Hattingen. Kultur polarisiert: Was ist nötig, was nicht? Welche Angebote passen zu einer Stadt, etwa zu Hattingen? Die WAZ hat sich auf der Straße umgehört.
Konzerte und Ausstellungen, Feste und Märkte, Lesungen, und, und, und – Kultur ist überall und nirgends, auch in Hattingen. Hat die Stadt genug Kulturangebote oder fehlt etwas? Eine Umfrage.
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„Wir sind nicht gerne in Einkaufszentren unterwegs. Wir laufen lieber so durch die Stadt von Geschäft zu Geschäft“ – Anna (58) und Paul (58) kommen gerade vom Shoppen über die Ampel von der Großen Weilstraße in die Bahnhofstraße gelaufen. Sie sind häufig in Hattingen – wenn nicht gerade zum Einkaufen, dann zu anderen Veranstaltungen. Obwohl Anna zunächst sagt „Nee, ich wüsste jetzt nicht, dass wir hier mal was Kulturelles mitgemacht haben“, fällt ihnen nach kurzer Überlegung doch einiges ein. Meistens kommen sie wegen der Live-Musik zum Altstadtfest. „Obwohl das ja auch nachgelassen hat, weil keiner mehr Geld dafür hat“ meint Paul.
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Auch beim Harley-Davidson-Treffen auf der Henrichshütte sind sie jedes Jahr dabei. In diesem Jahr ist es am 4. August wieder Zeit für das „Ruhrpott Meeting“. Auch das Blues-Festival in Blankenstein haben sie im vergangenen August besucht. Fans der Altstadt und Restaurants sind sie ebenfalls – ihnen fehle hier also an nichts. Für beispielsweise größere Konzerte gibt es ihrer Meinung nach ja auch andere Städte in der Umgebung.
Fackelführung auf der Hütte, Altstadtfest und Weihnachtsmarkt
Jutta (64) hat früher in Sprockhövel gewohnt und war dementsprechend häufiger in Hattingen unterwegs. Nun wohnt sie jedoch in Wuppertal, arbeitet in Düsseldorf und kommt nur noch selten her. „Ich freue mich schon, wenn ich Rentnerin bin, dann komme ich wieder häufiger“ sagt sie und lacht. Am liebsten geht sie im Sommer an der Ruhr lang oder sitzt in einem Café in der Altstadt.
Vor einigen Jahren habe sie auch schon einmal an einer Fackelführung auf der Henrichshütte teilgenommen. Seitdem sie nicht mehr in der Nähe wohnt, bekomme Jutta kaum noch Informationen über kulturelle Veranstaltungen in Hattingen. Das fände sie schade, weil es ihr hier so gut gefalle. Auch weil sie hier viel mehr Leute kenne als in Düsseldorf. Zum Altstadtfest und Weihnachtsmarkt kommt sie trotzdem noch.
Für klassische Konzerte interessieren sich vor allem Bernd (60) und Sylvia (59). In der Gebläsehalle haben sie mal ein solches Konzert besucht. Die beiden würden sich freuen, in Hattingen mehr Veranstaltungen dieser Art besuchen zu können. Von den Konzerten in der St.-Georgs-Kirche wissen sie beispielsweise nichts, zeigen dann aber großes Interesse.
Das sagen die Jugendlichen zu Hattingens Angeboten
Aber wie sieht es eigentlich mit der Jugend aus? Harley-Treffen oder Fackelführungen sprechen die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen vermutlich eher weniger an. Daniel (24) fehlen in der Stadt nicht nur Veranstaltungen, sondern er weiß auch kaum über die Bescheid, die stattfinden. „Ein Konzert oder Festival an der Ruhr wäre auch mal nett“, sagt er.
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Neben der Lumagica auf der Hüttengelände habe er zuletzt in der Schulzeit an einem kulturellen Event teilgenommen. Ihn stört es zwar nicht, für Unternehmungen beispielsweise nach Bochum zu fahren – zumal von dort ja auch der Nachtexpress unterwegs ist – aber in seiner Heimatstadt wäre es schon gemütlicher, mal etwas zu unternehmen.
Liliane (13) und Sophie (12) würden sich auch über mehr Veranstaltungen freuen. „Hier ist ja nie sehr viel los. Vielleicht wären Konzerte mal cool“ sagt Liliane. Sie sind künstlerisch interessiert und haben auch schon einmal an einer AG teilgenommen. Beispielsweise Workshops in dieser Richtung würden sie ebenfalls interessieren.