Gladbeck. In der Stadtbücherei versorgen sich Gladbecker Bücherwürmer mit Lesefutter. Diese Schmöker, Krimis und Sachbücher stehen hoch im Kurs.
Es gibt die Bestsellerlisten des Buchhandels und diverser Magazine, die Präferenzen des Literatur-Adels – und die Top-Platzierungen der StadtbüchereiGladbeck. Schmöker, Sach- und Kinderbücher: In diese Werke stecken Leseratten besonders gerne ihre Nasen.
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Das Ranking offenbart auch Tipps für diejenigen, die Anregungen suchen. Denn siehe da: Es stehen mitnichten immer dieselben Titel wie anderswo im Land an der Spitze der meistgelesenen Bücher für das Jahr 2022. Auch wenn auf den Top-Plätzen in der Kategorie „Romane“ „alles bekannte Autoren zu finden sind“, wie Eva Beck, Chefin der Stadtbücherei Gladbeck, feststellt.
Bei Unterhaltungsliteratur greifen Gladbecker am liebsten zu Krimis
Die Nummer Eins ist Sebastian Fitzeks Psychothriller „Playlist“. Und auch „Ohne Schuld“ aus der Feder von Charlotte Link ist nichts für zartbesaitete Gemüter. Der Kriminalroman landete auf Platz zwei, gefolgt von Jussi Adler-Olsens „Natriumchlorid“. Der Spiegel-Bestseller, für den starke Nerven angesagt sind, eroberte in der Gunst Gladbecker Bücherwürmer Bronze.
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Ein Blick über das Top-Trio hinaus fällt auf ein Werk, das mal nicht Gänsehaut und Herzrasen auslöst, eher Herzschmerz und Mitleiden. In Lucinda Rileys „Die verschwundene Schwester“, jüngstes Werk einer Schwestern-Reihe, vertiefen sich eher romantisch angehauchte Bücherwürmer. Profi Eva Beck sagt über die nordirische Schriftstellerin, die im Jahre 2021 gestorben ist: „Ihre Romane gehen bei uns sehr gut.“
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Fast schon ein Ausreißer in der Bestsellerliste. Denn unter den Favoriten der Gladbecker Leserschaft, die sich in der Stadtbücherei mit Schmökerfutter versorgt, steht ein weiterer spannungsgeladener Roman. Eva Beck findet: „Nele Neuhaus schreibt seit Jahren gute Krimis.“ Das jüngste Werk „In ewiger Freundschaft“ haben Leseratten gerne aus dem Regal gezogen.
Das trifft ebenfalls auf eine Roman-Reihe der Velberter Autorin Eva Völler zu. Wer in diese Welt eintaucht, bekommt einen Hauch von Heimat und einen Blick in gelebte Geschichte. Teil II und III der Ruhrpott-Saga – „Ein Gefühl von Hoffnung“ und „Eine Sehnsucht nach morgen“ – gehören zu den Lieblingen unter Büchereinutzern. Eva Beck gerät fast ins Schwärmen, wenn sie urteilt: „Völlers Bücher sind sehr schön geschrieben und gut zu lesen. In ihnen steckt viel Wahrheit und Leben.“ Wenn die Schriftstellerin den Alltag in einer Bergbau-Kolonie mit Kumpeln beschreibt, dann blitzt hin und wieder der Gedanke auf: „Ja, das kenne ich!“.
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Im Fach Sachbücher hat gleichfalls ein Titel, der in Verbindung zum Revier steht, die Spitze erobert: „Autofreie Radrouten – Rheinland und westliches Ruhrgebiet“. „Interessant ist, dass im Jahr 2021 das Buch ,Autofreie Radrouten – Westfalen und östliches Ruhrgebiet’ platziert war“, merkt die Expertin an. Vor zwei Jahren stand die Überlegung im Raum, ob der Run auf diesen Ratgeber auf die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen in Bewegungsfreiheit und Reisen zurückzuführen sei. Salopp nach dem Motto: Lieber auf den Drahtseil schwingen, als überhaupt nicht rauskommen aus der Bude… Aber Tipps für Drahtesel-Fans stehen auch im Jahr 2022 hoch im Kurs.
