Hattingen. Die Polizei stellt ihre Kriminalitätsstatistik 2023 vor. Im EN-Kreis und Hattingen gibt es mehr gefährliche Körperverletzungen und Einbrüche.
Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist weiter eine der sichersten Regionen des Landes. Entgegengesetzt zum Landestrend (+3,4 Prozent) sinken die Kriminalitätszahlen insgesamt im Kreis (-8 Prozent). In Hattingen gibt es indes einen Anstieg. Und es gibt Bereiche, die die Polizei sorgen - dazu gehört der Anstieg der Gewalttaten, vor allem der gefährlichen Körperverletzungen.
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Das Plus der Straftaten insgesamt in Hattingen ist verschwindend gering. Nur sieben Fälle mehr als im Vorjahr wurden der Polizei bekannt. Doch während kreisweit in einigen Strafbereichen eine Verbesserung zu beobachten ist, gibt es andere, die sich verschlechtern.
Mehr Gewalttaten
Der Anstieg der Gewaltkriminalität ist einer der Treiber in der Kriminalitätsstatistik 2023 der Polizei Ennepe-Ruhr, erklärt André Pieper, Leiter der Direktion Kriminalität. Die Zahlen sind in diesem Bereich im EN-Kreis sogar mehr angestiegen (+ 8,8 %) als in NRW (+7 %). Betrachtet man allein die gefährliche und schwere Körperverletzung - also solche, die mit Gegenständen (zum Beispiel vermehrt Messer) oder in Gruppen begangen wurden oder schwere Verletzungen nach sich zogen - liegt der Anstieg sogar bei 18,7 Prozent im EN-Kreis: auf 292 Fälle im vergangenen Jahr.
„Gefühlt gibt es eine niedrigere Hemmschwelle, ein Messer einzusetzen“, beobachtet Pieper. Das zeigt sich zum Beispiel auch auf Straßenfesten. Deshalb ist die Gewaltrate in Städten mit mehr großen Festen erfahrungsgemäß höher.
Nicht-deutsche Verdächtige überpropotional
Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung der Kriminalitätsstatistik hatte NRW-Innenminister Herbert Reul auf den überproportionalen Anteil nicht-deutscher Staatsangehöriger an den Tatverdächtigen hingewiesen. Jede dritte kriminelle Tat sei von einem Nichtdeutschen begangen worden, so Reul. Auch im Ennepe-Ruhr-Kreis sind ausländische Täter überrepräsentiert.
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Für den gesamten Bereich der Gewaltkriminalität hatten 41,78 Prozent der Tatverdächtigen in den Kommunen an Ennepe und Ruhr (außer Witten) keinen deutschen Pass. Landesweit ist es ein knappes Prozent weniger. Allein bei schweren und gefährlichen Körperverletzungen liegt der Anteil ausländischer Verdächtiger bei 39,5 Prozent. Die am stärksten vertretenen Nationalitäten: türkisch, syrisch und rumänisch.
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Dennoch betonen Landrat Olaf Schade, Polizeichef Frank Kujau und auch André Pieper für seinen Bereich: „Man kann nicht pauschal sagen, dass wir ein Problem mit nicht-deutschen Tatverdächtigen haben. Denn wo ich 39,5 Prozent nicht-deutsche Tatverdächtige habe, habe ich immer noch gut 60 Prozent deutsche Tatverdächtige.“ Und Flüchtlingsströme, zum Beispiel aufgrund des Ukraine-Konflikts, spiegelten sich nicht in besonders erhöhten Fallzahlen wieder.
Dennoch betrachte die Polizei auch diesen Fakt genau, stellt aber den Deliktbereich in den Mittelpunkt: Wo und wann werden welche Straftaten begangen? Welche Möglichkeiten gibt, es Straftaten zu vermeiden? Die Veränderungen von 2022 auf 2023 seien im EN-Kreis aber nicht so besorgniserregend, dass Nichtdeutsche schwerpunktmäßig in den Fokus rücken würden.
Einbrüche auf Vor-Corona-Niveau
Neben der Gewalt macht Pieper ein zweites Hauptfeld in Sachen Kriminalität aus: Wohnungseinbrüche. Dort ist die Zahl deutlich gestiegen, um 57 auf 359. Die Zahlen bewegen sich damit wieder auf Vor-Corona-Niveau. In Hattingen ist der Anstieg mit einem Plus von 25 am deutlichsten. Allerdings ist Hattingen auch die mit Abstand größte Stadt in der Zuständigkeit der Kreispolizei.
Sexualdelikte mehr als halbiert
Ein deutliches Minus macht die Polizeistatistik für den EN-Kreis im Bereich der Sexualdelikte aus (-36,6 Prozent). Auch Vermögens- oder Fälschungsdelikten gibt es einen deutlichen Rückgang (-20,7 %). Auch bei Diebstahl gibt es einen geringsfügigen Rückgang (-1,4 %)
Die Zahl der Fälle im Bereich Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften hat sich mehr als halbiert - von 384 auf 156 Fälle. Die Polizei hat auf die Aufklärung und Vereitelung dieser Taten einen besonderen Schwerpunkt gelegt. Seit 2020 gibt es eine spezielle Ermittlungsgruppe für den Bereich Kinderpornografie.
Wohnungseinbrüche zählen zudem zu den Straftaten mit der geringsten Aufklärungsquote. Keine fünf Prozent der Einbrüche in Hattingen konnten im vergangenen Jahr aufgeklärt werden. Das liegt vor allem daran, dass professionelle Banden in den seltensten Fällen Spuren hinterlassen und Orte schnell wieder verlassen.
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Umso wichtiger sei die Prävention: Durch Einbruchssicherung am eigenen Haus oder der Wohnung, aber auch durch Aufmerksamkeit. Die Polizei bittet nachdrücklich: Melden Sie verdächtige Beobachtungen sofort. Das fremde Auto, das herumfährt, Unbekannte, die sich auffällig verhalten. Denn Profis kundschaften ihre Zielobjekte intensiv aus.
Die Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis hat einen besonderen Schwerpunkt auf die Verhinderung von Einbrüchen gelegt.