Hattingen. In Hattingen geht es im Wahlkampf rauer zu. Ungehemmt wie nie werden die angepöbelt, die für die Europawahl werben. Eine Partei steht im Fokus.
„Ihr seid aber mutig. Wenn‘s nach mir ginge, würde ich euren Stand anzünden.“
Das war der bisherige Gipfel an Beleidigungen und Drohungen, den die Hattinger Grünen im laufenden Europa-Wahlkampf feststellen können. „Man bemerkt eine deutliche Zunahme von aggressivem Verhalten“, sagt Sprecherin Alexandra Weber, die in der Fußgängerzone die verbale Attacke selbst mitbekommen hat.
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Es ist der dritte Wahlkampf, den die 35-Jährige mitmacht, aber so ungehemmt wie in diesem Jahr sei es an den Info-Ständen noch nie zugegangen. „Mein Parteifreund Alex-Marvin Fabrizius und ich hatten unseren Stand am Treidelbrunnen gerade aufgebaut, es war so kurz nach zehn Uhr, da kam ein Mann vorbei, rief uns diese Sätze entgegen und war auch schon wieder weg.“
Hattingens Grüne spüren viel Aggression und wenige Hemmungen
Man sei wirklich sprachlos, mit wie viel Aggression und mit wie wenig Hemmungen die Menschen im Augenblick mit den Grünen umgingen, sagt Weber.
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Im Normalfall würden Schmierereien und bewusste Verunstaltungen von Wahlplakaten zur Anzeige gebracht. An den Ständen habe man nie sehr viel Material dabei. „Wir stehen dann da mit zwei kleinen Tischen, Stickern, einer Fahne, ein paar Give-Aways und verteilen Infoblätter im Passanten-Strom. „Viele nehmen die Blätter gerne an, andere verweigern die Annahme und weitere diskutieren mit uns. Das alles ist ja auch in Ordnung, aber ab und zu muss man sich unerträgliche Beschimpfungen anhören.“
Die Grünen seien ja durch Social Media schon einiges an wüsten Beleidigungen gewohnt. Aber dann könne man zur Not das Handy ausschalten, um sich vor solchen Anfeindungen zu schützen. Wenn man aber am Stand stehe, könne man sich dem nicht entziehen. „Man braucht in der Öffentlichkeit ein dickes Fell“, weiß Alexandra Weber.
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Früher seien die Montagstrommler immer am Grünen-Büro in der Oststraße 13 vorbeigezogen und hätten eindeutig abweisende Gesten gemacht. Jetzt im Wahlkampf gehe es allgemein rauer zu als in früheren Jahren.
Viele vermischen Bundespolitik in Berlin und die Kommunalpolitik
„Wir sind auch in den Stadtteilen Welper, Bredenscheid, Niederwenigern und Winz-Baak, aber wir haben natürlich nicht so viele Möglichkeiten wie die großen Parteien. Bei uns machen 20 bis 22 Aktive immer samstags zwei, drei Stunden an den Ständen mit.“ Die Grünen hätten allerdings das Gefühl, dass viele Passanten die Politik in Berlin mit der Kommunalpolitik in Hattingen vermischen.
Bei der Landtagswahl vor zwei Jahren etwa seien die Mitglieder der Ortsgruppe von einer Frau angeschrien und angefeindet worden, sie seien Kriegstreiber. „Das war kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges“, schildert Alexandra Weber den Vorfall.
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Es gebe manchmal aber auch schöne Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern. Was nicht bedeute, dass sie die Grünen wählen. „Aber dann ist das eben so, das muss man ja aushalten.“ Eine Passantin habe an einem Stand gesagt: „Ich wähle die Grünen zwar nicht, aber ihr tut mir schon sehr leid.“ Natürlich gebe es auch diejenigen, die vorbeilaufen und herüberrufen: „Schönen Tag, ich wähl‘ euch sowieso.“ Das tue bei all‘ den Beleidigungen wirklich gut.