Hattingen. Das Bügeleisenhaus hat der Heimatverein Hattingen/Ruhr abgegeben, will sich neu aufstellen. Die Pläne - und was dem Verein ein Dorn im Auge ist.

Der Wechsel ist eine Zäsur. Weil er mehr sein will als ein „Bügeleisenhaus-Erhaltungsverein“, hat der Heimatverein Hattingen/Ruhr das Wahrzeichen der Stadt an die Bonner Stiftung Kleines Bürgerhaus übertragen. Ein Büro wird er dort behalten. Seine Arbeit aber völlig anders aufstellen. Das sind die Pläne.

Am Anfang war der Ärger. Denn Lars Friedrich hat so einiges gespalten: den Heimatverein, die Politik, die Stadt. Seine Idee, das Bügeleisenhaus in fremde Hände zu geben, hat Wellen der Empörung geschlagen. Vom Ausverkauf der Identität war die Rede. Und das war noch milde formuliert.

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Im Dezember 2022 hatte Friedrich, Vorsitzender des Heimatvereins, das damals 412 Jahre alte Gebäude als Pflegefall bezeichnet, „der in absehbarer Zeit auf die Intensivstation gehört“. Der Sanierungsstau in Höhe von 250.000 Euro sei nicht mehr aufzulösen – schon gar nicht durch den Heimatverein.

Die Stiftung will das Bügeleisenhaus in Hattingen weiter als Museum betreiben

Besonders groß war die Sorge, dass private Anbieter Hand an das Schmuckkästchen der Stadt legen. Drei Interessenten gab es, allesamt Investoren aus Hattingen. Doch daraus wurde nichts. Und die Bedenkenträger wurden ruhiger.

Lars Friedrich vor dem Bügeleisenhaus in Hattingen. Das Büro des Heimatvereins bleibt dort.
Lars Friedrich vor dem Bügeleisenhaus in Hattingen. Das Büro des Heimatvereins bleibt dort. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Inzwischen hat sich das Blatt komplett gewendet. Die Stiftung will das Bügeleisenhaus weiterhin als Museum betreiben. Es bleibt damit für die Öffentlichkeit zugänglich. Wechsel- und Sonderausstellungen wird es zwar nicht mehr geben. Dafür aber eine Dauerausstellung zur Geschichte der Altstadt und ihrer Sanierung.

„Unsere Postadresse bleibt Haldenplatz 1“, betont Lars Friedrich

In einem kleinen Teil der Räume wird die neue Eigentümerin Eigenwerbung betreiben und über die Arbeit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz informieren. In der ersten Etage hat der Heimatverein sein Büro. „Unsere Postadresse bleibt Haldenplatz 1“, betont Lars Friedrich.

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Was noch bleibt: das Bügeleisenhaus als Ort der Bildung. Die Fachwerk-Rallye wird es weiter geben, den Schüler-Schreibwettbewerb ebenso.

Der Denkmalschutz steht in der Satzung des Vereins

Grundsätzlich aber will sich der Verein komplett neu aufstellen. „Wir wollen die Altstadt in den Blick rücken. Da ist viel zu tun“, gibt Lars Friedrich die Richtung vor. Das war schon 2022 seine Idee. Und inzwischen sind die knapp 100 Mitglieder des Vereins ziemlich geschlossen in dieser Richtung unterwegs.

Schirme statt Sichtachsen: Die Außengastronomie hat auch Schattenseiten, meint Lars Friedrich.
Schirme statt Sichtachsen: Die Außengastronomie hat auch Schattenseiten, meint Lars Friedrich. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

„Der Denkmalschutz steht in der Satzung unseres Vereins“, sagt der kommissarische Vorsitzende. „Und dann sollten wir die Denkmäler auch schützen.“ Zum Beispiel mit einer zeitgemäßen Gestaltungssatzung. Die aktuelle sei in Hattingen 25 Jahre alt. Und werde nicht einmal eingehalten.

Friedrich: „Überbordende Außengastronomie“

Vehement zieht Friedrich schon seit Jahren gegen „überbordende Außengastronomie“ zu Felde. Immer mehr Mobiliar und Sonnenschirme verschandelten den Gesamteindruck, kritisiert er. „Da muss die Stadt ran.“

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Wo der Heimatverein der Zukunft noch ran sollte und müsste, würden die Mitglieder jetzt festzurren: mit einem neuen Leitbild. Sind Ausstellungen noch zeitgemäß? Müsste der Verein mehr publizieren? Nicht nur diese Fragen sollen geklärt werden.

Der Heimatverein Hattingen/Ruhr ist schon 103 Jahre alt

„Schließlich ist der Heimatverein Hattingen/Ruhr auch schon 103 Jahre alt“, sagt Lars Friedrich. Da könne man schon mal über neue Wege diskutieren.

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In vielen Stadtteilen seien die Vereine aktiv und präsent. Blankenstein nennt Friedrich, Niederwenigern und Niederbonsfeld. Da habe die Altstadt gehörigen Nachholbedarf.

Nun habe man die Zeit dafür, in dieser Richtung aktiv zu werden. „Ein Verein sollte sich nicht über die Höhe der Mitgliederzahl definieren, sondern über die Attraktivität und Nachhaltigkeit der Projekte“, erklärt Lars Friedrich. So soll es nun geschehen.