Gladbeck. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind bald wieder auf dem Vormarsch. Die Stadt Gladbeck beugt vor und besprüht 1600 Bäume.
Sehen Menschen in Gladbeck schon von weitem Flatterband samt Warnschild im Baumbestand, wissen sie, was ihnen blüht: Der Eichenprozessionsspinner (EPS), genauer gesagt sein Nachwuchs, ist auf dem Vormarsch und treibt wieder sein Unwesen. Aber das Ordnungsamt scheint eine wirksame Waffe gefunden zu haben, um der gefräßigen Raupen Herr zu werden.
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Bacillus thuringiensis (Bt) heißt das Mittel, ein Bakterium. Damit präpariert auch in der Saison 2022 eine Spezialfirma im Kampf gegen die Tierchen vorsorglich bis Mitte/Ende Mai rund 1600 Bäume im Stadtgebiet. „100 Exemplare mussten 2021 akut behandelt werden“, bilanziert David Hennig, Sprecher in der Stadtverwaltung. Zum Vergleich: Im Jahre 2020 seien 292 Akutbehandlungen notwendig gewesen, 840 Bäume wurden prophylaktisch besprüht. Die EPS-Bekämpfung schlug seinerzeit mit rund 100.000 Euro zu Buche – eine Größenordnung wie im Jahr davor.
In Gladbeck werden Bäume vorbeugend besprüht
„Die wenigen Akutbehandlungen in 2021 lassen den Rückschluss zu, dass die kontinuierliche Prophylaxe der Bäume im Stadtgebiet Wirkung zeigt“, meint David Hennig. Also ein Grund, mit der bisherigen Strategie fortzufahren. Der Stadtsprecher erläutert: „Wir besprühen vorbeugend Eichen, von denen wir wissen, dass sie schon einmal befallen waren. Das Ergebnis ist, dass diese Bäume danach zu 90 Prozent nicht wieder betroffen sind.“ Rund 50.000 Euro ließ sich die Verwaltung dieses Prozedere mit dem Fraßgift zuletzt kosten. Apropos befallen: Sollten bereits Nester bestehen, flammen oder saugen Fachleute sie ab.
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Denn die geselligen Tierchen, aus denen einmal Falter werden sollen, wenn ihnen nicht vorher der Garaus gemacht wird, sind für viele Menschen mehr als ein abschreckender Anblick. Nicht nur, dass Raupen an sich oft Widerwillen auslösen. Nein, auch die Gespinste stoßen kaum auf Sympathie. Die Raupen ernähren sich von den Blättern ihrer Wirtsbäume, eben vor allem Eichen. Dabei sind die Schädlinge nicht zu stoppen. Ein EPS-Befall kann Bäume – mitunter stark – schädigen.
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Damit nicht genug. Von den Raupen kann auch für den Menschen eine Gefahr ausgehen. Daher sperrt das Ordnungsamt das Umfeld befallener Bäume und warnt vor dem Nähertreten. Die feinen, mit Häkchen ausgestatteten Brennhaare der Tiere enthalten ein Gift, das bei Berührung eine toxische Reaktion, eine so genannte Raupendermatitis, auslösen kann. Symptome sind beispielsweise Rötungen, Quaddeln, Juckreiz, Reizungen an Mund- und Nasenschleimhaut sowie schmerzhafter Husten. Sogar Asthma-Anfälle können eine Folge des Kontaktes mit den Brennhaaren sein. David Hennig sagt: „Von Verletzten haben wir aber keine Kenntnis.“
NRW ist stark befallen
Beim Eichenprozessionsspinner (EPS) handelt es sich um einen Schmetterling. Genauer gesagt: um einen Nachtfalter. Er kommt in Süd- und Mitteleuropa ebenso vor wie im vorderasiatischen Raum. In Deutschland hat sich der Eichenprozessionsspinner in allen Bundesländern ausgebreitet, vor allem aber in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg.
Wie der Name schon sagt, befällt der EPS vorwiegend Eichen, manchmal allerdings auch andere Baumarten wie die Hainbuche. Die Eier werden meistens an dünnerem Geäst im Kronenbereich abgelegt.
Die Raupen gehen gruppenweise in einer Reihe auf Nahrungssuche – wie eine Prozession. Zur Häutung ziehen sich die Tiere in Gespinste zurück.
Der Verwaltungsvertreter zur Saison 2021: „Schwerpunkte waren im vergangenen Jahr keine zu erkennen, der Befall war mehr oder weniger gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt.“ Mit einer Ausnahme: Im Gewerbegebiet Luxemburger / Brüsseler Straße seien etwa 30 Bäume befallen gewesen. Doch „insgesamt hielten sich die Meldungen an das Ordnungsamt in Grenzen“. Zehn Hinweise aus der Bürgerschaft seien im Rathaus eingegangen. Dabei, so stellt Hennig klar, sei jedoch zu berücksichtigen, dass es sich nicht bei jeder Beobachtung um Eichenprozessionsspinner-Raupen handelte: Harmlose Gespinstmotten weben sich ebenfalls ein „Zuhause“ – und zwar zum Beispiel in Weiden und Kirschen.
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Der Eichenprozessionsspinner hat durchaus auch natürliche Feinde. Dazu zählen unter anderem die Schlupfwespe, der Kuckuck und der Pirol. Auch Fallen wie Köderbeutel kommen mancherorts zum Einsatz. Aber in Gladbeck ist derzeit nur ein Gegner dem EPS gewachsen: der Bacillus thuringiensis.