Hattingen. . Clemens Gröne kennt das Spektakel von Kind an. Statt Hau-den-Lukas und Box-Bude gibt es Karussell und Scooter. Gleich geblieben ist der Spaß.

  • Zwischen 1947 und 2017 hat sich die Pfingstkirmes in Blankenstein deutlich verändert
  • Ur-Blankensteiner Clemen Gröne erinnert sich an die Box-Bude, heute gibt es Scooter
  • Einzelne Schausteller gibt es - inzwischen in der dritten oder vierten Generation - noch immer

Weiße Mäuse huschen lautlos in kleine Eingänge. Wer auf die richtige Zahl des Eingangs gewettet hat, hat gewonnen. In der Box-Bude schickt ein trainierter Typ Besucher in die Horizontale, der Mann als Maulwurf gräbt sich von unten bis an die Erdoberfläche. Kirmes in Blankenstein 1947. Kirmes in Blankenstein 2017: Schau-Übung der Jugendfeuerwehr, Kinderkarussell, rumpa, rumpa - laute Musik, Scooter. Große Unterschiede und doch große Gemeinsamkeiten: Die Menschen haben Spaß.

Heute locken bunte Karussells.
Heute locken bunte Karussells. © Fischer

Wenn dem Blankensteiner Urgestein Clemens Gröne – früherer Konditor – die Bilder der Kirmes von „damals“ durch den Kopf gehen, kann er die Unterschiede kaum fassen. Kirmes von vor 60 oder 70 Jahren mutet wirklich wie ein Spektakel aus dem letzten Jahrtausend an. Ist es ja auch. Aber nicht schlechter als heute. Nur gewaltig anders. Wenn der 78-Jährige fitte Schnellspecher und -denker über die Pfingstkirmes schlendern will, braucht er – damals wie heute – nur aus der Haustür zu fallen, und steht den Schaustellern praktisch auf den Füßen.

Zwischenspiel in der Küche von 1934

Am 13. November 1939 geboren, findet man ihn noch immer unter derselben Adresse wie vor Jahrzehnten: Marktplatz 19. Ein Häuschen weiter, an der Wittener Straße 2, steht das Elternhaus seines Vaters. „Kommen Sie, wir setzen uns in unsere Küche“, sagt der „Eigenbrötler“, so bezeichnete ihn seine Frau. „Ha“, lacht der Schnellsprecher, „alle kaufen sich neue Küchen. Ich liebe meine, die ist von 1934.“ Heute würde man frei nach einem früheren Werbslogan sagen: Unkaputtbar. Wie auch die Stühle.

Inmitten von riesig hohen Wänden, Tapeten mit Zitronen- und Orangenmustern und jeder Menge fantastisch gemalten Bildern der künstlerisch talentierten Enkelin laufen die Kopfkino-Filme aus den 1940er, 50er und 60er Jahren des Blankensteiners.

Auch ein Teil der Kirmes: Die Präsentation der Jugendfeuerwehr.
Auch ein Teil der Kirmes: Die Präsentation der Jugendfeuerwehr. © Fischer

Zwischendurch schimpft er ungewöhnlich deutlich über seinen „unerträglichen Vornamen“. Clemens, so habe der dritte Papst von Rom geheißen. „Clemens, wie furchtbar.“ Er kann auch mit 78 Jahren sein „Namensunglück“ nicht fassen. Aber – nächster Anlauf – zurück zur Kirmes. Heute ist sie rummelig, rasant. „Früher in der Box-Bude, da winkten 50 Mark fürs Gewinnen. Aber 50 Mark hat niemand gekriegt, nur immer was auf die Fresse. Die waren ja auch nicht blöd.“

Schausteller Iske gibt es immer noch

„Allerdings: Iske, den Schausteller in der dritten oder vierten Generation, gibt es immer noch“, sagt der Blankensteiner. Tatsächlich, er steht vor der Kirche. An das Gerät „Hau den Lukas“ hat er besondere Erinnerungen. „Wurde der früher aufgebaut, musste getestet werden, wie stramm die richtige Einstellung war. Da habe ich mal den ganzen Abend zugeschlagen und hatte am nächsten Morgen fürchterliche Armschmerzen bei der Arbeit.“

Dass die Kirmes so ganz anders geworden ist, lasse er nicht an sich rankommen, sagt er. „Früher kannte ich hier ja auch jeden in Blankenstein, früher gab es hier tatsächlich auch mal 18 Gaststätten. Es ist heute eben alles anders“, stellt er beim Gang über die Pfingstkirmes fest, auf der sich Jung und Alt herrlich amüsieren.