Gladbeck. Adelheid Bitzer aus Gladbeck hat mit „Ruhrpott Blagen“ ihr erstes Buch veröffentlicht. Humorvolle Kurzgeschichten aus den 50er und 60er Jahren.
Wer in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgewachsen ist, wird sich erinnern: an den samstäglichen Badetag in der silbergrauen Zinkbadewanne vor dem Kohlenofen in der Küche; an das Geld, das in vielen Familien immer knapp war; an Kinder, die mit Freunden draußen spielten. Adelheid Bitzer (66), aufgewachsen in einer deutsch-italienischen Arbeiterfamilie, hat Erlebnisse aus ihren Kindertagen in der Zechensiedlung in Brauck aufgeschrieben.
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Die acht Kurzgeschichten sind im Buch „Ruhrpott Blagen“ im Mai erschienen. Sie habe schon als Kind gerne selbst ausgedachte Geschichten erzählt, sagt die Sekretärin im Ruhestand. 2020 schrieb sie ihre ersten Gedichte, die veröffentlicht wurden. Weihnachtsmärchen für ihre Söhne Martin und Christian folgten. Dann war erst einmal Schluss mit dem Schreiben. Im Oktober 2022 stieß sie beim „Aufräumen“ ihres Computers auf die alten Texte und entdeckte auch ihre Lust am Schreiben wieder.
Und plötzlich rollt die Schwester den Hügel runter...
Sie beteiligte sich an Schreibwettbewerben, mit einem „etwas anderen“ Muttertagsgedicht zum Beispiel, mit Texten zu Umweltthemen, mit einem Märchen über das schockgefrorene Schloss Wittringen samt Personal und Gästen und zu etlichen anderen Themen. Die Reaktionen der Verlage waren durchweg positiv, und die Zahl der Anthologien, in denen ihre Kurzgeschichten erschienen sind, ist mittlerweile auf 13 Bücher angewachsen. Adelheid Bitzer sagt lachend: „Wenn der Stapel so hoch ist, dass ich kein Buch mehr darauf legen kann, höre ich auf zu schreiben.“ Ein paar Exemplare wird sie noch stapeln können.
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Zurück zu den „Ruhrpott Blagen“. Die Frage „Was bleibt von Dir?“ in einer Werbung hat Adelheid Bitzer zum Nachdenken und auf die Idee gebracht, die humorvollen Kurzgeschichten über Begebenheiten aus ihrer Kindheit zu schreiben. Da ist die Geschichte ihrer Mutter, die beim „Plachandern“ im schönsten Ruhrpottdeutsch mit Nachbarinnen von Fenster zu Fenster ihr Gebiss verlor. Die kleine Adelheid musste es in einem waghalsigen Manöver aus der Dachrinne retten. Da ist die nervige kleine Schwester Martina, der plötzlich alle Aufmerksamkeit galt, die sie, selbst gerade erst fünf Jahre alt, auch noch spazieren fahren musste und die sie schließlich im Kinderwagen einen kleinen Hügel herunterrollen ließ. Passiert ist glücklicherweise nichts. Martina jauchzte vor Vergnügen und wurde, zur Freude der großen Schwester, fortan von einem Nachbarmädchen durch die Gegend geschoben.
...und die andere torkelt betrunken durch Palermo
Adelheid Bitzer erzählt, wie ihre robuste Mutter den eher schmächtigen Ehemann auf die heiße Herdplatte setzte, als er ihre „ungenießbare“ italienische Tomatensauce in dem Müll schmiss, von ihren heiß geliebten roten Gummistiefeln, die sich leider nicht besonders gut für das Fußballtraining in der Braucker Mädchenmannschaft eigneten, vom Familienurlaub in Palermo, von ihrer Schwester Claudia, die dort bei einer Familienfeier unbeobachtet alle Reste aus den Gläsern trank und anschließend schielte, torkelte und lallte.
Das alles aufzuschreiben war das eine, die Erinnerungen zu veröffentlichen das andere. „Ich habe mir die Erlaubnis meiner Schwestern eingeholt. Sie, meine Söhne, Freunde und Bekannte haben die Geschichten gelesen und mich ermutigt, es zu tun“, erzählt die Autorin. „Im book-on-demand-Verlag habe ich die Texte hochgeladen, mit meinem Sohn das Cover gestaltet und die alten Fotos eingefügt, und dann musste ich all meinen Mut zusammennehmen und das Werk abschicken und freigeben. Danach war ich fix und fertig. Mir war, als hätte ich einen Teil von mir abgegeben.“
Dieses Gefühl sei aber großem Stolz gewichen, als sie das gedruckte Buch in den Händen hielt. Es wird nicht das letzte sein. Im Oktober erscheint „Weihnachtssterne für Debbi und Lilli“, zwölf Weihnachtsmärchen für ihre Enkelinnen. Und die Erinnerungen an ihre Kindheit im Brauck sind auch noch nicht erschöpft. „Ich kann mir nicht vornehmen, zu schreiben. Plötzlich ist ein Stichwort oder eine Idee da, die ich mir sofort notiere, zur Not auf einer Ecke der Zeitung, und dann sprudelt es aus mir heraus.“ Wie wär‘s mit dem Stichwort „Plumpsklo hinterm Haus“?
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- Das Buch „Ruhrpott Blagen“ kostet 9,90 Euro, ist erhältlich bei book on demand und Amazon.
- Wer mag, kann es auch bei Adelheid Bitzer bekommen.
- Sie ist telefonisch unter der Telefonnummer 0162/9642008 und per E-Mail an jugaad@web.de zu erreichen.