Hattingen. Regelmäßig passieren in Hattingens Wodantal Unfälle. Anwohner kämpfen dafür, dass es nicht mehr Tote gibt. Gehört werden sie bisher nicht.

Die Anwohner im Wodantal machen nach den schweren Unfällen der Vergangenheit mobil gegen Raser. Mit einem offenen Brief und Unterschriftenlisten wollen sie Druck machen auf Verwaltungen und Politik. Bis es im Wodantal den nächsten Toten gibt, ist nur eine Frage der Zeit, sind sie sicher. Das wollen die Anwohner verhindern.

Bereits seit Jahren warnen Anwohner vor den Gefahren der besonders bei Motorradfahrern beliebten Strecke durch das Wodantal. Geschehen ist unterdessen nichts. Das Wodantal ist kein Unfallschwerpunkt ist von Polizei und Verwaltung immer wieder unterstrichen worden. Doch wenn es hier kracht, dann oft heftig.

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Allein die Bilanz der ersten Monate dieses Jahres ist ernüchternd. Innerhalb weniger Wochen gab es vier Unfälle. Ein Motorradfahrer starb dabei, er war deutlich zu schnell unterwegs. Ein anderer wurde lebensgefährlich verletzt, ein Auto krachte in den Gegenverkehr. Das „Problem“ auf der Strecke: Die Unfälle ereignen sich nicht alle an derselben Stelle. Deshalb gibt es aus polizeilicher Sicht auch keinen Unfallschwerpunkt.

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Dennoch wollen die Anwohner nicht aufgeben und sammeln jetzt Unterschriften, um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Obwohl es im ländlichen Bereich nicht einfach ist, viele Unterzeichner an einem Fleck zu vereinen, konnte Initiator Stefan Melneczuk in wenigen Tagen mehr als 50 Unterstützer gewinnen. Dabei sind auch Zuschriften von Menschen, „die sich gerade auch als Fußgänger und Radfahrer um ihre Sicherheit sorgen und zum Teil von haarsträubenden Szenen im Wodantal berichten, etwa, wenn Motorradfahrer den fließenden Verkehr rechts überholen, weil es ihnen links zu eng beziehungsweise riskant ist - mit Blick auf Kurven und den Gegenverkehr“, berichtet Melneczuk.

Im Wodantal zwischen Hattingen, Sprockhövel und Velbert wird nicht selten zu schnell gefahren.
Im Wodantal zwischen Hattingen, Sprockhövel und Velbert wird nicht selten zu schnell gefahren. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auch Einzelmaßnahmen bringen bisher nichts: Besonders an der Nockenbergstraße in Richtung Sprockhövel helfe das installierte Hinweisdisplay nicht. Anwohner sorgen sich gerade auch um Kinder. Sie wünschen sich mindestens deutliche Piktogramme auf der Fahrbahn sowie Hinweisschilder in Fahrtrichtung Wuppertal, die auf den Siedlungsbereich unmittelbar an der Schnellstraße hinweisen.

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„Wer in Velbert, Hattingen und Sprockhövel wie auch beim Kreis und auch beim Land in der Verantwortung ist und weiterhin untätig bleibt mit Blick ins Wodantal, nimmt weitere Unfälle mit Schwerverletzten und Toten in Kauf und kommt seiner Sicherungspflicht nicht nach“, macht Melneczuk ganz deutlich.

Zur Unfallkommission

Über Maßnahmen, die einen Unfallschwerpunkt entschärfen können, entscheidet die Unfallkommission. Ihr gehören Vertreter der Polizei, der Straßenverkehrsbehörde, der Stadt als Ordnungsbehörde, des Straßenbaulastträgers (zum Beispiel Straßen NRW) und der Bezirksregierung an.

Die Polizei muss der Unfallkommission melden, wenn es eine Unfallhäufungsstelle gibt. Das kann eine bestimmte Stelle, zum Beispiel eine Kreuzung sein, aber auch ein Abschnitt im Radius von 500 Metern.

Zwar hatte die Polizei zuletzt mehr im Wodantal kontrolliert, aber schon angekündigt, dass das nicht dauerhaft möglich sei. „Wir appellieren an die Eigenverantwortung“, hatte Polizeisprecherin Jennifer Boeke damals erklärt.

Die Anwohner wollen mit ihrem Protest unterdessen ganz klarmachen, dass die Unfälle im Wodantal eben keine Einzelfälle sind, sonder systematisch angegangen werden müssen. Die Forderungen:

  • Entschärfung neuralgischer Kreuzungsbereiche durch Ausweitung von Tempo 50 und Tempo 70, auch im Abschnitt der Kreuzung Paasstraße und Oberstüter
  • Ausweisung von Überholverboten in schlecht einsehbaren Kurvenbereichen und Hinweisschilder auf Kreuzungen, Wildwechsel und Landmaschinen
  • regelmäßige mobile Tempokontrollen, grundsätzliche Prüfung stationärer Messungen, Aufklärungsaktionen für Motorradfahrer
  • deutlicher Hinweis auf die notwendige Tempo-Reduktion in Höhe der Wohnsiedlung Schee
  • regelmäßiger Grünschnitt in allen neuralgischen Bereichen der Wodantalstraße

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Solche Maßnahmen kann die Unfallkommission beschließen, wenn ein Bereich von der Polizei als Schwerpunkt gemeldet wird. Entscheidend ist zum einen die Art des Unfalls - Bsp. Alleinunfall oder Vorfahrtsunfall. Die Häufung muss dabei außerdem eine bestimmte Kreuzung oder einen Straßenabschnitt im Radius von 500 Metern betreffen. Das Wodantal ist etwa sieben Kilometer lang.