Hattingen/Bochum/Witten. Der historische Zug des Eisenbahnmuseums fährt regelmäßig von Bochum über Hattingen und Witten. Die Loks und Waggons haben eine lange Geschichte.
Es dampft, es stampft, es rattert: Der Museumszug rauscht derzeit wieder regelmäßig durch das Ruhrtal. Die historischen Wagen und Loks haben eine lange Geschichte, die man auf den Fahrten live erleben kann. Wir stellen vor, was die Waggons ausmacht und verraten, wie die Hauptuntersuchung bei einer Dampflok aussieht und was sie so teuer macht.
Die Dampflokomotive
Die Dampflokomotive ist wohl die imposanteste Erscheinung, wenn der Museumszug zwischen dem Eisenbahnmuseum in Dahlhausen über die Hattinger Halte Alter Bahnhof, Henrichshütte, Blankenstein und Haus Kemnade nach Witten rattert. Jeden ersten Sonntag im Monat fährt sie. Im vergangenen Jahr war die „Preußische P8“ bei der Hauptuntersuchung.
600.000 Euro kostet allein diese Untersuchung, die eine tiefgreifende Instandsetzung der Lokomotive von 1918 beinhaltet. „Hierbei wird das komplette Fahrzeug demontiert und der Zustand der einzelnen Bauteile wird gründlich aufgenommen und dokumentiert. Anschließend erfolgt die Aufarbeitung aller schadhaften oder verschlissenen Bauteile. Oft ist auch eine Neufertigung notwendig. Abschließend erfolgen Zusammenbau, Lackierung und Indizierung der Lok“, erklärt Walter Thomassen, Sprecher des Eisenbahnmuseums. Alle vier Jahre muss der Kessel untersucht werden, das Fahrwerk alle acht Jahre.
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Die Lok ist eine von zweien ihrer Art, die noch in betriebsfähigem Zustand sind. Insgesamt gibt es noch 26 Loks dieser Baureihe, davon 13 als Museumslokomotiven. Entworfen wurde die P8 einst von der preußischen Staatsbahn. 3962 Exemplare wurden zwischen 1906 und den 1930er-Jahren gebaut.
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Die Lok, die – so hofft das Eisenbahnmuseum – ab Juni wieder durchs Ruhrtal dampft, war ab 1918 zwischen Erfurt und Aalen, bis 1949 auch bis Darmstadt, Krakau und Baranawitschy in Weißrussland unterwegs und bis 1980 noch in der ehemaligen DDR. Dann wurde sie Denkmallok und kam 1991 nach Bochum.
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Betrieben werden kann die Dampflok übrigens mit Holz, Kohle oder Öl. Ideal ist Steinkohle, weiß Thomassen: „Eine Maschine wie unsere P8 benötigt so ungefähr eine Tonne Steinkohle auf 50 Kilometer.“ Für Betrieb und Wartung einer Dampflok werden pro Jahr etwa 100.000 Euro fällig – unabhängig von Wasser und Brennstoffkosten.
Die Diesellok
Jeweils am vierten Sonntag im Monat zieht die Diesellok V100 die Waggons. Ende der 1950er- bzw. Anfang der 1960er-Jahre ersetzte die V100 im leichten Reise- und Güterverkehr die Dampflok auf Nebenstrecken, die nicht elektrifiziert waren.
Die Lok des Eisenbahnmuseums mit der Nummer „212 007-9“ war eine der ersten ihrer Art. Mit ihrem Dampfkessel kann sie die Dampfheizung des Zuges betreiben. Von 1962 bis 2001 war diese V100 im Einsatz, bevor sie ins Museum kam. Ihre Einsatzorte: Bielefeld, Delmenhorst, Hannover, Göttingen, Braunschweig, Lübeck, Osnabrück und zuletzt Hagen-Eckesey.
Das Schweineschnäuzchen
Der Wismarer Schienenbus wird aufgrund seiner Erscheinung auch Schweineschnäuzchen genannt. Er fährt jeden zweiten Sonntag im Monat. Gebaut wurden diese Fahrzeuge in den 1930er-Jahren für den Nahverkehr in ländlichen Regionen – 40 Fahrgäste finden Platz. Viele Bauteile stammten aus dem LKW-Bau. Entsprechend gibt es im Schienenbus auch Bremspedal, Kupplung und Schaltknüppel.
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Auch am Schienenbus waren umfangreiche Wartungsarbeiten nötig. „Die Arbeiten sind aber auch hier kurz vor dem Abschluss, sodass das Schweineschnäuzchen bald wieder im Einsatz ist“, verspricht Walter Thomassen.
