Gladbeck. Eine 81-Jährige Gladbeckerin wäre beinahe auf Betrüger reingefallen. Zum Glück hat die Sparkassenmitarbeiterin aufgepasst. Das rät die Polizei.
Die Kundin ist nervös, will eine fünfstellige Summe abheben – das passt nicht zu ihr. Das sind Dinge, die bei Nicole Rehlinghaus die Alarmglocken schrillen lassen – ebenso bei ihren Kolleginnen und Kollegen der Sparkasse Gladbeck. Und tatsächlich stimmt die Ahnung und sie kann verhindern, dass die ältere Dame auf den berüchtigten Enkeltrick hereinfällt und ihre Ersparnisse verliert.
Doch der Reihe nach: Schon vorher habe sich die 81-Jährige telefonisch gemeldet und angekündigt, dass sie eine größere Summe abheben möchte, berichtet Nicole Rehlinghaus von dem Vorfall aus der vergangenen Woche. „In dem Gespräch ist den Kollegen auch schon aufgefallen, dass da was nicht stimmen könnte.“
Täter haben die 81-jährige Gladbeckerin unter Druck gesetzt
Es ist Nicole Rehlinghaus’ Kundin, man kennt sich und als die Dame schließlich in der Schalterhalle steht, um die große Summe abzuheben, führen die Sparkassenmitarbeiter sie zunächst in ein Büro. „Dort hat sie dann ziemlich schnell von sich aus geredet, wir mussten gar nicht viel fragen.“ Und so erfahren Nicole Rehlinghaus und ihre Kollegen, dass ein Familienmitglied der Kundin in einen Unfall verwickelt sein soll, dass dringend eine Kaution hinterlegt werden muss.
Die Dame sei derart unter Druck gesetzt worden, dass sie sich nicht mehr zu helfen gewusst habe und dann tatsächlich das Geld abheben wollte, erinnert sich die Kundenberaterin. Im Gespräch habe sie gesagt, dass sie selbst auch zunächst zurückhaltend war, den Anruf merkwürdig fand, am Ende aber einfach nicht mehr gewusst habe, was zu tun ist. „Man hat gemerkt, wie erleichtert sie war, dass wir sie angesprochen haben. Ihr ist richtig ein Stein vom Herzen gefallen.“
Polizei setzt zur Prävention auf Banken und Angehörige
Denn auf diese Weise konnte Nicole Rehlinghaus den Betrug vereiteln, konnte verhindern, dass ihre Kundin einen großen finanziellen Schaden erleidet. Entsprechend auch das Lob der Polizei in der offiziellen Pressemitteilung zum Vorfall. „Eine sehr aufmerksame Bankmitarbeiterin durchschaute das Spiel und rettete so das Vermögen der Gladbeckerin“, heißt es da.
Bei der Polizei setzt man auf die Hilfe von Angehörigen, von Banken, um solche Fälle zu verhindern. Das Kommissariat für Prävention sei dazu auch regelmäßig im Austausch etwa mit den Banken, sagt Polizeisprecherin Corinna Kutschke. Denn die Angerufenen seien in der Situation vielfach überfordert. „Die meisten Menschen unterschätzen den Druck, mit dem die Täter da arbeiten.“
Zwei weitere Fälle in Gladbeck am Dienstag verhindert
Betrugsversuche dieser Art kommen in Deutschland täglich hundertfach vor, entsprechend sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sparkasse auf der Hut. Dass sich das lohnt, hat sich traurigerweise am Dienstag direkt wieder bestätigt. Erneut wollten Betrüger eine ältere Kundin um ihre Ersparnisse bringen, berichtet Daniela Niewiarra, die Leiterin des Privatkundenbereichs bei der Gladbecker Sparkasse. In dem Fall behaupteten die Täter, dass ein Verwandter ins Krankenhaus eingeliefert worden sei und eine Spritze benötige, die bezahlt werden muss.
In dem Fall, so Daniela Niewarra, sei einer der Täter sogar noch am Telefon gewesen, als die Frau in der Sparkasse eintraf. Eine Mitarbeiterin habe dann versucht, mit ihm zu sprechen. „Da hat er dann sofort aufgelegt.“ Es gibt also inzwischen zum Glück viele Menschen – nicht nur in Banken – die misstrauisch werden.
Juwelierin schaltet schnell und verhindert Betrug an 88-Jähriger
So auch eine Gladbecker Juwelierin, die ebenfalls am Dienstag einen solchen Fall vereitelte. Auch da, so die Meldung der Polizei, hatten die Täter viel Geld für dringend benötigte Medikamente für einen Verwandten gefordert. Weil sie kein Bargeld zu Hause hatte, habe sie Schmuck verkaufen wollen. Doch glücklicherweise sei die Juwelierin aufmerksam gewesen, so dass der 88-Jährigen kein finanzieller Schaden entstand.
Bei der Sparkasse spreche man das Thema regelmäßig an, die Führungskräfte seien dazu immer wieder in Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen, berichtet Daniela Niewiarra von der Präventionsarbeit des Geldinstituts. Der Vorteil in dem Fall: Vielfach kennen die Berater ihre Kundinnen und Kunden, sprechen sie in Zweifelsfällen lieber einmal zu viel als zu wenig an. „Die meisten haben dafür auch Verständnis und sind sogar dankbar. Sie kennen solche Fälle aus den Medien und finden es gut, dass wir nachfragen“, gibt sie die Erfahrungen aus dem Haus weiter.
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Überhaupt reagiere man sensibel, wenn größere Bargeldsummen abgehoben werden. „Wir fragen dann oft auch, ob jemand die Kunden begleitet.“ Da müsse noch nicht einmal der Betrugsverdacht im Raum stehen. Schließlich gehe es auch um das Risiko eines möglichen Überfalls. „Wir versuchen, die Kunden dazu zu bringen, sich selbst zu schützen“, beschreibt es Daniele Niewiarra, wohlwissend, dass man nicht jeden Fall verhindern könne.
Tipps der Polizei: So kann sich jeder auch selbst schützen
Doch allen aufmerksamen Angehörigen, Bankmitarbeiterinnen oder Juwelierinnen zum Trotz: Am besten ist es immer noch, wenn keiner dieser Helfer eingreifen muss. Die Polizei hat deshalb Verhaltenstipps veröffentlicht, mit denen sich jeder selbst schützen kann.
- Geben Sie an der Haustür niemals Geld und Wertgegenstände in fremde Hände.
- Rufen Sie die vermeintlichen Familienangehörigen selbst unter der Ihnen bekannten Rufnummer zurück. Beenden Sie vorher das Telefonat.
- Sensibilisieren Sie Familienangehörige regelmäßig, versichern Sie Ihnen, niemals am Telefon um Geld oder Wertgegenstände zu bitten.
- Rufen Sie im Verdachtsfall bei ungewöhnlichen Anrufen die Polizei an, auch über die 110. Die Kolleginnen und Kollegen der Leitstelle sind mit der Thematik der Betrugsdelikte vertraut und können Ihnen weiterhelfen.
Einen letzten Tipp hat Corinna Kutschke zudem: „Man sollte auch seine Telefonbucheinträge löschen lassen.“ Denn darüber suchten die Täter im Zweifel die potenziellen Opfer. Und um erreichbar zu sein, müsse heute niemand mehr im Telefonbuch stehen.