Gladbeck. Im St.-Altfrid-Haus Gladbeck wird Kritik am kostenlosen Mittagstisch für Arme laut. Was Bewohnern schwer im Magen liegt und was die Caritas sagt.

Es grummelt unter einigen Menschen, die in der an das St.-Altfrid-Haus angeschlossenen Wohnanlage ein Appartement angemietet haben. Das erzählt wenigstens in der Lokalredaktion Gladbeck der Lebensgefährte einer Bewohnerin. Was nach seiner Aussage ihr und anderen nicht schmeckt: der kostenlose Mittagstisch, den der CaritasverbandGladbeck und das städtische Amt für Soziales und Wohnen täglich im Café des St.-Altfrid-Hauses in Brauck decken. Was liegt Mietern denn so schwer im Magen?

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Bewohner der Caritas-Anlage, so der Kritiker, echauffierten sich darüber, dass sie für ihre Mahlzeit zahlen müssten, während andere das Gratis-Essen in Anspruch nehmen – obwohl sie sichtlich und offenkundig nicht notleidend seien. Knackpunkt: Für die Bedürftigkeit muss kein Nachweis erbracht werden; folglich gibt’s keinerlei Kontrolle.

Bewohner der Wohnanlage des St.-Altfrid-Hauses in Gladbeck können Leistungen wie Mittagessen hinzubuchen

Die Gladbecker Caritas-Sprecherin Antonia Gemein erklärt: „Für die 80 Bewohner des St.-Altfrid-Seniorenheims mit Pflegegrad ist das Essen inklusive. In der angegliederten Seniorenwohnanlage kann man Leistungen hinzubuchen, zum Bespiel für sechs bis sieben Euro das Mittagessen.“

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Auch wenn Bewohner der Anlage in einem Raum mit den Gästen des Gratis-Angebots die Gerichte einnehmen: Die Auswahl, so Antonia Gemein, sei unterschiedlich. Die Mieter bekommen einen Wochenplan mit einer Auswahl wie Vollkost und Diät. „Für den kostenlosen Mittagstisch stocken wir die Mahlzeiten auf, die wir ohnehin für Essen auf Rädern, Kitas und andere Zwecke kochen.“ Da könne es schon ‘mal passieren, dass die gleiche Speise wie bei der Zubuchung auf dem Teller liege. „Das Essen auf Bestellung kann bereits ab 11.30 Uhr eingenommen werden, so dass wir das Ganze räumlich und zeitlich etwas entzerren können“, erläutert Antonia Gemein.

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Bisher sei keine Kritik an Caritasvorstand Rainer Knubben herangetragen worden. „Wir haben nicht den Eindruck, dass jemand sich ein kostenloses Essen erschleicht“, so die Caritassprecherin. Es könne vielleicht im Einzelfall so sein, „aber nicht in geballter Form“: Aktuell bestehe kein Anlass, von einem gezielten und mehrfachen „Missbrauch“ auszugehen. „Daher werden wir derzeit weiterhin keine Kontrollen durchführen.“

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Antonia Gemein, Pressesprecherin des Caritasverbands Gladbeck, kann die Bedenken mancher Bewohner der St.-Altfried-Seniorenwohnanlage nachvollziehen.
Antonia Gemein, Pressesprecherin des Caritasverbands Gladbeck, kann die Bedenken mancher Bewohner der St.-Altfried-Seniorenwohnanlage nachvollziehen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die Crux am derzeitigen Prozedere ist die Kernfrage: „Wer ist arm?“ Gemein berichtet: „Es gab vergangene Woche eine reguläre Mieterversammlung mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Wohnanlage. Dabei stand Helge Berg, unser Abteilungsleiter Senioren- und Pflegedienste, unter anderem auch Rede und Antwort zum Thema kostenloser Mittagstisch. Der Tenor war dort weniger ein Ungerechtigkeitsempfinden, sondern mehr die Frage nach einer Kontrolle der Bedürftigkeit.“ Der Unterschied der Essensangebote sei allen bewusst gewesen, ebenso Zielgruppe und Finanzierung aus dem Stärkungspakt NRW.

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„Wenn wir den Eindruck haben, dass ein Essen auch bezahlt werden könnte, dann suchen unsere Mitarbeiter das persönliche Gespräch“, sagt Gemein. Gegenüber der WAZ wurde die Idee laut, Bewohner der Anlage könnten die Essensbuchung abbestellen und sich am kostenlosen Mittagstisch einreihen. Immerhin zahlen sie zwischen 565 Euro inklusive Heiz- und Nebenkosten (für 42 Quadratmeter) und 650 Euro (für 54 Quadratmeter) für ein Appartement. Aber: „Wenn wir diejenigen Bewohner erkennen, würden wir mit ihnen sprechen.“

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Zwischen 80 und 100 Mahlzeiten gehen beim kostenlosen Angebot täglich über den Tisch. „Die Nutzerstruktur ist derzeit bunt gemischt: von Tafelkunden über Klienten aus unserer Wohnungslosenhilfe über Seniorinnen und Senioren bis hin zu ukrainischen Flüchtlingsfamilien.“

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Die Caritassprecherin: „Ein Ungerechtigkeitsempfinden ist nachzuvollziehen. Wir appellieren dabei aber an das ,soziale Gewissen’ aller Gäste – egal, ob jetzt Bewohner dieser Anlage oder nicht.“ Wer ein Anliegen habe, können immer jemanden von der Caritas vor Ort ansprechen.

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