Die Waggons
Sieben bis neun Wagen sind auf den Fahrten durchs Ruhrtal an die Loks angehängt. Und die machen Eisenbahngeschichte von 1920 bis 1960 erlebbar – von den 100 Jahre alten „Donnerbüchsen“ über den Einheitsabteilwagen von 1923 und die Polsterklasse von 1930 bis zum Behelfspersonenwagen von 1943 und Umbauwagen aus der Zeit des Wirtschaftswunders. „Möchte jemand Plätze in einem bestimmten Wagen buchen, so versuchen die Disponenten nach Möglichkeit den Wunsch zu erfüllen.“
Die Personenwagen Hannover waren ursprünglich aus Holz. Weil die aber modernen Anforderungen nicht mehr genügten, baute die Deutsche Bundesbahn in den 1950er-Jahren auf die noch guten Fahrgestelle stählerne Wagenkästen als Durchgangswagen. Je zwei Wagen bildeten die zweite Klasse mit Gepäckraum.
Fahrzeiten und Preise
Fahrtage: Der Museumszug der Ruhrtalbahn fährt zwischen April und Oktober. Mit der Dampflok ist er am ersten Sonntag im Monat unterwegs, mit der Diesellok am vierten Sonntag des Monats. Am zweiten Samstag des Monats fährt der Schienenbus, das Schweineschnäuzchen, zwischen dem Eisenbahnmuseum in Dahlhausen und Wengern Ost. Zwei Touren gibt es jeweils – eine am Vormittag, eine am Nachmittag. Die einfache Fahrt dauert für die komplette Strecke etwa anderthalb Stunden.
Preise: Die Gesamtstrecke kostet für die einfache Fahrt 14 Euro mit der Dampflok und 10 Euro mit Diesellok oder Schienenbus – für beide Richtungen 24 bzw. 19 Euro. Die Kurzstrecke über eine Station kostet 4 Euro, eine Teilstrecke bis zu drei Stationen kostet 9 Euro mit der Dampflok, sonst 8 Euro. Wer ein Fahrrad mitnehmen will, zahlt je Rad und Richtung 2,50 Euro drauf. Auch die 1. Klasse kostet einen Zuschlag: 2 Euro. Eigene Kinder bis 14 Jahre fahren in Begleitung Erwachsener kostenlos mit.
Fahrkarten gibt es im Zug. Bargeldloses Bezahlen ist dort aber nicht möglich. Die genauen Abfahrtzeiten gibt es auf eisenbahnmuseum-bochum.de/ruhrtalbahn.
Mit dem Durchgangswagen von 1930, der auch auf Hauptstrecken eingesetzt wurde, brach die Reichsbahn mit den bisherigen Abteilwagen. „Unser Wagen 27 908 Münster wurde im Zweiten Weltkrieg in Österreich zurückgelassen und ist seit 1980 wieder in unserem Museum beheimatet“, sagt Thomassen.
2500 Wagen mit offenen Abteilen und Toiletten wurden Anfang der 1920er-Jahre von 22 Firmen gebaut. Im Museumszug fährt der Wagen 82 105 Kassel. Der Aufbau bestand aus Holz mit aufgeschraubter Blechbeplankung. Zum Einsatz als Lazarettwagen sind die Bühnengeländer klappbar. Die Schiebetüren an den Wagenenden machen über eine zusätzliche Drehtür die Vergrößerung der Eingangsbreite möglich.
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Der Behelfspersonenwagen der Kriegsbauart, Typ MCi-43 wurde 1943 ausgeliefert. „Aufgrund von Personenwagenmangel im 2. Weltkrieg, einerseits durch Mehrverkehr in besetzten Gebieten, andererseits durch Kriegszerstörungen von Personenwagen, entwickelte man stark vereinfachte Behelfspersonenwagen, welche auf der Güterwagenbauarten basierten. Diese wurden so entwickelt, dass man sie nach dem Krieg wieder in Güterwagen zurückgebaut werden konnten“, erklärt der Museumssprecher den Namen. Der Museumszug-Wagen 304 134 war als Bahnhofswagen und Werkstattwagen unter anderem in Stuttgart im Einsatz und kam Anfang der 1980er-Jahre nach Dahlhausen und wird zum Personenwagen für den Museumszug umgebaut.
Der Wagen 44 576 ehemals 4415 Halle wurde einst von Vierte-Klasse-Wagen mit 30 Sitz- und 40 Stehplätzen zum Dritte-Klasse-Wagen mit 52 Plätzen. Die norddeutschen Staatsbahnen hatten diese Wagen bis 1920 beschafft. Mehrere Jahre stand der Wagen still und wurde im Winter 2008 wieder betriebsfähig hergerichtet.
Nach Plänen der königlich bayrischen Staatsbahn baute die Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg (MAN) den Wagen EB 8535 Mü. Der Modellbahnclub Essen kaufte den 1971 ohne Inneneinrichtung und baute ihn zum Barwagen aus. Wenn verfügbar, wird auch er im Museumszug eingesetzt. Ein Güterwagen fährt zudem als Transportwagen für Fahrräder mit.