Gladbeck. Es gibt nur wenige Städte in NRW, in denen die Einwohner im Schnitt weniger Geld haben als in Gladbeck. So schneidet die Stadt im Vergleich ab.

Es gibt nur wenige Städte in NRW, in denen die Menschen im Schnitt ein geringeres Einkommen zur Verfügung haben als in Gladbeck. Das geht aus der aktuellen Statistik von IT.NRW, dem Statistischen Landesamt hervor. Demnach hatten die Gladbeckerinnen und Gladbecker im Jahr 2021 – aktuellere Zahlen gibt es noch nicht – im Schnitt je 19.908 Euro zur Verfügung. Damit liegt die Stadt im Landesvergleich auf Rang 385 – von 396.

Und das, obwohl sich das Einkommen in den vergangenen Jahren schon gesteigert hat. So lag das Einkommen im Jahr 2017 bei gerade einmal 17.638 Euro und ist in den Jahren danach kontinuierlich gestiegen. Weil das aber für alle Städte gilt, hat sich an der vergleichsweise schlechten Ausgangslage im Landesvergleich jedoch nichts verändert. In der gesamten Zeitspanne lag Gladbeck im Landesvergleich immer auf den Rängen 385, 386 oder 387.

Im Kreis Recklinghausen liegt die Stadt Gladbeck auf dem letzten Rang

Schaut man auf den Kreis, wird deutlich, dass die Einwohnerinnen und Einwohner in Gladbeck auch da weit unter dem Schnitt liegen, sogar das Schlusslicht bilden. Denn laut IT.NRW haben die Menschen im Kreis 22.275 Euro zur Verfügung. Das hängt damit zusammen, dass in Städten wie Haltern, Waltrop, Dorsten und Recklinghausen das Durchschnittseinkommen über 23.000 Euro liegt, in Haltern gar bei mehr als 26.000 Euro.

Das verfügbare Einkommen, es umfasst in dem Fall das Einkommen nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben. Eventuelle Sozialleistungen werden dagegen hinzuaddiert. Das ist letztlich die Summe, die den Menschen für Konsum oder auch Sparzwecke zur Verfügung steht, erläutert IT.NRW. So lassen sich die finanziellen Verhältnisse der einzelnen Städte und Kreise vergleichen. Für die Berechnungen greifen die Statistiker zurück auf die Lohn- und Einkommenssteuerstatistiken.

Zahlen lassen Rückschlüsse auf die Kaufkraft vor Ort zu

Warum sind diese Zahlen wichtig? Sie lassen Rückschlüsse auf die Kaufkraft vor Ort zu, und die ist in Gladbeck – die Zahlen legen es nahe – vergleichsweise schwach ausgeprägt. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Geschäfte vor Ort. Anders ausgedrückt: Die Schwierigkeiten, vor denen die Gladbecker Innenstadt steht, lassen sich eben auch auf das vergleichsweise geringe Einkommen zurückführen.

Ein Erklärungsansatz für dieses niedrige Durchschnittseinkommen lässt sich in den Sozialdaten finden, die die Stadt unter anderem in ihrem statistischen Jahresbericht veröffentlicht. Auch dort stammen die aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2021. Demnach gab es in Gladbeck – Stand 31. Dezember 2021 – 27.081 Menschen, die hier leben und einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. Die meisten davon wohnen übrigens in Brauck.

Arbeitslosenquote in Gladbeck ist die höchste im Kreis Recklinghausen

Im Gegenzug hat Gladbeck jedoch auch eine Arbeitslosenquote, die weit über dem Schnitt von Bund, Land und sogar dem Ruhrgebiet liegt. In den Statistiken der Agentur für Arbeit Recklinghausen belegt die Stadt hier regelmäßig den traurigen Spitzenplatz. Dazu kommen Empfänger anderer Sozialleistungen. Das wiederum hat zur Folge, dass der städtische Haushalt sehr stark belastet ist. 2021 etwa erhielten Gladbeckerinnen und Gladbecker rund 77,5 Millionen Euro aus Sozialleistungen. So geht hervor aus dem statistischen Jahresbericht der Stadt. Dort sind die „Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts“ aufgeführt. Deren Träger sind die Bundesagentur für Arbeit sowie die kreisfreien Städte und Kreise. ausgeben. Zum Vergleich: 2019 waren es an der Stelle rund 75 Millionen Euro.

Zurück zum verfügbaren Einkommen: Gladbeck liegt landesweit auf Rang 385. Schlusslicht in NRW ist Gladbecks Nachbarstadt Gelsenkirchen mit einem Einkommen von 17.924 Euro. Spitzenreiter ist Meerbusch, hier verdienen die Menschen im Schnitt 35.712 Euro. Was die Statistik jedoch nicht berücksichtigt, so der Hinweis von IT.NRW: die regionale Preisentwicklung.

Oder anders ausgedrückt: Man darf davon ausgehen, dass das Leben in Gladbeck an einigen Stellen günstiger ist als in Meerbusch. So dürften beispielsweise die Mieten hier vor Ort auf einem anderen Niveau liegen als im Düsseldorfer Speckgürtel. Doch allein das wird nicht reichen. Zumal in den Jahren seit 2021 die Lebenshaltungskosten massiv gestiegen sind, die Einkommen aber nicht in dem Maße. Das ist in den offiziellen Zahlen jedoch noch nicht berücksichtigt.