Gladbeck. . Seit zwei Jahren befindet sich der am Rande des Stadtfests “Gladbeck Total“ im Mai 2011 schwer verletzte Kevin Schwandt im Wachkoma. Die Familie hat lernen müssen, damit zu leben. Dass der Täter mit einer Bewährungsstrafe davon kam, ist für sie nach wie vor schwer zu akzeptieren.
Wie geht es Kevin? Die Frage wurde in den vergangenen zwei Jahren oft gestellt. Denn der junge Gladbecker (23), den ein brutaler Faustschlag am Rande des Stadtfestes Gladbeck Total im Mai 2011 aus einem aktiven Leben riss und zum Schwerstbehinderten machte, ist nicht vergessen. Der aktuelle Stand: Kevin wird nun in einem Therapiezentrum für Wachkomapatienten in Unna behandelt. Aus medizinischer Sicht ist sein Zustand soweit stabil, was heißt, dass die akute Lebensgefahr gebannt ist. Auch der MRSA-Keim, gegen den er monatelang gekämpft hat, ist besiegt. Kevin kann jedoch nicht laufen, nicht sprechen und sieht vermutlich nichts. Wer mehr wissen will: Bruder Dennis (29) berichtet regelmäßig auf der Facebookseite „Ein Zeichen für Kevin Schwandt“.
„Wir wissen nicht, was er wahrnimmt“, beschreibt Mutter Conny Schwandt den Zustand ihres Sohnes. Sie fährt weiterhin jeden Tag -- außer freitags – zu Kevin. Sie spricht mit ihrem Sohn, spielt seine Lieblingsmusik, streichelt ihn. Jede Kopfdrehung und jeder Augenkontakt entzündet ein Fünkchen Hoffnung darauf, dass sein Zustand besser wird und sie ihn irgendwann nach Hause holen kann. Sie weiß aber: So, wie der lebenslustige, sportliche Kevin einmal war, wird ihr Sohn nie wieder sein.
Man muss das annehmen
Das zu akzeptieren ist der Familie nicht leicht gefallen. Aber sie hat gelernt, damit zu leben. Conny Schwandt: „Man muss das annehmen, wir müssen nach vorn schauen. Einerseits trauere ich um den Kevin, den ich hatte. Aber ich kämpfe für den schwerst behinderten Sohn, den ich habe. Für ihn bin ich da.“
Dass die Familie sich so intensiv in diesen zwei Jahren um Kevin kümmern konnte, dazu haben viele Gladbecker mit Spenden und Benefiz-Aktionen beigetragen. „Ohne die Unterstützung hätten wir das gar nicht wuppen können“, sagt die Mutter. Allein die Spritkosten hätten die Familie sonst ein kleines Vermögen gekostet. Am 12. Mai zum Vivawest-Marathon wird in Gladbeck wieder um Spenden für Kevin geworben.
Bis zum Bundesverfassungsgericht
Kevins Leidensgeschichte, der 14 Monate ums Überleben kämpfte, hat noch immer auch eine juristische Seite. Dass der Täter mit einer Bewährungsstrafe davon kam, ist für die Familie nach wie vor schwer zu akzeptieren. Bis zum Bundesverfassungsgericht sind sie gegangen in der Hoffnung auf eine Berufungsmöglichkeit. Der ablehnende Bescheid im März hat sie schwer enttäuscht. Im Juni oder Juli steht noch die zivilrechtliche Verhandlung an, der sich der Täter stellen muss. Dreimal ist er zu Vorgesprächen schon nicht erschienen, auch auf ein Gutachten wartete die Familie zehn Monate.