Heiligenhaus. . Der Bürgerverein Hofermühle entstand als Protestgruppe gegen die A 44. Er möchte nun gerne andere Themen setzen, etwa Sauberkeit und Wanderwege.
Angefangen haben sie vor über 40 Jahren als Protestgruppe gegen den Autobahnausbau, und heute sind die A44 und der Verkehr erneut die bestimmenden Themen für den Bürgerverein Hofermühle. Dabei würde die Vorsitzende Clarissa Freudewald mit ihren Mitstreitern inzwischen lieber ganz andere thematische Akzente im Stadtteil setzen. Doch die Verkehrssituation überschatte alles, insbesondere seit das A44-Teilstück eröffnet ist.
So fahren seither deutlich mehr Autos und Lastwagen auf der Ratinger Straße. Schlimmer findet der Bürgerverein aber, dass sich kaum jemand an die Vorschrift hält, nur als Anlieger die kleine, enge Straße Hofermühle als Schleichweg nach Homberg zu nutzen. „So viele Autos, wie dort durchfahren, so viele Anlieger gibt es gar nicht“, sagt Freudewald. „Im Berufsverkehr werden wir nicht mehr aus der Hofermühle gelassen“, ergänzt Iris Frontzek, Beisitzerin im Vorstand. Zudem komme es oft zu Unfällen, und auch Radfahrer würden durchs Dorf rasen. „Die Stimmung ist sehr gereizt“, so Freudewald, zumal es keine Kontrollen gebe. So entstünde bei den Bewohnern der Eindruck, es werde gebilligt, dass im Berufsverkehr die Hofermühle unerlaubt als Ausweichstrecke für regelmäßige Staus genutzt wird.
Aufreger ist die marode Brücke über die Kalkbahn
Ein Aufreger ist zudem die marode Brücke über die Kalkbahn. „Unsere Horrorvision ist, dass sie ein Jahr lang gesperrt wird und dass wir dann über Hösel, Homberg oder Flandersbach nach Heiligenhaus reinfahren müssen“, sagt Freudewald. Doch im Stadtteil würden Schulkinder leben, so Frontzek, und Azubis, die pünktlich in ihren Betrieben sein müssen, und die Senioren bräuchten ihre Pflegedienste.
Diese ganzen Probleme mit dem Verkehr lassen beim Bürgerverein gar den Eindruck entstehen, die Hofermühle sei den übrigen Heiligenhausern egal. „Wir haben das Gefühl, dass wir für die Stadt ein ungeliebter Stadtteil sind“, so Freudewald. Anwohnern habe die Verwaltung sogar gesagt, die Hofermühle sei gar kein Wohnort, sondern nur „eine Streusiedlung“. Tatsächlich würden nur gut 200 Menschen dort wohnen, aber auch sie seien Steuerzahler und über ein Drittel im Bürgerverein organisiert. Ganz so ignoriert, wie es vielleicht erscheint, werden die Anwohner aber doch nicht. Dass entlang der Ratinger Straße bis zur Autobahn Tempo 30 eingeführt wurde, „das ist mehr als wir geträumt haben.“ Wenn erst einmal die A 44 fertig ist, sei das größte Verkehrsproblem gelöst und im Dorf werde es dann wieder ruhiger.
Familiäre Atmosphäre ist wichtig
Daher wendet sich der Bürgerverein bereits weiteren Themen zu. Ärgerlich findet die Verantwortlichen wilde Müllkippen, die das Naherholungsgebiet verschandeln. Deshalb gibt es regelmäßig einen Dreck-Weg-Tag, der fast den Charakter eines Familientreffens habe.
Ohnehin sei eine familiäre Atmosphäre sehr wichtig. „Unser Verein besteht deshalb noch, weil wir die Gemeinschaft pflegen. So ähneln die Vereinssitzungen eher einem privaten Kaffeeklatsch, und jährlich wird eine Fahrt unternommen, mal für die Kinder und mal für die Erwachsenen. Sehr beliebt sind die Dorffeste auf dem Rondell an der Kreuzung Hofermühle und In der Brück. „Unsere Mitglieder wohnen so weitläufig, dass sich viele nur zu solchen Festen oder Vereinsaktionen sehen“, sagt Clarissa Freudewald, „aber wir sind eine starke Gemeinschaft.“
Wanderwege sind nicht mehr in Schuss
Und gemeinsam wollen die Mitglieder daran arbeiten, dass das Naherholungsgebiet vor ihrer Haustür noch attraktiver für Wanderer und Spaziergänger wird. Ansetzen wollen sie an Wanderwegen, etwa an der Friedhofsallee und am Angerweg. Diese seien nicht mehr in Schuss, die Bänke defekt und zudem fehlten Mülleimer. „Das wird unser nächstes Projekt“, sagt die Vorsitzende, und wer glaube, die Wanderwege bräuchten nicht tipptopp sein, weil sie in einem Außenbezirk liegen, der kenne den Bürgerverein schlecht: „Noch sind wir kampftüchtig.“
>> Abgehängt bei Internet und Handyempfang
- Der Bürgerverein Hofermühle hat noch weitere Themen, die für den Stadtteil wichtig sind. So sei dort die Internetverbindung besonders schlecht, ebenso der Handyempfang. Die Anwohner hoffen, dass sich beides künftig verbessern wird.
- Die Sitzungen des Vereins, der Hofermühler Klatsch, finden an jedem dritten Mittwoch im Monat statt, das nächste Mal am 21. November. Los geht es bei der Vorsitzenden Clarissa Freudewald an der Hofermühle 29 jeweils um 16 Uhr.