Hattingen. In der Weltwirtschaftskrise der Zwanziger Jahre verfallen die Menschen den Nationalsozialisten. Hattingen wird schnell zu einer Hitler-Hochburg.
Es geschieht am 15. Juni 1926, als Adolf Hitler erstmals nach Hattingen kommt. Er betritt die Gaststätte Märker, trifft die Ortsgruppe der NSDAP – und sorgt dafür, dass nur zwei Monate später eine Gruppe der Hitler-Jugend gegründet wird. Er wird mit offenen Armen empfangen, der Zuspruch für die Nationalsozialisten steigt stetig.
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Während der Weltwirtschaftskrise in den 1920er-Jahren radikalisieren sich die Bürgerinnen und Bürger, sie neigen immer mehr zu den politischen Extremen – auf der linken Seite zieht die kommunistische Bewegung ihre Anhänger an, auf der rechten die NSDAP, für die Wilhelm Schepmann in Hattingen schon früh auf eine Werbetour geht.
Gobbels spricht neunmal in Hattingem, Hitler viermal
Joseph Goebbels spricht zwischen 1925 und 1928 neunmal öffentlich in der Stadt. Er ist gerne und oft hier, schwärmt in Tagebüchern vom Paddeln auf der Ruhr, trifft sich mit seiner Frau auf der Burg Blankenstein.
Und Adolf Hitler kehrt bereits fünf Monate nach seinem ersten Besuch zurück und spricht im übervollen Borgmannschen Saal. Zwei weitere Besuche 1927 steigern seine Popularität, sein Scherge Schepmann baut die Partei auf und die Ideologie aus. Kein Zweifel: Hattingen ist den Nazis verfallen.
Am 30. Januar 1933 gelingt Hitler die „Machtergreifung“, er wird Reichskanzler. Die Nachricht sorgt an der Ruhr für Jubel – mit einem Fackelzug durch die Stadt und einer anschließenden Kundgebung auf dem Flachsmarkt feiern die Hattinger Nazis ihren Führer.
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Sechs Wochen später gewinnt die NSDAP mit 47,2 Prozent der Stimmen die Kommunalwahl – vor der SPD (16,7 Prozent). Weitere zwei Wochen später wird Hitler zum Ehrenbürger Hattingens ernannt.
Zur Person: Wilhelm Schepmann
Wilhelm Schepmann wird am 17. Juni 1894 in Baak geboren. Schon im Jahr 1922 schließt er sich den Nationalsozialisten an. Er wird Polizeipräsident in Dortmund und anschließend Regierungspräsident in Dresden. Sein letzter Karriereschritt unterm Hakenkreuz folgt am 2. Mai 1943: Wilhelm Schepmann wird Stabschef der Sturmabteilung (SA).
Nach dem Krieg wird er 1949 vom britischen Sicherheitsdienst aufgespürt – doch dieser stellt fest, dass er nicht weiter von Bedeutung ist.
Das Gymnasium an der Waldstraße wird in Adolf-Hitler-Realgymnasium umbenannt, 90 Prozent der Schüler sind Mitglied in der Hitlerjugend. Für die Erwachsenen sind Bespitzelung, Verfolgung und Terror der neue Alltag.
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Im Hintergrund leistet Wilhelm Schepmann weiter seinen Dienst. Er organisiert gemeinsam mit Viktor Lutze den Aufbau der Sturmabteilung (SA) im Ruhrgebiet. Schließlich schafft er es, dass Hattingen eine Hitler-Hochburg ist – hier fühlen sich die Nationalsozialisten im Ruhrgebiet besonders wohl.
Das schäbige Wirken des Hüttendirektors Arnold
Eines der prominenten Parteimitglieder ist Hüttendirektor Arnold – er steht gegen eine Wand von Tausenden Arbeitern der Henrichshütte, die vor allem in der Kommunistischen Partei (KPD) und sozialdemokratisch (SPD) sind. Doch schon früh steht Arnold auf der Seite der NSDAP – finanziell und auch durch seinen lokalen Einfluss.
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Vor allem die Juden sind für ihn ein Störfaktor. Allen voran die Kaufmannsfamilie Urias, die im gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Stadt eine gute Stellung, die Bedeutung und Einfluss hat. Politisch sind sie natürlich auf anderen Wegen unterwegs – und so gelingt es Arnold und den Nazis, die Urias’ 1930 aus der Stadt zu vertreiben. Viele weitere folgen – aber das ist ein anderes, ein ebenso grausames Kapitel der Stadtgeschichte.