Hattingen. Der schwere Unfall mit fünf Verletzten im Wodantal in Hattingen versetzt Bürger in Angst. Sie fordern ein Tempolimit. Was die Polizei sagt.

Der schwere Unfall im Wodantal mit fünf Verletzten in der vergangenen Woche ruft Anwohner auf den Plan. Sie sind in großer Sorge. „Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es hier Tote gibt“, sagen sie. Ihre Forderung: Die „Rennstrecke“ müsse dringend entschärft werden.

Sorge um weitere Unfälle – „schlimmstenfalls mit Toten“

Fünf Menschen waren bei dem Unfall in der Mittagszeit des 5. Januar verletzt worden, zwei davon schwer. Beim Abbiegen auf einen Wanderparkplatz kurz vor der Paasstraße in Oberstüter hatte ein Kleinwagen einen entgegenkommenden Transporter übersehen. Der Zusammenprall ereignete sich in einem Streckenabschnitt, auf dem 100 km/h erlaubt sind.

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Blick auf den Kreuzungsbereich Wodantal/ Paasstraße: Bürger beschweren sich über zu hohe Geschwindigkeiten der Autofahrer.
Blick auf den Kreuzungsbereich Wodantal/ Paasstraße: Bürger beschweren sich über zu hohe Geschwindigkeiten der Autofahrer. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Es war längst nicht der einzige Unfall in letzter Zeit. Die Polizei bestätigt zwei weitere schwere Unfälle in den vergangenen zwei Jahren mit insgesamt drei leicht- und vier schwer verletzten Personen. Angesichts des hohen Tempos, mit dem zahlreiche Autofahrer über die Straße Wodantal rasen, komme es zudem zu manchen brenzligen Situationen, heißt es von Anwohnern. Daher bestehe dringend Handlungsbedarf, betont Anlieger Stefan Melneczuk. Mit der „Schnellstraße“ müsse es ein Ende haben. Wenn man nichts unternehme bestehe die Gefahr, dass weitere schwere Unfälle folgen – „schlimmstenfalls mit Toten“.

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Um das zu vermeiden, wird der Ruf nach Tempo 70 laut. Ferner müsse zwingend ein Überholverbot her. Und schließlich sollten auch Warnhinweise gerade in Kreuzungsbereichen ihren Platz finden.

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Unfälle, so Melneczuk, werden meist durch Fahrfehler verursacht, in diesem Fall sei in einem kurvenreichen und zum Teil schlecht einsehbaren Abschnitt nicht auf den Gegenverkehr geachtet oder mutmaßlich dessen Geschwindigkeit unterschätzt worden. Deshalb sollte man doch hier ein Tempolimit einführen. Das gebe es doch auch im weiteren Verlauf des Wodantals.

Laut Statistik kein Unfallschwerpunkt

„In der Tat gelten beispielsweise im Bereich der Einfahrten zur Elfringhauser Straße 70 oder auch 50 km/h“, sagt Andreas Berg vom Landesbetrieb Straßenbau NRW. Doch dort es auch gute Gründe, wie sie Straßenverordnung auch verlange. „Da sind die Fahrbahnen verengt und es handelt sich um Kreuzungsbereiche“. Nach dem Gesetz müsse es begründeten Anlass für ein Tempolimit geben. Laut eines Runderlass vom Verkehrs- Innenministerium sei von einer Unfallschwerpunkt die Rede, wenn sich innerhalb eines Jahres drei Unfälle gleichen Typs, beispielsweise beim Abbiegen, Einordnen oder Überholen, in räumlicher Nähe ereignen. Dann könne beispielsweise eine Unfallkommission oder auch eine Stadt ein Tempolimit einführen.

Anwohner plant Unterschriftenaktion

Anwohner Stefan Melneczuk will bald mit einer Unterschriftenaktion beginnen. Die Aktion soll dann von mehreren Bürgern getragen werden.

In den offiziellen Statistiken tauchen Beinahe-Unfälle nicht auf, gibt der Anwohner zu bedenken. Das gelte beispielsweise auch, wenn bei Wildwechsel ein Autofahrer den Zusammenstoß nicht melde.

Die Polizei hat 2022 mit zwei unterschiedlichen Radargeräten das Tempo im Wodantal kontrolliert. Bei einer Reihe mit neun Messungen waren von den 5583 Autos 12,7 Prozent zu schnell. Rund drei Prozent hatten 16 km/h zu viel oder mehr auf dem Tacho. Bei der zweiten Reihe wurden 891 Fahrzeuge gemessen: Zehn Prozent überschritten das Tempolimit, 1,9 Prozent waren 16 km/h und mehr zu schnell.

Aus Sicht der Polizei im EN-Kreis, so Sprecherin Sonja Wever, liegen die Voraussetzungen für einen Unfallschwerpunkt in diesem Bereich des Wodantals nicht vor. Zudem sei die Ursache für den Zusammenprall am 5. Januar noch nicht endgültig geklärt, die Ermittlungen dauern nach ihrer Aussage noch an. Zweifel hat Andreas Berg vom Landesbetrieb, ob eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h den Unfall vom 5. Januar verhindert hätte.

Auch die Stadt Hattingen sieht keinen Handlungsbedarf, so Sprecherin Jessica Krystek. Die erforderlichen Voraussetzungen für eine Geschwindigkeitsreduzierung nach Straßenverkehrsordnung würden aus städtischer Sicht demnach nicht vorliegen.

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Über die „Raserei“ im Wodantal hinaus empören sich die Anwohner auch über den Lärm der Fahrzeuge - und das seit Jahren. Dazu würden vor allem am Wochenende die Motorräder ihren Teil beitragen. Die Polizei führe augenscheinlich häufig Tempokontrollen durch, unter anderem in den Bereichen Raffenberg/Schulenbergstraße, Nierenhof/Langenberg und Schee/Obersprockhövel. Trotzdem würden wohl viele Fahrer kräftig aufs Gas treten. Für die Sicherheit Strecke müsse mehr getan werden, macht Melcneczuk deutlich, dabei sollten die Nachbarstädte aber möglichst zusammenarbeiten.