Hattingen. Weg vom Tagesgeschäft, hin zum Gestalten für übermorgen – und in Hattingen soll dabei jeder mitreden. Wie eine Partei sich neu erfinden will.
„Wir brauchen Ideen für Hattingen: Wo wollen wir hin mit unserer Stadt? Wir brauchen einen Diskussionsprozess, einen, der offen geführt ist für die ganze Stadt und mit der ganzen Stadt. Wir brauchen ein Konzept 2035 oder sogar 2040. Ich finde es unerträglich, dass wir nur das Tagesgeschäft abarbeiten – wir müssen gestalten für übermorgen!“
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Politiker, sei es im Großen auf der Bundesbühne oder eben auch im Kleinen der kommunalen Kammer, haben es momentan nicht leicht. Denn es sind schwierige Zeiten: Populismus wird großgeschrieben, viele wissen alles besser, jeder will mitreden. Zumeist ist dies getrieben vom Blick auf die nächste Wahl.
Ja, auch die SPD Hattingen blickt auf die nächste (Kommunal-)Wahl und will sich schon zwei Jahre zuvor auf den Weg machen. Und Manfred Lehmann, Parteichef der Hattinger Sozialdemokraten, und sein Stellvertreter Leon Reinecke machen beim Redaktionsbesuch deutlich, dass sie sich wünschen, dass viele mitreden. „Wir werden zukünftig themenbezogen zum Austausch einladen. Es wird zwei, drei Monate darüber gesprochen, dann haben wir ein Ergebnis und keiner muss beim nächsten Thema mitmachen.“
Klassische Parteibindung spielt keine Rolle mehr
Die klassische Parteibindung spielt keine Rolle mehr. Auch weil die Politikverdrossenheit immer größer wird, gelingt es immer seltener, Menschen für ein Parteibuch zu begeistern. „Keiner will sich binden, aber wir haben festgestellt, dass es natürlich nach wie vor Menschen mit Ideen gibt, die sich auch umsetzen wollen“, sagt Lehmann.
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Die Fläche des alten O&K-Geländes an der Nierenhofer Straße ist so ein Thema, „das uns noch lange beschäftigen wird“. Lehmann weiß: „Wir sind da nicht handelnd, rennen einem Investor hinterher, der Profit machen will und können das nur begleiten. Das aber bitte im Sinne der Bürgerinnen und Bürger.“
Die Sozialdemokraten wollen sich bei ihren Themen mehr auf die Ortsteile konzentrieren. „Zum Beispiel auf die Südstadt mit ihrer Mobilitätsthematik, auch auf Bredenscheid, Holthausen und Winz-Baak zum Beispiel.“
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„Wir müssen auf die Kultur aufpassen, dürfen sie nicht aus den Augen verlieren“, ergänzt Leon Reinecke. „Und auf die Rettungsdienste und den Katastrophenschutz wie DLRG und THW.“
Familien sollen im Blickpunkt stehen
Es soll ein Netzwerk entstehen, Familien sollen im Blickpunkt stehen, auch mehr Bürgernähe. Denn: „Die Menschen haben ganz einfache Anliegen. Wir müssen ihnen deutlich machen, dass wir gegebenenfalls Möglichkeiten haben, die ein Verein nicht hat“, so Lehmann. „Wir wollen allen die Möglichkeit geben, dabei mitzumachen.“
Erste Schritte und eine Sommertour
„Wir sind da, wo die Menschen sind. Wir sind da, wo die Menschen uns brauchen“, so der SPD-Vorsitzende Manfred Lehmann selbstbewusst auf dem Stadtparteitag.
Mit den Foren Sport und Kultur habe die Partei bereits den Weg geebnet, auf dem sie in der Zukunft weitergehen möchte. Man wolle die Probleme der Vereine und Institutionen verstehen.
Die Fraktionsvorsitzende der Hattinger Sozialdemokraten, Melanie Witte-Lonsing, war darüber hinaus auf einer Sommertour in der Stadt unterwegs.
Ob dies ein erster Fingerzeig in Richtung Bürgermeisterkandidatur sei, bleibt beim WAZ-Gespräch mit der Parteiführung Manfred Lehmann und Leon Reinecke indes offen: „Dazu werden wir aktuell nichts sagen.“
Was bisweilen den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern erschwert, und das gibt Manfred Lehmann unumwunden zu, ist die Bundespartei und ihr Wirken in Berlin. „Ja, ich tue mich mit vielen Entscheidungen schwer. Gerade bei der Steuerpolitik, mit der ich mich besonders gut auskenne, dreht sich mir manchmal der Magen um.“
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Dies sei aber kein Grund zurückzustecken. Nein, die SPD will sich offensiv für die Wahl 2025 aufstellen: „Wir wollen jetzt in Hattingen einen Prozess in Bewegung bringen, bei dem am Ende eine bessere Stadt steht.“