Hattingen. Im Winter bieten Wanderrouten neue Perspektiven. Der junge Deilbachsteig ist in Hattingen am schönsten. Warum, weiß Fitnesswanderer Bernd Jeucken

Wandern geht nicht nur im Sommer: Auch Winterwetter – bestenfalls schneebezuckert – lädt zum Entdecken und Gebießen ein. Zum Beispiel auf dem Deilbachsteig. Die schönste Strecke des Wanderwegs liegt auf Hattinger Gebiet. Davon ist Bernd Jeucken überzeugt. Der ehemalige Leiter der Hattinger Stadtbibliothek ist ein echter Profi in Sachen Wandern. Er führt mittlerweile eine begeisterte Gruppe von Wanderfreunden auf den schönsten Touren an.

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Im Juni dieses Jahres wurde der neue Steig eröffnet und die Wanderer um Bernd Jeucken haben den Pfad nun auf Herz und Nieren geprüft. Zusammen mit einem Dutzend Teilnehmern des „Fitnesswanderkurses“ der Volkshochschule startete er am Parkplatz Ruhrschwall unterhalb der Isenburg gegenüber der Ruhr und guckte sich die besonders sehenswerten Abschnitte an. Die Tour ging über 25 der insgesamt 33 Kilometer langen Strecke.

Am Wasserturm am Kressenberg führt auch der neue Deilbachsteig vorbei.
Am Wasserturm am Kressenberg führt auch der neue Deilbachsteig vorbei. © Fischer | Walter Fischer

Ruinen am Wegesrand

Der gesamte Deilbachsteig, der im Sommer dieses Jahres eröffnet wurde, führt die Wanderer über 33 Kilometer von der Ruhr in Hattingen über Velbert Nierenhof und Langenberg zum Baldeneysee in Essen Kupferdreh.

Der Steig verläuft im Tal des Deilbachs, der die Verbindung einer interessanten Kulturlandschaft ist, an der man die Industrialisierung ablesen kann. Es geht über Berghänge und hügelige Wälder, ab und zu sehr schmale Pfade bergauf und bergab. Aber es führen eben auch längere Abschnitte durch Wohn- und Gewerbegebiete, entlang von vielbefahrenen Straßen. Nur in Hattingen nicht. Da wandert man durch Natur pur.

Schon im Mittelalter wurden am 20 Kilometer langen Deilbach Wassermühlen gebaut, es entstand eine frühe Form der industriellen Verarbeitung, wie man auf der Seite der Industriekultur nachlesen kann. Kohle und Erze wurden abgebaut, Handwerksbetriebe verarbeiteten sie weiter. Es gab Ziegeleien, Zechen, Eisen-und Kupferverarbeitung. Viele Ruinen kann man auf der Route besichtigen. Alle Informationen gibt es auf der Seite ruhrgebiet-industriekultur.de/deilbachsteig.

Bernd Jeucken ist ehrlich und schonungslos, wenn er über seine Touren spricht. „Der interkommunale Wanderweg berührt die Städte Hattingen, Essen und Velbert und besitzt eine sowohl landschaftlich als auch kulturhistorisch attraktive Streckenführung. Das ist unbestritten. Es gehe aber auch auf Essener Gebiet streckenweise an wenig reizvollen Straßenabschnitten vorbei.

Landschaftlich wirklich umwerfend sei tatsächlich der Hattinger Abschnitt. Sieben Kilometer kann man durch herrlichste Landschaft marschieren. Los geht’s da, wo die Wildwasserkanuten trainieren.

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„Man glaubt wirklich nicht, im Ruhrgebiet zu sein, wenn man durch das Balkhauser Tal wandert“, schwärmt Jeucken. Zwei Kilometer führt der Wanderweg durch schönste Natur. „Dann kommt man an ein paar Häusern vorbei und überquert die Straße. Man befindet sich am Kressenberg parallel zum Isenberg, denn das Balkhauser Tal trennt die beiden Berge. Der unübersehbare Backsteinbau ist der Wasserturm am Kressenberg. „Dort steht auch eine auffällige Hippiebank, liebevoll bemalt.“

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Weiter geht es auf dem Höhenzug, man kommt an einen wunderschönen Buchenwald und trifft dann auf die Straße „Am Kressenberg“, vorbei an der Kirche in Niederbonsfeld. Die Attraktivität der sieben Kilometer langen Wanderung auf Hattinger Gebiet: Man muss kaum Straßen überqueren, hat keinen Autoverkehr in der Nähe, kann die Natur in vollen Zügen genießen. Die Ruhe und die reine Luft, die man auf dem Spaziergang hat, ist überwältigend.

Bernd Jeucken leitet den VHS-Kurs „Fitnesswandern“ - er kennt sich aus auf den Hattinger Wanderstrecken.
Bernd Jeucken leitet den VHS-Kurs „Fitnesswandern“ - er kennt sich aus auf den Hattinger Wanderstrecken. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Der Kenner Jeucken macht noch einmal deutlich, was jeder Wanderer eigentlich weiß: „Auf jeden Fall ein bisschen Marschverpflegung mitnehmen und ausreichend zu trinken. Das ist im Sommer zwar ganz besonders wichtig, aber eben auch in den kalten Monaten, muss der Körper beim Wandern gut mit Wasser versorgt werden. Und bei einem Päuschen ein paar Kalorien zu sich zu nehmen, hält auch die Lebensgeister immer bei Laune. Eins ist klar: Man sollte kein Wander-Anfänger sein, wenn man sich auf den Deilbachsteig begibt. Denn es sind auf der gesamten Tour doch zum Teil sehr steile Stücke zu überwinden.

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