Azubi Morris Rajendradas gehört zu den besten Deutschlands in seinem Beruf. Und das trotz eines Berufsweges, der nicht unbedingt gerade verlief.
95 von 100 Punkten hat Morris Rajendradas in seiner Abschlussprüfung zur Fachkraft für Metalltechnik erreicht. Damit ist der Gladbecker deutschlandweit der beste Auszubildende in seinem Beruf – und das trotz eines Berufsweges, der bis dahin nicht unbedingt gerade verlaufen ist.
Was tun?, fragte sich Morris Rajendradas nach der Mittleren Reife an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule. Er entschied sich, weiter zur Schule zu gehen und das Fachabitur in Elektrotechnik anzustreben. „Nach einem Jahr habe ich abgebrochen“, erzählt der 25-Jährige. Elektrotechnik, das sei überhaupt nicht seins gewesen. Und nun? Der junge Gladbecker jobbte – als Schuhverkäufer, im elterlichen Kiosk, in einem Paketzentrum am Fließband und im Lager und als Sicherheitskraft bei BP. Zufrieden und glücklich war er bei all dem nicht, „aber ich musste ja Geld verdienen“. Im Nachhinein betrachtet habe er aber Berufserfahrung sammeln können, blickt er durchaus positiv auf die Umwege zurück. Freunde machten ihn schließlich auf die Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik aufmerksam. Morris Rajendradas bewarb sich bei Lenord + Bauer – mit Erfolg.
Ausbildungsleiter war von der Ehrlichkeit des Gladbeckers angetan
Der Einstellungstest, erinnert sich Ausbildungsleiter Darko Novak, sei schon ganz passabel gewesen, was ihn aber vollends überzeugt habe, das sei die Ehrlichkeit gewesen, die Morris Rajendradas im Vorstellungsgespräch ausgestrahlt habe. Und dass er nach dem Abbruch der Schullaufbahn nicht faul auf der Haut gelegen habe, sondern sich mit ganz unterschiedlichen Jobs über Wasser gehalten und stets Bereitschaft gezeigt habe. Da sich der junge Gladbecker beim Probearbeiten auch im Umgang mit dem Werkzeug geschickt zeigte, machte den Ausbildungsleiter sicher, den Richtigen gefunden zu haben.
Mal wieder. Noch nie, erzählt Darko Novak nicht ohne Stolz, habe ein Auszubildender die Lehre bei ihm abgebrochen oder das Unternehmen habe kündigen müssen. Und einen so guten Azubi wie Morris Rajendradas in den eigenen Reihen zu wissen, das ist für Lenord + Bauer auch nicht ganz neu: Der Gladbecker ist bereits der fünfte Prüfling, der auch Jahrgangsbester wurde.
Gladbecker ist überzeugt, den richtigen Job gefunden zu haben
Der 25-Jährige ist überzeugt davon, den richtigen Job gefunden zu haben. „Meine Hände müssen bei der Arbeit dreckig werden. Das Handwerkliche liegt mir“, sagt er. Und die Präzisionsarbeit, für die eine ruhige Hand erforderlich ist, auch. An den Maschinen könne er im Mµ-Bereich fräsen. „Das ist schon faszinierend.“ Morris Rajendradas fertigt jetzt als Geselle – natürlich ist er nach seiner Ausbildung bei Lenord + Bauer übernommen worden – nach Zeichnungen Vorrichtungen und Werkzeuge an, die im Betrieb benötigt werden. „Das ist wie Lego“, sagt der Gladbecker. Nun ja: Bei Lego kommen auch Grobmotoriker zum Ziel…
Das mittelständische Unternehmen, das seine Zentrale in Oberhausen hat und in Gladbeck am westlichen Stadtrand jenseits der A 31 ein Produktions- und Logistikzentrum unterhält, fertigt Bauteile unter anderem für Windkraftanlagen, Schiffe, die Industrie oder den Schienenverkehr. Als Spezialist für Bewegungssensorik und Antriebstechnik bezeichnet sich der Betrieb, der rund 240 Beschäftigte zählt.
Inzwischen erreichen den Betrieb zahlreiche Bewerbungen aus dem Ausland
Morris Rajendradas, der in seiner Freizeit Fußball bei Adler Ellinghorst spielt, fühlt sich wohl an seinem Arbeitsplatz. „Das ist fast schon wie eine Familie“, sagt er über den Betrieb. Ja, die Ausbildung sei durchaus fordernd gewesen – was unter anderem daran liegt, dass Darko Novak seinen Schützlingen gerne Zusatzaufgaben mit nach Hause gibt. „Das ist mir wichtig“, sagt der erfahrene Ausbilder, der zudem im Prüfungsausschuss der Industrie- und Handelskammer aktiv ist. Lenord + Bauer setzte Morris Rajendradas auch als Ausbildungsbotschafter in den weiterführenden Schulen ein. Dort warb er dafür, sich als Ziel nicht nur das Abitur und ein Studium zu setzen, sondern über eine Ausbildung nachzudenken. „Auch mit einer Ausbildung stehen einem alle Wege offen“, so der 25-Jährige.
Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber sinke, sagt Darko Novak. Viele Bewerbungen erreichten ihn mittlerweile aus dem Ausland – von Personen, denen schon allein die sprachlichen Voraussetzungen für eine Ausbildung fehlten. „Für mittelständische Betriebe ist es nicht einfach, gute Auszubildende zu finden“, so Novak. Umso wichtiger sei es, auf allen Wegen um junge, engagierte und begeisterungsfähige Menschen zu werben.
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Was hat Morris Rajendradas jetzt vor? Der 25-Jährige, der in dieser Woche bei der Ehrung der besten Auszubildenden in Berlin von Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer, ausgezeichnet wurde, will zunächst einmal ein Jahr als Geselle Berufserfahrungen sammeln. Ob er dann noch den Techniker oder den Industriemeister draufsattelt, will er zu gegebener Zeit entscheiden. Kommt Zeit, kommt Rat – das weiß der junge Gladbecker ja bereits.