Gladbeck. Es ist ein ungewöhnlicher Umbau. In Gladbeck wird ein ehemaliges Autohaus zu einem Hausarztzentrum. Das ist mit Herausforderungen verbunden.
Dass hier vor einigen Jahren noch Autos verkauft wurden, davon ist im Inneren des Flachbaus an der Buerschen Straße nichts mehr zu merken. Aus der ehemaligen Opel-Handlung ist ein Ärztehaus geworden. Ab April empfangen die Ärzte hier im neuen Ärztehaus Gladbeck-Ost ihre Patienten.
Bisher ist die Praxis auf zwei Standorte an Bülser und Dorstener Straße aufgeteilt, künftig konzentrieren sich die vier Inhaber Markus Jordan, Nicole Thomas, Christof Czaja und Tarek Abdelmagid auf einen Standort. „Wir führen beide Standorte zusammen, um die Abläufe besser auf die Patienten abzustellen und um uns personell besser aufzustellen.“
Umbau eines Gewerbebaus
Am Ende werden in der Praxis acht Ärzte arbeiten, entsprechend viel Raum ist nötig. Und da kommt den Planern die bisherige Nutzung des Hauses entgegen. Für ein Autohaus sei es inzwischen zu klein, sagt Bauingenieur Stefan Höing. Doch für eine Hausarztpraxis ist der Bau eben durchaus großzügig. Hinzu komme: Die Verkaufshalle ist groß, es gibt wenig Stützen und Wände – entsprechend flexibel könne man die Räume neu aufteilen.
Trotzdem, so einfach ist es nicht, einen Gewerbebau in ein Ärztehaus zu verwandeln. Drei Jahre hat es gedauert von der ersten Idee bis zur Fertigstellung. Im Prinzip habe man bis auf die tragenden Elemente alles abgerissen, sagt Höing. Schließlich gelten für neue Arztpraxen ganz andere Regeln – etwa beim Brandschutz oder auch bei der Wärmedämmung.
Photovoltaik-Anlage deckt den Energiebedarf des Gladbecker Ärztehauses
Logisch, dass die großen Fensterfronten weichen mussten, schließlich sollen die Patienten hier nicht wie Neuwagen ausgestellt werden. Auch der Fußboden musste um einiges höher aufgebaut werden. Es wurde Dämmung eingebracht, außerdem Fußbodenheizung und ein neuer Estrich. Jetzt, so Höing, erfülle das Gebäude den KfW-40 Standard.
Es sei wohl einmalig, dass man ein Gewerbegebäude auf diesen Standard gebracht habe, sagt Stefan Höing. Eine Wärmepumpe sorgt für angenehme Temperaturen – sommers wie winters – die neue Photovoltaik-Anlage auf dem Dach deckt zudem nahezu den gesamten Energiebedarf der neuen Praxis. Rund zwei Millionen Euro habe der Eigentümer für den Umbau investiert, sagt Stefan Höing.
Dass sie einmal hier laden würden, das hätten sie sich zunächst nicht vorstellen könne, sagt Markus Jordan. Auf der Suche nach einem neuen Standort sei zunächst seiner Frau das Gebäude aufgefallen. Damals hätten sie noch abgewunken, jetzt sind sie hier.
Kommunikationswege wurden neu gedacht
So modern die äußere Hülle, so modern geht es auch im Innern weiter. Dort haben sich die vier Ärzte verwirklichen können, haben die Praxisräume ganz nach heutigen Anforderungen aufgebaut. Schon jetzt gut sichtbar, der große Empfangsbereich. Zwar fehlt noch der Tresen, doch wenn der da ist, bietet er Platz für vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich hier um die Wünsche der Patienten kümmern.
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Die Besonderheit: Abgetrennt durch eine Schiebetür sind hier weitere Arbeitsplätze. Hier kommen demnächst die Telefonate an. „Wir trennen den Telefonbereich vom Empfang in der Praxis“, erklärt Markus Jordan. Vorteil: Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter könne sich auf seine Aufgabe konzentrieren. So sei die telefonische Erreichbarkeit sichergestellt und gleichzeitig könne sich der Empfang ganz auf die Patienten konzentrieren. „Wir haben hier alle Kommunikationswege neu gedacht“, sagt Markus Jordan.
Bei der Aufteilung der neuen Praxis Lehren aus Coronazeit berücksichtigt
Ein Vinylboden in Holzoptik, weiße Wände mit petrolfarbenen Akzenten, das Ambiente wirkt modern, aber nicht zu steril, die Räume sind hell. Dafür sorgen 14 neue Oberlichter, die in die Dachfläche eingelassen wurden. So ist sichergestellt, dass auch in die innenliegenden Räume genügend Tageslicht fällt. In diesem Bereich seien die Untersuchungszimmer untergebracht, etwa für Ultraschall, EKG oder Dauerblutdruckmessungen, erläutert Nicole Thomas die Raumaufteilung.
Beim Gang durch die neuen Praxisräume fällt auf: Es gibt einen innenliegenden Block mit Empfang und Untersuchungsräumen. Der lässt sich einmal komplett umrunden. Außen liegen die Sprechzimmer und weitere Behandlungsräume, die etwa für Verbandswechsel oder Infusionen genutzt werden. Und im Zweifel lasse sich die Praxis auch in zwei Bereiche teilen, etwa wenn infektiöse Patienten behandelt werden. So kämen sie nicht in Kontakt mit den übrigen Patienten. Das sei eine Lehre, die sie aus Corona gezogen hätten, sagen die Ärzte.
Patienten aus Scholven und Buer kommen ebenfalls nach Gladbeck
Zur Ausstattung gehört auch ein großzügiger Seminarraum. Den wollen Markus Jordan, Nicole Thomas, Christof Czaja und Tarek Abdelmagid für Fortbildungen nutzen – sowohl interne als auch externe. Die vier sind froh, dass sie sich hier so großzügig verwirklichen können. Und das nicht weit weg vom alten Standort an der Bülser Straße, sodass sich die Wege für die Patienten nicht allzu sehr verlängern. Die profitierten zudem von dem für ein Ärztehaus großzügigen Außenbereich des alten Autohauses. So können die Hausärzte nun auch Parkplätze anbieten, dazu kommt die Bushaltestelle vor der Tür.
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Am neuen Standort, so Christof Czaja, versorge man außerdem Patienten aus Scholven und Buer. Zudem werde man auch das Angebot der Videosprechstunde ausbauen, sagen die Ärzte. Der Startschuss am neuen Standort erfolgt am 2. April, bis dahin soll im neuen Hausarztzentrum Gladbeck-Ost alles fertig sein – mit einer Ausnahme. Vom Personalraum geht es durch eine Stahltür hinaus in einen weiteren Trakt, die ehemalige Werkstatt. Die ist noch gut erkennbar, sie ist noch eine einzige Baustelle. Geht es nach den Ärzten, wird hier jedoch künftig eine Apotheke einziehen. Entsprechende Verhandlungen liefen bereits, so Markus Jordan.