Gladbeck. Eine Studie bescheinigt Gladbeckern im Deutschlandvergleich ein ziemlich günstiges Leben. Doch eine Nachbarstadt sticht Gladbeck deutlich aus.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sagt man, aber ehrlicherweise geht es ohne auch nicht. Und genauso wenig ohne Dach über dem Kopf, ohne Strom und ohne Gas. Was kostet die Welt – oder vielmehr: das Leben – in Deutschland? Bisher glich eine Antwort auf die Frage eher eine vage Schätzung, zu aufwendig war die Erhebung der Daten für alle 400 Kreise und kreisfreien Städte in der Republik.

Deswegen haben sich Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hingesetzt und drei Jahre lang Daten von Internetseiten wie rewe.de (Lebensmittelkosten entsprechend dem Warenkorb des Statistischen Bundesamtes) und verivox.de (Energiekosten) ausgewertet. Herausgekommen ist ein Index über die Lebenskosten in ganz Deutschland, zu sehen unter iwkoeln.de. Unter den Landkreisen steht Gladbeck, vertreten durch den Kreis Recklinghausen, ganz okay da – doch eine Nachbarstadt sticht Gladbeck in Sachen günstiges Leben so richtig aus.

Leben in Gladbeck: in der „günstigen Hälfte“ der Deutschland-Tabelle

Aber die gute Nachricht zuerst: Mit einem Preisindex von 95,9 liegt der Kreis Recklinghausen unter dem Bundesdurchschnitt von 100, den treffen Braunschweig und der Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz ganz genau. Gladbeck findet sich in der „günstigen“ Hälfte der Tabelle und ist der 157. günstigste Kreis/kreisfreie Stadt in der Republik. Die Lebenshaltungskosten, also alle Punkte abseits der Wohnkosten, liegen 4,1 Prozent unter dem bundesdeutschen Schnitt. Das platziert den Kreis beinahe als deutschen Mittelwert, bei einem Preisindex ohne Wohnkosten von 100,1.

Rechnet man wiederum die Lebenshaltungskosten heraus und betrachtet nur die Wohnkosten, stehen Gladbeck und der Kreis Recklinghausen ziemlich in Ordnung da. Mit einem Preisindex für Wohnkosten von 85,7 bewegen sich Gladbecker Mieter deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Das ist eine gute Nachricht, denn die Forscher haben herausgefunden, dass die Wohnkosten die gesamten Lebenskosten wesentlich stärker beeinflussen als die Lebenshaltungskosten. Beide Kostenpunkte zusammengenommen – zur Erinnerung: Preisindex von 95,9 – bewegen sich der Kreis und Gladbeck in eher günstigen Gefilden. „Spitzenreiter“ ist der sächsische Vogtlandkreis (Indexwert 90), die thüringische Stadt Greiz (90,5) und Görlitz (90,6). In den alten Bundesländern lebt es sich in Pirmasens in Rheinland-Pfalz am günstigsten (90,7). Am teuersten wiederum ist das Leben in München (125), im Landkreis München (117), in Frankfurt (116) und in Stuttgart (115).

Leben in der Gladbecker Nachbarschaft: teurer in Bottrop, erheblich günstiger in Gelsenkirchen

Und wie sieht es in der unmittelbaren Gladbecker Nachbarschaft aus? Bottroper leben auf ein bisschen größeren Füßen, ein Preisindex von 96,7 und 3,3 Prozent günstigere Lebenshaltungskosten im Bundesschnitt bescheren der Stadt Platz 185 der günstigsten Kreise. In Essen sieht das schon anders aus: Die Lebenshaltungskosten sind hier bloß 1,3 Prozent niedriger als der deutsche Mittelwert, der Preisindex schrammt mit 98,7 knapp am Mittelwert vorbei. In der Gesamtplatzierung heißt das: 156. teuerster Kreis in Deutschland.

Blickt man mit Scheuklappen auf die nackten Zahlen der Stadt Gelsenkirchen, kann man im Pott nicht günstiger leben. Lässt man die Scheuklappen weg, kann man natürlich auch die Probleme sehen, die die Lebenskosten in der Problemstadt so nach unten drücken. Mit einem Preisindex von 94,9 und 5,1 Prozent günstigeren Lebenshaltungskosten „erringt“ Gelsenkirchen Platz 111 der günstigsten Kreise in der Republik. Der Preisindex für Wohnkosten, ohne Lebenshaltungskosten, zeigt, warum: 80,6, viel günstiger kann man in NRW nicht leben.

Lesen Sie auch:

Negative Spitzenreiter im Land sind übrigens Düsseldorf (108,5, 8,5 Prozent teurere Lebenshaltungskosten, 16. teuerster Kreis in Deutschland) und Köln (109,4, 9,4 Prozent teurere Lebenshaltungskosten, 14. teuerster Kreis in Deutschland).

>> WIE DIE STUDIE EINZUORDNEN IST

  • So plakativ die Zahlen der Studie auch sind – der Blick auf die regionalen Gegebenheiten ist unentbehrlich
  • Im Schnitt hatten die Gladbecker 2021 nämlich 19.908 Euro zur Verfügung – Platz 385 von 396 im NRW-Vergleich
  • Auch wenn das Leben in Gladbeck also vergleichsweise günstig ist – Menschen mit wenig Geld hilft das nicht sonderlich weiter.