Gladbeck. Wie soll der heutige Kardinal-Hengsbach-Platz künftig heißen? Darüber diskutierten Politiker im Ausschuss – und fanden schließlich eine Lösung.

Sollte der Kardinal-Hengsbach-Platzin Zweckelangesichts der Missbrauchsvorwürfe gegen den verstorbenen Geistlichen jetzt schon umbenannt werden? Wenn ja: Was wäre der angemessene Name? Und grundsätzlich: Handelt es sich bei diesem Ort überhaupt um einen Platz? Ausgiebig diskutierten die Mitglieder des Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschusses über diese Fragen, ließen sogar Heinz Enxing vom Verein für Orts- und HeimatkundeGladbeck zu Wort kommen. Letzten Endes fiel denn doch eine Entscheidung.

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Bürgermeisterin Bettina Weist: „Die Vorwürfe, die im Raum stehen, können nur dazu führen, dass der Platz nicht weiter ,Kardinal-Hengsbach-Platz’ heißt.“ Sie verwies darauf, dass auch anderenorts der Name des einstmals so verehrten ersten Bischofs von Essen aus dem Stadtbild verschwunden sei. Am Sitz des Ruhrbistums wurde eine Hengsbach-Statue demontiert.Die Gladbecker Stadtverwaltung schlug schlicht „Zweckeler Platz“ als neuen Namen vor.

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So simpel und sachlich diese Empfehlung auch klingen mag, sie eckte bei den Christdemokraten an. Ihr Standpunkt: „So schnell darf man eine Umbenennung nicht vornehmen. Wir haben Kontakt zum Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen aufgenommen, der uns eine Umbenennung auch nicht so richtig begründen konnte.“

Es gab zwei weitere Optionen für eine Namensänderung des Zweckeler Kardinal-Hengsbach-Platzes

Bis dato handele es sich um Vorwürfe, keine Fakten. Da sollte doch der Grundsatz „in dubio pro reo“ gelten. „Die Vorwürfe sind nicht bewiesen“, so auch Marco Gräber (AfD). Er zog Vergleiche zu Prominenten, wie Till Lindemann und US-Stars, bei denen keine Beweise für Anschuldigungen hervorgebracht werden konnten. Gräber regte eine Vertagung auf Dezember an, votierte jedoch bereits für den Namen „Herz-Jesu-Platz“, da er eine Verbindung zum anliegenden Gotteshaus ziehe: „Zweckeler Platz wird dem Stadtteil nicht gerecht.“

Dieter Rymann CDU-Fraktionsvorsitzender in Gladbeck, legte dar: Erste Wahl für die Christdemokraten ist der Name „Herz-Jesu-Platz“.
Dieter Rymann CDU-Fraktionsvorsitzender in Gladbeck, legte dar: Erste Wahl für die Christdemokraten ist der Name „Herz-Jesu-Platz“. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Weist betonte: „Es wird hier keinen Prozess geben, es wird kein Urteil gefällt.“ Michael Tack (FDP) pflichtete der Bürgermeisterin bei: „Es geht nicht um eine Beurteilung, wir wollen auch überhaupt keine Vorverurteilung. Aber der Ausschuss hat das Recht, Straßen und Plätze umzubenennen.“ Die Bezeichnungen dienten der Orientierung, daher befürworte die FDP den Namen „Zweckeler Platz“.

Besuch von Bischof und Generalvikar „könnte tiefere Einblicke“ gewähren

Der ABI-Vorsitzende Süleyman Kosar sagte: „Ich denke, ,Herz-Jesu-Platz’ ist würdiger.“ Immerhin sei das katholische Gotteshaus ein Wahrzeichen für den Stadtteil – das jedoch „bald weg ist“, wie SPD-Ratsherr Norbert Dyhringer zu bedenken gab.

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CDU-Fraktionschef Dieter Rymann kündigte an: „Der Bischof und der Generalvikar haben sich bereiterklärt, im Dezember nach Gladbeck zu kommen.“ Dann könnten sich womöglich tiefere Einblicke in die Materie ergeben. Da ist Bernd Lehmann (Grüne) skeptisch, er stellte klar: „Für die Grünen ist es notwendig und geboten, den Platz umzubenennen.“ Rüdiger Jurkusek (Linke) bewertete die aktuelle Situation ebenso.

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Ramona Karatas von den Gladbecker Grünen regte Zuordnung des Kardinal-Hengsbach-Platzes zu den umliegenden Straßen an, wie es früher einmal war.
Ramona Karatas von den Gladbecker Grünen regte Zuordnung des Kardinal-Hengsbach-Platzes zu den umliegenden Straßen an, wie es früher einmal war. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Ramona Karatas (Grüne) regte an, die Fläche „einfach einer Straße zuzuordnen“, beispielsweise Dorstener Straße und Feldhauser Straße. Denn, wenn man mal ehrlich ist: So ein richtiger Platz ist’s nicht, es fehlt Aufenthaltsqualität. Man kann eigentlich eher von einem Kreisel sprechen. Gerhard Dorka (DKP) ist gar der Auffassung, der Name „Platz“ sei irreführend.

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Heinz Enxing, Ehrenvorsitzender des Heimatvereins, erzählte, die Zuordnung zu einer Straße sei seine erste Option gewesen. Vorschlag zwei, „der am meisten Zuspruch bekam“: Zweckeler Platz für den verkehrlichen Mittelpunkt des Stadtteils. Den Namen „Herzu-Jesu-Platz“ lehnte Enxing ab.

Hauptausschuss-Mitglieder stellten weitere Anträge

Die CDU stellte einen neuen Antrag: Benennung in „Herz-Jesu-Platz“, in Anlehnung an die benachbarte Kirche, plus Tafel samt QR-Code, die über die Hintergründe des geänderten Namens informieren. Dafür stimmten lediglich die Christdemokraten und AfD. Die Grünen scheiterten mit ihrem Antrag für eine Rückbenennung in Feldhauser und Dorstener Straße.

Sprecherin der Gladbecker Stadtverwaltung: Umsetzung könnte zeitnah erfolgen

Es blieb schließlich beim vorgeschlagenen „Zweckeler Platz“. Dafür gab’s 15 Ja-Stimmen, ein Nein und eine Enthaltung. Die Umsetzung, so Stadtsprecherin Christiane Schmidt, könne zeitnah erfolgen.

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