Hattingen. Warum Linden und Pfingsten für den Marktplatz in Hattingen-Blankenstein eine große Bedeutung haben. Initiativen versuchen, den Platz zu beleben.
Der etwa 2000 Quadratmeter große Marktplatz in Blankenstein hat sein Gesicht im Laufe der Zeit gewandelt. Auf dem heutigen Fußgängerbereich fuhr bis Mitte 1969 die Straßenbahnlinie 8.
Doch zu den Anfängen: Zwischen 1838 und 1840 wurde das Rathaus am Marktplatz gebaut. 1887 erwirbt das Amt Blankenstein für 24.000 Mark das Stötzersche Haus Nummmer 53 am Marktplatz in Blankenstein als Amtmann-Dienstwohnung. Da hat der Platz noch keinen offiziellen Namen, aber schon eine Apotheke.
Der Marktplatz in Hattingen-Blankenstein bekommt erst 1908 seinen Namen
1908 erst beschließt Blankenstein die Einführung von Straßenname anstelle der fortlaufend nummerierten Häuser. So erhält der Platz seinen Namen: Marktplatz. „Früher gab es keine Flächennutzungspläne, aber vor Kirchen entstand immer ein Platz“, erklärt Stadtarchivar Thomas Weiß. So auch in Blankenstein vor der St.-Johann-Baptist-Kirche.
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Schon 1990/1991 stellt der Karlsruher Professor Einsele einen Platzgestaltungs-Entwurf vor. 1997 legt der Künstler Egon Stratmann mit Modellen nach – im Auftrag der Bürgergesellschaft. Das Gefälle des Platzes soll von den Amtshäusern aus begradigt werden. Eine Mauer und Treppenaufgänge sollen den Platz zur Straße hin abgrenzen. Bäume und Bänke sind geplant, ebenso zwei Kunstelemente: ein glatt polierter Rohsandstein, genannt „Blanker Stein“, und eine Säule mit dem Schutzpatron des Ortes, dem heiligen Sebastian. Die Parkmöglichkeiten vor der Kirche sollen wegfallen, was für Unmut bei Bürgern wie Händlern sorgt, die befürchten, dass Kunden wegbleiben. Im Gespräch ist sogar die Aufpflasterung eines Bildes vom Alten Rathaus Blankenstein.
Der Marktplatz-Umbau beginnt im Jahre 2000
Umgesetzt wird dann ab Mitte 2000 der überarbeitete Einsele-Entwurf. Kurzparker bekommen vier senkrecht angeordnete Parkplätze vor der Bäckerei, das Platzniveau wird angepasst. 750 Quadratmeter bleiben autofrei. Kosten: 1,2 Millionen Deutsche Mark. Die 100.000 Deutsche Mark teure Edelstahl-Stele von Bernhard Matthes und Egon Stratmanns 50.000 DM teurer „Blanker Stein“ aus drei Ruhrsandsteinblöcken werden aufgestellt. An der Säule, von sechs geplanten Metern auf 5,50 Meter verkürzt, soll Wasser herunterlaufen. Sie bezieht sich als Kunst am Bau aufs neue Museum. Auch Poller werden gegen Falschparker aufgestellt.
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Zügig gibt es Beschwerden: Müll wird am Blanken Stein abgeladen – und das Wasser der Stele sorgt bei Westwind dafür, dass Passanten mit kühlem Nass besprüht werden. Ein „Spuckschutz“ wird angebracht – doch der rostet bald. Im September 2001 hätte der Platz auch eingeweiht werden sollen. Doch das wird wegen des Terroranschlags in Amerika verschoben – und am 20. April 2002 nachgeholt.
Linden haben eine große Bedeutung für den Marktplatz
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Da ist dann das Hattinger Stadtmuseum bereits seit knapp einem Jahr eingeweiht. Die Adresse: Marktplatz 1-3. Die denkmalgeschützten Amtshäuser am Blankensteiner Marktplatz, für die einst vier Fachwerkhäuser gewichen waren, sind fürs Museum für etwa zehn Millionen Deutsche Mark restauriert worden.
Initiative belebt der Marktplatz in Blankenstein
Linden haben eine besondere Bedeutung für den Platz. Bereits im 15. Jahrhundert soll im Ortskern eine „Marktlinde“ gestanden haben – und zwar bis bis Ende des 18. Jahrhunderts etwa da, wo sich heute die Sakristei befindet. Meist zu Pfingsten findet unter diesem „Thing-Baum“ eine Bürgerversammlung statt, Streitigkeiten werden geschlichtet, Dinge des Gemeinwesens besprochen. Um 1794 verschwindet die Linde wegen des Kirchenneubaus. 2001 werden zwei Linden vor der Westfassade der Kirche gepflanzt mit je 35 Zentimeter Stammdurchmesser. Kosten: je 1700 DM. 2004 wird eine Gedenktafel angebracht, die auf dem Marktplatz an die alte Linde erinnert. Egon Stratmann schuf die Form für den Gedenkstein, den Bürger stifteten.
Bürger aus Blankenstein hauchen dem Platz heute Gemeindeleben ein
Ort der Pfingstkirmes ist der Platz über Jahre. Es war wohl Herzog Wilhelm von Cleve-Mark, der die Kirmes 1594 bewilligte. Doch 2019 kommt das Aus – wegen zu wenig Zuspruchs. Stattdessen gibt es ein Stadtteilfest mit Musik.
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Um den Platz herum gab es in der Geschichte reichlich Infrastruktur: Amtshaus, Gaststätte, Apotheke. „Heute ist da ja eher weniger los, aber es gibt Initiativen, die den Platz beleben wollen“, so Weiß. Gedacht sei da nur an den Weihnachtsmarkt oder die beiden neuen Ideen aus diesem Jahr: den Butterbrotmarkt und das Fest der Initiative „Live am Stein“. „Es ist gut, dass die Bemühungen aus der Bevölkerung heraus kommen und nicht von außen. Sie erkennen die Möglichkeiten, erobern sich den Platz zurück“, lobt Weiß. So würden sich denn bei den Festen dort auch wirklich Blankensteiner treffen und nicht nur Auswärtige kommen.