Gladbeck. Immer wieder fallen der Müllabfuhr falsch befüllte Tonnen auf. Welche Konsequenzen das hat und worauf die Menschen achten müssen.
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Wie sagte doch Aschenputtel im Grimm’schen Märchen? „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“ Mit Hilfe von Tauben sortiert das Mädchen akribisch Linsen. Diese Sorgfalt könnte vorbildhaft sein bei der modernen Mülltrennung. Doch immer wieder landet in Gladbeck jeglicher Abfall in einer Tonne.
Die Plastiktüte im Biomüll, der Handstaubsauger im Papierabfall: Man sollte doch meinen, dass die Regeln der Trennung mittlerweile allseits bekannt sind. Leonie Nüfer, Sprecherin für den Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG), sagt: „Da es die getrennte Sammlung von Restabfall, Bioabfall, Papier und Leichtverpackungen/Wertstoffen schon seit etlichen Jahren gibt, weiß heute jeder, was in welche Tonne gehört.“ Allerdings werfen die „Kollegen sporadisch und bei Verdacht“ einen Blick in die Behälter. Hineinfassen und wühlen dürften die ZBG-Mitarbeiter aus Gründen der Arbeitssicherheit nicht.
ZBG-Mitarbeiter bringen Hinweise an den Tonnen an und dokumentieren Auffälligkeiten
Leonie Nüfer weiß: „Natürlich finden die Kollegen immer mal wieder fehlbefüllte Tonnen vor, meist bei Bio oder Papier. Oft werden Plastiktüten oder andere Restabfälle mitentsorgt.“ Bei Biomüll mischen sich erfahrungsgemäß häufiger Verpackungsmaterialien unter Kartoffelschalen und Co. Seltener kommen bei Restabfall Fehlbefüllungen vor – „eventuell ‘mal Bauschutt“.
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Was ist die Konsequenz, wenn in der Tonne steckt, was nicht hineingehört? Strafgebühren? Nüfer erklärt: „Fehlbefüllte Behälter bleiben stehen. Die Kollegen befestigen daran einen Anhänger mit einem entsprechenden Hinweis.“ Gleichzeitig erhalten die Beschäftigten an der Hotline eine Information mit einem Foto des Behälters samt Angabe des Standortes, „damit sie bei Nachfragen sofort reagieren und beraten können“. Nüfer ergänzt: „Gerne senden wir Unwissenden auch Trennhilfen zu, die für alle leicht verständlich sind und die Informationen in mehreren Sprachen enthalten.“
Der Betriebshof sortiert die Tonnen nicht nach. Da müssen sich die betreffenden Menschen schon selbst die Hände schmutzig machen. Nüfer stellt fest: „Problemgegenden haben wir nicht.“ Eines ist jedoch auffallend: „In großen Wohnanlagen kommt es tatsächlich eher zu Fehlbefüllungen als in kleinen Wohneinheiten.“ Oftmals lande Abfall aus Gedankenlosigkeit im falschen Behälter. „Oder Nutzer machen es sich einfach, indem die nächststehende Tonne befüllt wird.“ Wie viele Behälter wegen Fehlbefüllung jährlich stehen bleiben, lässt sich laut Nüfer nicht beziffern, da der ZBG diese Daten nicht erhebt.
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Dreckecken entstehen auch im Umfeld von Altglascontainern, worüber sich die WAZ-Leserschaft wiederholt beschwert. Die ZBG-Sprecherin erläutert: „Die Glasentsorgung erfolgt im Rahmen der Dualen Systeme, also rein privatwirtschaftlich. In Gladbeck hat Remondis die Altglasbehälter – insgesamt 97 Stationen mit Weiß, Braun- und Grünglasbehältern – aufgestellt und leert diese auch selbst.“ Die Säuberung des Umfelds an den Containern liegt in der ZBG-Verantwortung. „Wir erhalten ein Entgelt von den Dualen Systemen.“
Und an diesen Stellen müssen die Beschäftigten des Gladbecker Betriebshofs nicht selten anpacken. Eindringlich mahnt Nüfer: „Andere Abfälle als Altkleider und Glas gehören grundsätzlich nicht in oder an die Containerstationen! Hierbei handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld geahndet werden kann.“
Erfolge der Mülldetektive
Der Ermittlungsdienst des Zentralen Betriebshofs Gladbeck (ZBG) – die Kräfte werden in der Bevölkerung auch gerne „Mülldetektive“ genannt – kann einige Erfolge vorweisen. Das Team kommt Verursachern illegaler Müllkippen immer wieder auf die Schliche. In diesem Jahr (Stand 9. Oktober) wurden bereits 68 Anhörungsverfahren eingeleitet, 2022 waren es 133.
Das sind mehr als 2021 (119) und 2020 (91), wobei bei letzterem die Corona-Zeit mit all ihren Einschränkungen zu berücksichtigen ist. Anno 2019 wurden 126 Anhörungsverfahren eingeleitet.
ZBG-Sprecherin Leonie Nüfer räumt ein, dass die Ermittler immer weniger Hinweise auf Verursacher finden. „Wir gehen daher davon aus, dass es sich rumgesprochen hat, dass unsere Mülldetektive die abgelegten Abfälle untersuchen.“
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Erfolge im Kampf gegen illegale Müllablagerungen können die hauseigenen Detektive verbuchen. Nüfer berichtet: „Durch gemeinsame Besuche und Ansprachen von unserem Ermittlungsdienst und dem KOD wurden schon einige Abfallablagerungen, zum Beispiel vor Häusern, direkt durch die Verursacher wieder beseitigt. Generell scheint es aktuell so, als würden wieder mehr Abfälle abgelegt werden.“ Zeitweise sei die Situation schon einmal deutlich besser – sprich: sauberer – gewesen, insbesondere an den Containerstationen.
Die nächste Veranstaltung, um Unrat aus dem Stadtbild zu entfernen, steht schon fest: „Gladbeck putzt“ im Frühjahr 2024. Für diese Jahreszeit plant der ZBG außerdem einen Komposttag. Leonie Nüfer: „Auch Sammelaktionen außerhalb von ,Gladbeck putzt’ unterstützen wir sehr gerne. Einfach bei uns melden!“
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