Hattingen. Der Polizeiwache in Hattingen fehlt Personal. Dauerrandalierer und Spaziergänger binden Einsatzkräfte zusätzlich. Das hat Folgen für die Bürger.
Die Polizeiwache in Hattingen bekommt einen neuen Leiter. Die Probleme bleiben allerdings die alten: Das Personal ist knapp. Inzwischen sorgen zusätzliche Dauereinsätze dafür, dass Polizisten gebunden sind und nicht für andere Aufgaben zur Verfügung stehen. Deshalb kann es in Bagatellsachen durchaus mal länger dauern, wenn die Polizei gerufen wird.
70 Polizeibeamte arbeiten für die Wache in Hattingen. Seit 14 Jahren leitete sie Markus Faßbender. Mit seinem Abschied in den Ruhestand übernimmt jetzt Oliver Schmanck (55) diese Aufgabe. „Die Anforderungen sind mit der Zeit gestiegen“, weiß Faßbender um die Herausforderungen für seinen Nachfolger.
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Seit gut anderthalb Jahren gebe es in Hattingen zum Beispiel ein „herausforderndes Demonstrationsgeschehen“. Auch wenn die Montagsspaziergänge „zu 99,9 Prozent friedlich“ verlaufen, wie Kreispolizeichef Frank Kujau betont, so binden sie doch jedes Mal auch Polizeikräfte. „Das belastet die Behörde“, gibt er zu. Denn Unterstützung von außerhalb gibt es für diese Einsätze nicht. Vielmehr müssen Polizisten aus dem Verkehrsdienst und Bezirksdienst abgezogen werden, um die Demonstranten, die größtenteils nicht aus Hattingen kommen, zu begleiten.
Leitung und Erreichbarkeit der Polizeiwache
Die Polizeiwache in Hattingen an der Nierenhofer Straße 14 ist erreichbar unter 02324 91666000. Sie ist durchgängig besetzt. In Notfällen ist die Leitstelle der Polizei zu alarmieren unter 110.
Nachfolger von Markus Faßbender als Chef der Hattinger Polizeiwache ist Oliver Schmanck. Der 55-Jährige ist seit 1985 bei der Polizei und seit 2017 im Ennepe-Ruhr-Kreis eingesetzt. Als bisheriger Vertreter von Faßbender kennt er seinen neuen Arbeitsbereich bereits.
Auch Fälle, wie der randalierende Mieter an der Wuppertaler Straße in Sprockhövel, der innerhalb weniger Monate für 42 Einsätze sorgte, binden Polizisten. Dazu kommen weite Wege, weil das Einsatzgebiet sehr groß ist und Fahrten entsprechend lange dauern können. Zudem haben rechtliche Veränderungen, zum Beispiel beim Arbeitsrecht und der Frage, wie viele Nachtdienste man machen darf, einen Einfluss auf die Einsatzfähigkeit der Polizei.
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All das führt dazu, dass in der Leitstelle stets nach Dringlichkeit abgewogen werden muss. „Es wird nicht passieren, dass die Polizei zu einem Notfall nicht kommt“, unterstreicht Kujau mit Nachdruck. Er gibt aber zu, dass es bei Bagatellsachen vorkommen kann, „dass die Wartezeit einmal so lange ist, dass der Bürger das selbst regelt“. Zum Beispiel bei einem Unfall mit Blechschaden. „Ich kann auch nicht ausschließen, dass, wenn bei einer Ruhestörung die Polizei gerufen wird, die Ruhestörung nicht mehr besteht bis wir da sind.“ Die Kreispolizei kommt mit ihrem Personal aus, aber es erfordert schon ein gutes Kräftemanagement, sagt Kujau.
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„Personalmangel gibt es überall. Es ist vor allem ein typisches Problem kleiner Behörden. Das Personal wird ausgebildet, aber es kommt nicht an“, resümiert der scheidende Chef der Hattinger Wache, Markus Faßbender.
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Paradox: Der Grund dafür gibt eigentlich Grund zur Hoffnung. Polizeibeamte werden vom gemäß einer „belastungsbezogenen Kräfteverteilung“ zugewiesen. Bedeutet: Wo viel los ist, gibt es auch mehr Personal. Und Hattingen und der Ennepe-Ruhr-Kreis sind eben keine Kriminalitäts-Hochburg, sondern im Verhältnis relativ sicher.
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Dennoch beschäftigt sich auch die hiesige Polizei regelmäßig mit möglichen Problemfeldern. In Fallkonferenzen und bei Runden Tischen geht es zum Beispiel um Kleinkriminalität – auch hier ist Hattingen keine Hochburg – aber auch um Themen wir Clankriminalität. „Wir haben keine Clanprobleme, aber klar, die wohnen auch hier“, sagt Kujau. Christine Freynik, Hattingens Erste Beigeordnete und Fachbereichsleiterin für Bürgerservice, Rechts- und Ordnungsangelegenheiten, erklärt, dass Beschäftigte der Stadt in Zusammenarbeit mit der Polizei für das Thema sensibilisiert werden sollen, um zu wissen, worauf zu achten ist.