Hattingen. . Holger Kost (46) und Lothar G. Stalter (62) bringen ihre Erfahrungen aus der beruflichen Praxis bei der Entscheidungsfindung in Handelssachen ein

Holger Kost (46) ist geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Friedrich Kerkemeier, Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Bereich Mobilität und Logistik – und jetzt vom NRW-Justizministerium bis Mitte August 2023 erstmals zum ehrenamtlichen Handelsrichter beim Landgericht Essen ernannt worden. Lothar Gerhard Stalter von Stalter Immobilien ist schon erfahren im Amt. Damit sind nun gleich zwei Hattinger in der Kammer für Handelssachen vertreten.

Ehrenamtliche Handelsrichter haben die Aufgabe, bei der Entscheidungsfindung in Handelssachen ihre Erfahrungen aus der beruflichen Praxis einzubringen.

Viele Vergleiche mit beschlossen

Aus einer Marathon-Sitzung als Handelsrichter kam Stalter (62) kürzlich. „Sie hat von zehn bis 17.30 Uhr gedauert“, berichtet er. Er hatte das Ehrenamt bereits fünf Jahre inne, ist nun erneut ernannt worden. Stalter findet es hochinteressant, Prozesse zu verfolgen, „die auch mit meiner Firma zu tun haben“. Denn er ist nicht nur Makler, sondern hat auch eine Verwaltungsgesellschaft und einen Stahlhandel. „Da bin ich ja auch gelegentlich beim Handelsgericht. Aber als Handelsrichter sitze ich auf der anderen Seite.“

Lothar G. Stalter hat bereits Erfahrung als Handelsrichter.
Lothar G. Stalter hat bereits Erfahrung als Handelsrichter. © Tassos

Dass er beide Seiten kenne, sei für das Amt vorteilhaft. „Ich kann aus unternehmerischer Sicht viel beitragen, die hauptamtliche Richterin aus juristischer Sicht“, erklärt er. Viele erfolgreiche Vergleiche habe er in den vergangenen Jahren schon mit beschlossen. „Das ist aus wirtschaftlicher Sicht das Beste“, meint er und beurteilt einen Vergleich dann als gut, „wenn beide Seiten betroffene Gesichter machen“. Meist würden die Parteien das Urteil einsehen.

Keine juristische Vorbildung nötig

„Die IHK hat mich für das Amt empfohlen“, sagt Kost. Es bekommen zu haben, empfindet er als Auszeichnung und Ehre. „Ich bin kein gelernter Jurist.“ Eigentlich hatte er sich auf sein Amt als Handelsrichter vorbereiten wollen, aber bei der Kammer habe man ihm gesagt, „dass ich nichts machen muss. Der Richter wird mich vor der Verhandlung einweisen, den Fall vortragen“.

Kost ist gespannt auf seinen ersten Einsatz. „Das wird in diesem Monat sein.“ Acht Termine im Jahr wird er dann wahrnehmen. Zwar ist das für Kost, der sich auch stark auf der Ausbildungsmesse engagiert, zusätzliche Arbeit, aber die „finde ich spannend. Denn da kann ich meinen eigenen Horizont noch erweitern“, sagt der gebürtige Bochumer, der Ver- und Entsorger gelernt, sich danach zum Techniker in dem Bereich weitergebildet hat. 2002 wechselte er in die Logistik-Branche – nach Hattingen zum Unternehmen Kerkemeier Spedition und Logistik. Mit dem Lernen war es da noch nicht vorbei: Kost hängte noch eine Weiterbildung zum Verkehrsfachwirt dran.

Zu den Verhandlungen etwa von Streitigkeiten aus Geschäften unter Kaufleuten kann er praktische Erfahrungen beisteuern. Die Kammer für Handelssachen entscheidet nur auf Antrag einer der Parteien.

>>> WAS HANDELSRICHTER GEWÄHRLEISTEN

Die Kammer für Handelssachen am Landgericht Essen ist mit drei Richtern besetzt: einem hauptberuflichen Richter und zwei ehrenamtlichen (Handels)-Richtern.

Handelsrichter haben die vollen Rechte und Pflichten eines Berufsrichters. Durch sie soll eine Berücksichtigung der Handelsbräuche gewährleistet sein.