Gladbeck. In der Debatte um die Parkvision-Überwachung in Gladbeck melden sich die Betreiber von CleverFit zu Wort. Sie werden mittlerweile sogar bedroht.
„Der Effekt ist da, aber auch der Ärger“, seufzt Thomas Stenzel. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Martin Motyka betreibt er das CleverFit-Studio an der Horster Straße in Gladbeck – und das ist in den vergangenen Wochen weniger durch krasse Gainz und mehr durch Parkplatzärger aufgefallen. Denn die videogestützte Kameraüberwachung der Firma Parkvision auf dem Parkplatz des ehemaligen Netto-Markts sorgt dafür, dass viele Gladbecker mit 40-Euro-Strafen belegt wurden, auch wenn sie nur schnell in die benachbarte Sparkasse huschten. Nicht wenige witterten Abzocke.
„Wir wollen niemanden schikanieren, wir wollen auch niemanden ärgern“, stellt Stenzel klar, „wir haben das ausschließlich für unsere Mitglieder gemacht.“ Denn Parkplätze, das weiß der Betreiber aus seiner Zeit bei einer anderen Fitnesskette, sind für die Sportler extrem wichtig. „Viele Mitglieder trennen sich vom Studio, wenn Parkplätze wegfallen.“ Als das Studio im September 2021 eröffnet hatte, dauerte es nicht lange: „Da kamen Mitglieder zu mir und haben gesagt: ,Mensch Thomas, so gerade noch einen Parkplatz gekriegt, aber hier ist es ja ganz leer’.“ Obendrauf missbrauchten Unbekannte den Parkplatz immer wieder als Müllhalde.
CleverFit vor Parkvision: „Meine Zettel haben niemanden interessiert“
Vor Parkvision spielte Stenzel gezwungenermaßen selber den Parkwächter. „Aber meine Zettel haben die Leute nicht interessiert, und einmal bin ich auch körperlich bedroht worden.“ Also machte sich das Duo auf die Suche nach einer Lösung – und landete nach knapp anderthalb Jahren beim Angebot von Parkvision. „Wir sind ein junges Start-Up, da können wir uns keine Schrankenanlage für 10.000 Euro hinstellen“, erklärt Stenzel, und ja, seit Parkvision überwacht, ist sowohl das Parkplatz- als auch das Müllproblem gelöst.
Aber mit dem Erfolg kam auch der Unmut, wohl von Menschen, die „schon immer“ vor dem Haus geparkt haben und sich nun ärgern. „Den Ärger über die Höhe der Strafe für die kurze Parkdauer kann ich verstehen“, sagt Thomas Stenzel. Seine Sorge gelte seinen Mitgliedern, „und die sind glücklich“.
CleverFit: „Wir können ja mal mit dem Kantholz bei euch vorbeikommen“
Ruhe ist noch nicht wieder eingekehrt, im Gegenteil. „In den sozialen Medien wurde uns gedroht, dass man ja mal mit dem Kantholz bei uns vorbeikommen könnte, und die Leute rufen uns in die geöffnete Eingangstür, dass sie sich wünschen, dass wir insolvent gehen.“
Wichtig sei ihm, dass das Überqueren des Parkplatzes aufgrund der Einbahnstraßenregelung kein Problem ist. „In den ersten zwei Wochen standen noch Standardschilder von Parkvision, auf denen wurde auch das Überqueren verboten, das ist aber geändert worden.“ 30 bis 40 Fälle von Autofahrern, die mutmaßlich für das Überqueren belangt wurden, besprach Stenzel selbst mit Parkvision. „In allen Fällen hat sich herausgestellt, dass die Leute doch auf unserem Parkplatz geparkt haben und es möglicherweise vergessen haben.“
Und trotzdem will CleverFit den Falschparkern entgegenkommen – und macht ein Angebot: „Melde dich bei uns an, und du bekommst eine Gutschrift über die Höhe der Strafe.“