Gladbeck. Trotz des regnerischen Wetters beteiligen sich viele Kinder, Jugendliche und Erwachsen an „Gladbeck putzt“. Viel Müll wurde eingesammelt.
Wer am Samstag in Gladbeck unterwegs war, konnte an Straßenrändern und Grünstreifen der Stadt immer wieder großen und kleinen Menschen in gelben Warnwesten begegnen, in der einen behandschuhten Hand einen roten Müllsack, in der anderen oftmals einen mechanischen Greifer für kleine Abfallschnipsel und Zigarettenkippen. „Gladbeck putzt“ in Aktion! Jedes Jahr zu Frühlingsbeginn ruft die Stadt ihre Bürgerinnen und Bürger dazu auf, liebgewonnene Erholungsoasen von achtlos weggeworfenem Unrat zu befreien. Und viele haben sich beteiligt, trotz des durchwachsenen Wetters mit Windböen und Regen.
„Die Menschen identifizieren sich mit ihrer Stadt, indem sie so dazu beitragen, sie lebenswert zu erhalten“, ist Leonie Nüfer vom Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG), der die Aktion leitet. In ihrem Viertel setzten so viele Gladbecker ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität Einzelner. Dies gilt beispielsweise für die Familien Hädrich/Schuppan und Olland mit den Kindern Amelie und Edda (beide 5) sowie Pia (4) und Liam (3). Sie reinigten, gemeinsam mit dem Freundeskreis Gladbeck-Alanya, das Wäldchen gegenüber der Waldorfschule und den dahinterliegenden Spielplatz. „Da liegt immer viel Plastik rum“, weiß Vater Marcel Hädrich. Für die Kinder sei die Aktion einerseits ein großer Spaß, andererseits auch erzieherisch wertvoll - ein Argument, für das Amelie selbst das beste Beispiel liefert: „Wir sammeln den Müll, weil wir die Umwelt schonen wollen“, erklärt sie voller Überzeugung.
An vielen Stellen im Stadtgebiet könnten mehr Abfallbehälter installiert werden
Handschuhe und Müllbeutel werden den Beteiligten vom ZBG zur Verfügung gestellt. An vielen Stellen seien zu wenige öffentliche Abfallbehälter installiert, beklagen die engagierten Eltern. Deshalb lande Hundekot, der zwar in Plastik eingesammelt werde, anschließend wiederum mitsamt seiner Verpackung im Wald. Ähnliches berichtet Müzeyyen Dreessen vom Freundeskreis, die – wie andere ebenfalls an diesem Tag – sehr viele weggeworfene Glasflaschen und -scherben gefunden hat. Ayfer Candan ist mit Leib und Seele dabei: „Wir gehen heute über die Grenzen unseres Wohnumfeldes“, sagt sie. Die Horster Straße sei nicht nur das Wäldchen, sondern viel mehr. Und so suchen sie und ihre Mitstreiterinnen auch die Fuß- und Fahrradwege weiträumig ab.
Zehn Tonnen Müll aufgesammelt
Während die Putzaktivisten ihre Besenparty mit Bratwurst und kalten Getränken feierten, wogen die Mitarbeiter des ZBG die an den Sammelpunkten aufgeladene Ausbeute des Tages. Das Ergebnis bestätigt, was etliche, die schon länger dabei sind, im Vergleich bereits vermutet hatten: Zehn Tonnen brachten die Müllsäcke auf die Waage.
Damit fiel die Ausbeute geringer aus als in den Jahren zuvor (2022 waren es 15 Tonnen). Das könnte als ein positives Zeichen gewertet werden, dass weniger weggeworfen wurde, heißt es seitens des ZBG. Es mag aber auch daran liegen, dass sich, aufgrund des schlechten Wetters, weniger Menschen als in den Vorjahren an der Aktion beteiligt haben.
Wenige Minuten entfernt liegt die Steinstraße mit dem neunstöckigen Wohngebäude, das rund 260 Bewohner beherbergt. Hier haben sich auf Initiative der Stadt, die seit einigen Monaten im obersten Stockwerk ein Beratungs- und Informationsbüro betreibt, einige Bewohner zusammengetan, um die Wiese, die zum Haus gehört, zu reinigen. Auch Anja Venhoff, Leiterin des Büros für interkulturelle Arbeit der Stradt, ist mit mehreren Mitarbeiterinnen vor Ort. Seit es die Anlaufstelle im Haus Steinstraße gebe, habe sich einiges verändert, berichtet sie. „Etliche Bewohner möchten gern die Reinigung des Umfeldes häufiger ansetzen – sogar einmal monatlich.“ Schon heute ist der achtjährige Kevin mit Eifer dabei, „seine“ Wiese zu durchforsten. Mit im Boot sind die Rebeq GmbH und der Moscheeverein Milli Görüs, dessen Mitglieder ebenfalls auf dem Gelände unterwegs sind.
Der Zweckeler Wald ist ein beliebtes Ausflugziel für junge Familien
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Von Butendorf geht es in den Gladbecker Norden zum Zweckeler Busch. Am Waldrand leben zwei junge Familien. „Der Wald ist unser zweites Wohnzimmer“, erzählen Christina und Frederik Hellmann, die mit Sohn Henry (6) unterwegs sind, der kräftig mithilft. Schwesterchen Ida (3) schläft derweil erschöpft auf dem Arm ihrer Mutter. Leider komme es immer wieder zu Vandalismus. „Die Stadt erneuert die Abfallbehälter hier rund um den Busch, aber die werden umgehend zerstört“, erzählen die Hellmanns. Ihr Wunsch für die Zukunft richtet sich denn auch an die vielen Hundebesitzer, doch die Kotbeutel ihrer Vierbeiner mitzunehmen, und Zuhause zu entsorgen. Dana und Marco Zocher sind mit Sohn Niklas (3) und Tochter Emilie (6) dabei, die begeistert von „ihrem“ Wald erzählen, in dem man so schöne Buden bauen kann. Damit das so bleibt, haben beide Familien auch privat Greifzange und Kinderhandschuhe angeschafft. „Wir kümmern uns“, bekräftigt Marco Zocher in Anlehnung an einen bekannten Werbeslogan.
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Im Anschluss an die Putzaktion fand zum Dank für alle Beteiligten am Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) die „Besenparty“ mit gegrillten Würstchen und Getränken statt, die während der Pandemie leider hatte ausfallen müssen.