Gladbeck. Gladbeck reagiert auf die Missbrauchsvorwürfe gegen den ersten Ruhrbischof. Die Bürgermeisterin will den Kardinal-Hengsbach-Platz umbenennen.

1996 wurde der zentrale Platz in Zweckel umbenannt, mit dem neuen Namen Kardinal-Hengsbach-Platz sollte der erste Bischof des Ruhrbistums geehrt werden. Nun hat das Bistum Essen selbst schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Franz Hengsbach öffentlich gemacht. Bürgermeisterin Bettina Weist hat auf diese Entwicklung reagiert und schlägt daher vor, den Platz umzubenennen.

Die Bürgermeisterin wird diesen Punkt auf die Tagesordnung der nächsten Hauptausschusssitzung am 16. Oktober setzen. „Ich bin erschüttert über die Anschuldigungen, die wir sehr ernst nehmen. Deshalb schlage ich vor, dass der Kardinal-Hengsbach-Platz in Zukunft einen anderen Namen tragen sollte“, so die Bürgermeisterin. Allerdings entscheiden in der Frage nicht Stadtverwaltung oder Bürgermeisterin allein. Das letzte Wort über eine mögliche Umbenennung liegt bei der Politik.

Stadt Gladbeck hat Kontakt zur katholischen Kirche aufgenommen

Die Stadt stehe bereits in Kontakt mit der katholischen Kirche in Gladbeck, um mögliche Namensvorschläge abzustimmen, heißt es in der entsprechenden Mitteilung. Wie sich die Kirche vor Ort zu der Entwicklung stellt, war kurzfristig nicht zu erfahren, es wurde lediglich bestätigt, dass die Stadt sich gemeldet habe. Wie es weitergeht, ist unklar, durch den Abschied von Propst André Müller am Wochenende befindet sich in der Pfarrei vor Ort einiges im Umbruch.

Laut Verwaltung wären von einer Umbenennung nur acht Gladbeckerinnen und Gladbecker betroffen, das seien vergleichsweise wenige Anwohner. Ebenfalls berührt wären das dort ansässige Sparkassen- und Ärztehaus, der katholische Kindergarten Herz-Jesu, die Herz-Jesu-Kirche sowie weitere Einrichtungen.

Auch in anderen Städten sind Umbenennungen von Straßen und Plätzen geplant

Gladbeck ist nicht die einzige Stadt, die nun überlegen muss, wie sie mit Straßen oder Plätzen umgehen soll, die nach dem Essener Kardinal benannt sind. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen etwa hat bereits angekündigt, den direkt am Essener Dom gelegenen Kardinal-Hengsbach-Platz umbenennen zu wollen. Und auch in der Nachbarstadt Bottrop gibt es einen nach Hengsbach benannten Platz.

Franz Hengsbach, Gründungsbischof des Bistums Essen, wird vorgeworfen, in mindestens zwei Fällen jungen Frauen sexuelle Gewalt angetan zu haben. Bischof Franz-Josef Overbeck, einer von Hengsbachs Nachfolgern auf dem Essener Bischofsstuhl, hat die Vorwürfe zuletzt öffentlich gemacht und dabei ausdrücklich mögliche weitere Betroffene ermutigt, sich zu offenbaren.