Gladbeck..

„Wie geht es Kevin?“ Diese Frage hat auch elf Monate nach der Gewalttat am 8. Mai 2011 nichts von ihrer ehrlichen Anteilnahme verloren. Das Schicksal von Kevin Schwandt (22), der seit dem fatalen Faustschlag eines 19-Jährigen an einer schweren Hirnverletzung leidet, bewegt Gladbeck weiterhin. Doch wie in den vergangenen Monaten kann Cornelia Schwandt auch jetzt nur mit den Schultern zucken. „Ich weiß nicht, wo die Reise hin geht“, sagt die Mutter, die seit dem 8. Mai jeden Tag am Krankenbett ihres Jungen gesessen hat.

Dass Kevin nicht mehr gesund werden wird, haben die Eltern und der Bruder schweren Herzens akzeptieren müssen. Die große Anteilnahme der Gladbecker „geben uns aber unglaublich viel Kraft“, sagt Cornelia Schwandt. Kaum fassen kann die Familie, wie viele Menschen in der Stadt bereit sind, sich weiterhin für Kevin zu engagieren.

Am heutigen Samstag findet auf Initiative von Gitarrist Marco Gräber („Failed Perfection“) wieder ein Benefiz-Konzert statt - der Dröhnschuppen im Mikado ab 18.30 Uhr; vor zwei Wochen kam bei einem Konzert mit dem Ruhrpott-Rapper „Fard“ in der Gesamtschule eine Spendensumme von 3000 Euro zusammen. Das Geld hilft der Familie Schwandt unter anderem, die aktuellen finanziellen Belastungen zu tragen. Allein die Fahrten zur Klinik nach Duisburg und in den letzten Wochen in die Reha-Klinik nach Hattingen schlucken immens viel Spritgeld.

Doch nicht nur Geld hilft der Familie, die ideelle Unterstützung ist mindestens genauso wichtig. Dazu gehört die jetzt eigens für Kevin eingerichtete Facebook-Seite „Ein Zeichen für Kevin Schwandt“. Meike Heller, Tante einer Freundin von Kevin, hat sie initiiert. Kevins Bruder Dennis berichtet dort regelmäßig über den Gesundheitszustand und die medizinischen Fakten. Die Seite soll aber auch das andere Bild von dem lebenslustigen jungen Mann, Fußballer beim BV-Rentfort, zeigen. Einen „bunten Topf voller schöner und lustiger Erinnerungen an Kevin“, will die Gründerin schaffen. 997 Fans machen schon mit.

„Dran bleiben Gladbeck, vergesst den Jungen nicht.“ schreibt eine Userin. Ein Netzwerk entsteht bereits, andere Betroffene melden sich bei den Schwandts. „Wir haben schon so viele tolle Leute kennen gelernt, so viel Hilfsbereitschaft erfahren, das tut so gut“, sagt Kevins Mutter.

Denn noch ist neben all dem Leid und der ungewissen Zukunft die andere Geschichte dieser Gewalttat nicht ausgestanden. Der Zivilprozess soll nun, ausgerechnet, am 8. Mai, dem Tag der Tat, beginnen. Dass der Täter nicht erscheinen soll, weil ihm der mediale Druck nicht zuzumuten sei, dagegen hat der Anwalt der Familie Einspruch erhoben. Cornelia Schwandt: „Für uns ist das auch kein schöner Tag, das fällt uns auch schwer. Es kommt alles wieder hoch.“