Hattingen. Das Immobiliengeschäft ist schwieriger geworden, sagt Lothar Gerhard Stalter aus Hattingen. Was der Immobilienmakler Käufern und Verkäufern rät.

Nein, von einer Krise der Immobilienwirtschaft möchte Lothar Gerhard Stalter nicht sprechen. Aber sowohl der Kauf von Haus oder Wohnung als auch deren Verkauf seien gegenüber dem Vorjahr schwieriger geworden, erklärt der Immobilienhändler aus Hattingen. Was er beobachtet hat – und wozu er rät.

„Die Preise für gebrauchte Einfamilienhäuser in Hattingen sind in diesem Jahr infolge der Zinswende deutlich gefallen“, sagt der 67-Jährige von Stalter Immobilien, der unter anderem auch Wertermittler für Immobilien ist.

Immobilienerwerb ist schwieriger geworden

Für potenzielle Käuferinnen und Käufer sei ein Immobilienerwerb dennoch schwieriger geworden, da sich für sie bei einer Kreditaufaufnahme auch die zurückzuzahlenden Zinsen deutlich erhöht hätten.

Stalter macht das an einem Beispiel deutlich: Vor einem Jahr habe man für einen 500.000-Euro-Hauskredit, der über zehn Jahre läuft, noch jährlich mit 5000 Euro an Zinsgebühren kalkulieren können – „ohne die jeweils vereinbarten monatlichen Tilgungsraten“. In diesem Jahr dagegen müssten Bürger bei Aufnahme derselben Kreditsumme für dieselbe Dauer allein mit jährlichen Zinsgebühren von 25.000 Euro rechnen. „Das sind mehr als 2000 Euro im Monat.“

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Bei Bestandsimmobilien älteren Baujahres gelte es, so Stalter, für Käufer in die Gesamtkosten zudem Kosten für eine energetische Sanierung mit einzurechnen. Von der Fassadendämmung über neue mehrfachverglaste Fenster bis hin zur neuen Heizanlage könnten da schnell mehr als 100.000 Euro zusammenkommen. „Daran muss man denken.“ Wer das Geld dafür aufbringen kann, dem rät Stalter aber durchaus zum Kauf einer älteren Bestandsimmobilie. „Die älteren Häuser in der Stadt haben ja meist wunderbare Grundstücke und befinden sich in Toplagen.“

Lothar Gerhard Stalter von Stalter Immobilien in Hattingen.
Lothar Gerhard Stalter von Stalter Immobilien in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Dass sich manche Menschen ein Eigenheim indes nicht (mehr) leisten können, sei auf dem Immobilienmarkt natürlich zu spüren, erklärt er. „Der Markt bei dem Verkauf von schlüsselfertigen Neubauten etwa ist gegenüber dem Vorjahr um 42 Prozent eingebrochen.“

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Und auch bei Bestandsimmobilien mache sich die Zinswende bemerkbar. So seien diese in Hattingen im Vorjahr zumeist binnen ein, zwei Wochen veräußert worden – „auch die hochpreisigen“. Heute müssten Immobilienbesitzer, die verkaufen wollten, sich dagegen deutlich länger gedulden. „Sechs bis acht Monate sind völlig normal.“ Und das, obwohl auf dem hiesigen Immobilienmarkt aktuell kein Angebotsmangel herrsche. Fast sieben Mal so viele Häuser wie im Vorjahr suchten zurzeit einen neuen Besitzer, sagt Stalter.

Die vielen auf Immobilienbesitzer zukommenden Veränderungen verunsichern

Die Gründe dafür sieht der 67-Jährige unter anderem in den vielen auf Immobilienbesitzer zukommenden Veränderungen. „Grundsteuerreform, energetische Sanierung, Heizungsgesetz: Viele Bürger wissen bis heute nicht genau, mit welchen Kosten sie künftig kalkulieren müssen. Sie sind verunsichert“, sagt Stalter.

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Immobilienmakler, Stahlhändler, Handelsrichter

Lothar Gerhard Stalter ist Immobilienmakler, Wertermittler für Immobilien, er betreibt seit 40 einen Stahlhandel – und ist nun zum dritten Mal in Folge von der Präsidentin des Oberlandesgerichts in Hamm zum ehrenamtlichen Handelsrichter am Landgericht Essen ernannt worden. Für weitere fünf Jahre.

Die Kammer für Handelssachen am Landgericht Essen ist mit drei Richtern besetzt: einem hauptberuflichen Richter und zwei ehrenamtlichen (Handels)-Richtern. Handelsrichter haben die vollen Rechte und Pflichten eines Berufsrichters. Durch sie soll eine Berücksichtigung der Handelsbräuche gewährleistet sein, sie bringen ihre Sachkenntnisse in die Gerichts-Entscheidungen ein.

Mit Streitigkeiten einer GmbH etwa beschäftige sich die Kammer für Handelssachen zum Beispiel, sagt Stalter, mit angenommenem falsch deklariertem Abfall, mit irreführender Werbung.

Ein besonders interessanter Fall, so der Hattinger, habe sich dabei um eine nach Asien verschiffte Maschine gedreht, die in einen Seecontainer verbracht und in diesem festgezurrt worden war. Auf der Fahrt im Containerschiff sei sie dennoch umgekippt. „Da mussten wir dann klären, wo der beste Platz auf einem Schiff für so eine Fracht ist, ob diese fachgerecht gesichert war und vieles andere mehr. Das war sehr, sehr spannend.“

Gerade bei Menschen ab etwa 60 Jahren erlebe er es dabei zurzeit häufiger, dass sie ihre Immobilie veräußern und künftig zur Miete wohnen wollen. Stalter kann das persönlich auch gut verstehen – zumal, wenn das Eigenheim für die eigenen Bedürfnisse ohnehin zu groß geworden ist. „Ich rate in solchen Fällen dann tatsächlich meist dazu, zu verkaufen und möglichst eine Wohnung anzumieten, die auf dem neuesten energetischen Stand ist – idealerweise von einer Wohnungsgenossenschaft.“ Dann sei die Gefahr für eine baldige Sanierung gering und auch ein weiterer Umzug wegen einer möglichen Eigenbedarfsklage des Vermietenden ausgeschlossen.

Keinen Verkauf in Eigenregie tätigen

Im Übrigen rät er Noch-Immobilienbesitzern dringend dazu, keinen Verkauf in Eigenregie zu tätigen, sondern stets einen Fachmann zurate zu ziehen. „Wir etwa bieten jeden Dienstag von 15 bis 18 Uhr eine kostenlose Sprechstunde am Steinhagen an.“

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