Recklinghausen / Gladbeck. Nach der DNA-Reihenuntersuchung im Kreis Recklinghausen versuchen Ermittler noch weitere Speichelproben zu erhalten. Ergebnisse liegen bald vor.
In gut drei Wochen wird das Ergebnis der DNA-Reihenuntersuchung im„Mordfall Claudia Ruf“ vorliegen. Das sagt der Sprecher der Bonner Polizei,Robert Scholten, auf Anfrage dieser Redaktion. Gut 200 Fahrzeughalter aus dem Vest Recklinghausen – darunter auch Gladbecker – waren im April gebeten worden, eine Speichelprobe abzugeben. Dieses Material werde nun von den entsprechenden Wissenschaftlern beim Landeskriminalamt NRW ausgewertet, so Scholten.
Gleichzeitig, so der Erste Polizeihauptkommissar, gehe man noch etwa zehn weiteren Spuren nach. „Dabei geht es zumeist um Fahrzeughalter, die verstorben sind, teilweise schon vor sehr langer Zeit.“ Hier würden die Ermittler versuchen, DNA-Proben von Angehörigen zu bekommen. Denn auch die könnten – abhängig vom Verwandtschaftsgrad – hilfreich sein.„Das ist manchmal eine sehr komplexe Angelegenheit“, sagt Scholten.„Etwa wenn man ein Gespräch mit einem ehemaligen Nachbarn des Fahrzeughalters führt, der glaubt, dass der Sohn des Verstorbenen vor einem Jahr nach Spanien verzogen ist…“
Der Mord liegt 27 Jahre zurück
Regelrecht begeistert sind die Ermittler, wenn sie sehen, wie viele der Angeschriebenen aus Gladbeck und den anderen Städten des Kreises freiwillig eine Speichelprobe abgegeben haben. Natürlich hätten sich auch in Recklinghausen – wie immer bei solchen Reihenuntersuchungen – einige Männer nicht beteiligt – „etwa, weil ihnen so ein DNA-Test irgendwie suspekt ist“, wie Scholten sagt. Dafür habe man vollstes Verständnis. Man sei mit den Betroffenen aber im Austausch. Ansatzpunkte dafür, dass hinter der Nichtteilnahme mehr stecken könnte, gebe es aktuell nicht.
Am 11. Mai 1996 ging die damals elf Jahre alte Claudia Ruf gegen 18.15 Uhr mit dem Nachbarshund in ihrem Wohnort Grevenbroich-Hemmerden(Rhein-Kreis Neuss) spazieren. Um 18.50 Uhr kehrte der Hund alleine zurück. Verstört.
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Das Mädchen wurde entführt, sexuell missbraucht und zwei Tage später an einem Feld im 70 Kilometer entfernten Euskirchen-Oberwichterich ermordet aufgefunden. Ihr Leichnam war mit Benzin übergossen und anschließend angezündet worden. Es ist ein Fall, der viele Menschen bis heute bewegt.
Zeuge sah Auto mit Recklinghäuser Kennzeichen
Lösen wollen ihn Mordermittler aus mehreren Behörden gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach. Und dabei verfolgen sie eben auch eine Zeugenbeobachtung, wonach ein Auto mit Recklinghäuser Kennzeichen im Zusammenhang mit der Tat stehen könnte. Gleichzeitig gehen sie aber auch von einer sogenannten Nahraumtat aus. Das heißt, „dass der Fahrer des gesuchten Wagens im Mai 1996 mit hoher Wahrscheinlichkeit entweder in Hemmerden gelebt hat oder zumindest einen starken Bezugspunkt nach Hemmerden hatte und am Abend des 11. Mai 1996 auf Claudia Ruf traf“, heißt es in einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach und der Polizei Bonn von Mitte April.
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Seit 2019 ist der „Cold Case“ wieder ein aktueller Fall. Die Ermittler sind durchaus optimistisch, den 27 Jahre zurückliegenden Mord an dem Mädchen aufklären zu können – auch deshalb, weil im Bereich der Rechtsmedizin so große wissenschaftliche Fortschritte gemacht wurden, wie Scholten eben mit Blick auf DNA-Spuren ausführt, die „im Opferbereich“ gefunden worden seien und vom Täter stammen dürften.
Und auch so sei sehr viel Bewegung in den Ermittlungen. So habe Reinhold Jordan von der Bonner Mordkommission erst gerade einen neuen Hinweis erhalten, sagt Scholten – resultierend aus der Medien-Berichterstattung über den Mordfall Claudia Ruf.