigegeben. Auch jetzt gibt es weiterhin Befürworter und Kritiker. Im Gespräch mit der WAZ ziehen sie ihre Bilanz des ersten Jahres.
„Die A 44 hat ihren Zweck erfüllt, die Verlagerung des Verkehrs“, sagt Olaf Wüllner, Projektleiter beim Landesbetrieb Straßen.NRW, „Heiligenhaus ist jetzt wesentlich entlastet.“ Seitdem die Autobahn freigegeben sei, habe er daher auch ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten. Zufrieden ist auch die Stadtverwaltung. „Wir spüren bereits die Auswirkungen“, sagt Jürgen Kaufmann von der Straßenverkehrsbehörde. Insbesondere auf der Westfalenstraße und dem Südring, zwei „unserer wichtigsten Straßen“, „läuft der Verkehr seitdem absolut flüssig“.
Anschluss an die A3 ist „zwingend nötig“
Das fordert auch Velberts Altbürgermeister Heinz Schemken. „Ich habe seit den 60ern für diese Autobahn gekämpft und seit den 80ern für das Teilstück“, sagt er und betont die große regionale und überregionale Bedeutung. „Sie ermöglicht die Teilhabe an der Rheinschiene und damit eine Anbindung an ganz Europa.“
Es gibt weiterhin Kritik
Doch auch ein Jahr nach Eröffnung des Teilstückes gibt es weiterhin Kritik. „Seitdem hat sich der Verkehr an der Ratinger Straße massiv erhöht und wir haben ständig Stau“, sagt Clarissa Freudewald, die Vorsitzende des Bürgervereins Hofermühle, „das ist eine Katastrophe“. Freuen könnten sich darüber nur die Behörden, denn „der Blitzer steht jetzt da und blitzt und blitzt“. Lutz Strenger aus dem Nonnenbruch pendelt täglich nach Düsseldorf, nutzt seit gut einem Jahr Bus und Bahn und fährt nur noch im eigenen Auto, wenn es nicht anders geht. „Morgens auf die Ratinger Straße zu kommen, ist fast unmöglich“, klagt er, und nachmittags von Hösel nach Heiligenhaus zu fahren, sei genauso schlimm.
Vom Berufsverkehr genervt ist zudem Heike Karthäuser, die am Gießerweg wohnt, nordöstlich der Autobahnbrücke Laubecker Bach, und sich nach der Eröffnung über Verkehrslärm beschwerte. Allzu sehr leide sie nun aber nicht mehr darunter. „Wir hören die Autobahn natürlich noch, besonders zu Stoßzeiten, oder auch Motorräder an Wochenenden. Aber wir haben uns ein bisschen daran gewöhnt.“
Die Baulärmphase, die einige Jahre dauerte, sei aber deutlich schlimmer gewesen, so Karthäuser. Schön sei der Verkehrslärm immer noch nicht, und in der Nachbarschaft werde noch viel über Lärm gemeckert, „aber er stört nicht, wenn wir mit Freunden im Garten grillen“. Dennoch wünscht sie sich einen besseren Lärmschutz.
Heiligenhauser Anwälte fordern besseren Lärmschutz
Diesen fordern die Heiligenhauser Rechtsanwälte Anna Bensch und Christoph Pipping entlang der Strecke für zahlreiche Mandanten. Das Musterverfahren vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf sei noch nicht abgeschlossen und werde bestimmt noch ein Jahr dauern. „Wir sind auf demselben Stand wie damals“, sagt Bensch, doch Straßen.NRW habe bei ihren Mandanten auf die Verjährungsfrist verzichtet. „Kein einziges Auto dürfte über diese Autobahn fahren, weil wasserrechtlich noch nichts genehmigt ist.“ Verhindern lasse sich das natürlich nicht mehr, aber die Anwälte würden alles tun, damit der Lärmschutz verbessert werde.
Doch Straßen.NRW wartet dafür den Lückenschluss ab. „Alle Richtlinien für den Lärmschutz sind erfüllt“, betont Projektleiter Olaf Wüllner. Diese richteten sich nach einer Prognose, wonach auf der durchgebauten A 44 gut 36.000 Fahrzeuge täglich fahren würden. Doch der Landesbetrieb behalte dies im Blick und werde nach dem Anschluss an die A 3 (Kreuz Ratingen-Ost) bei Bedarf nachbessern. Wüllner ist überzeugt: „Wenn die A 44 komplett fertig ist, werden die Homberger, Höseler und die Menschen in der Hofermühle profitieren.“
>> VIELE WÜRDENTRÄGER BEI DER ERÖFFNUNG
- Bei der Eröffnung am 13. April 2018 waren viele Würdenträger dabei, darunter NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, Staatssekretär Jan Heinisch, die Bundestagsabgeordneten Peter Beyer und Kerstin Griese, Bürgermeister Michael Beck, Landrat Thomas Hendele, die Altbürgermeister Peter Ihle und Heinz Schemken. Gut 110 Millionen Euro hat der Bau des Teilstücks gekostet.
- Für den Lückenschluss im Ostteil der A 44 ist die Deges zuständig. Er wird nicht vor Ende 2022 fertig sein.