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Obwohl sich ja im stillen Kämmerlein herrlich schmökern lässt. Und diejenigen, denen der Sinn nicht nach fiktiven Welten steht, die greifen eben zu Sachliteratur. Zum Beispiel zum Werk, das den zweiten Platz in der Bücherei-Bestsellerliste errungen hat: Florian Illies’ „Liebe in Zeiten des Hasses“, dargestellt an berühmten Liebespaaren der Kulturgeschichte.
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Aller guten Dinge sind drei – und zurück zur praktischen Anwendbarkeit. Nikola Hollmann ist mit „Halden, Himmel, Horizonte – die Gipfel des Reviers“ auf großes Interesse in der Gladbecker Leserschaft gestoßen – macht Rang drei. Dahinter folgt Daniel Schreibers „Allein“, das ein Phänomen unserer Gesellschaft aufgreift: Menschen ziehen sich immer häufiger zurück. Doch auf der anderen Seite existiert der Wunsch nach Liebe und Nähe. Was die Chefin des Gladbecker Medienhauses überrascht: „Das Buch des Virologen Hendrik Streeck über das Immunsystem hat es immerhin auf den siebten Rang geschafft.“
Bestand der Stadtbücherei
Die Stadtbücherei Gladbeck an der Friedrich-Ebert-Straße 8 verfügt über eine Fläche von, auf den Punkt genau, 2368 Quadratmetern. „Wir haben 125.732 Medien“, sagt Leiterin Eva Beck.
Für Neuanschaffungen stehen 110.000 Euro im Jahr 2023 zur Verfügung. Das sind 10.000 Euro mehr als im Vorjahr.
Regelmäßig werden Bücher aussortiert. Eva Beck erklärt: „Das sind dann nicht nur welche, die zerlesen sind. Verschleiß fällt meistens bei der Ausleihe auf. Wir gucken aber auch, welche Titel veraltet sind, beispielsweise Reiseführer und Rechtsratgeber.“
Stichwort „Ausleihe“: Es gibt Überlegungen, das per Scanner die Benutzung fürs Publikum zu ermöglichen und einen Umbau der Stadtbücherei vorzunehmen. Doch das sei noch nicht spruchreif. Eva Beck: „Wir haben Landesmittel beantragt, wissen aber noch nicht, ob wir den Zuschlag bekommen.“
Lassen sich in den genannten Sparten die Platzierungen eindeutig festlegen, sehe das bei Kinderbüchern anders aus, erklärt Eva Beck: „Wir haben bei den besonders beliebten Titeln jeweils mehrere Exemplare im Umlauf, die bis zu zwölfmal im Jahr von einem Nutzer immer wieder ausgeliehen werden können. Tiptoi findet ein Kind auch zum dritten, vierten oder fünften Mal immer wieder schön. Einen Adler-Olsen leiht ein Erwachsener aus, liest ihn, gibt ihn zurück, und das war’s.“ Immer noch spüren Mädchen und Jungen mit den „Drei Fragezeichen“ kriminellen Gestalten nach. Eva Beck ergänzt: „Tonies, also Hörbücher nicht als CD, sondern als Box, laufen auch gut.“
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Apropos Tiptoi, jenes interaktive Medium mit einem digitalen Stift: „Diese Bücher sprengen alles. Unter den ersten Plätzen auf der Favoriten-Liste stehen nur Tiptois. Dann erst folgen irgendwann ,Gregs Tagebuch’ und ,Conni im Zirkus’.“ Ältere Generationen, die einst in den Abenteuern von Enid Blytons „Fünf Freunden“, Erich Kästners „Emil und die Detektive“ oder Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ versanken, wagen es kaum zu fragen: Was ist aus diesen Kinderbuch-Klassikern geworden? Wurden sie aus Bibliotheksborden etwa verbannt? Eva Beck räumt ein: „Diese bekannten Werke werden nicht mehr so gut ausgeliehen, es sei denn, sie werden verfilmt. Dann steigen die Ausleihzahlen.“
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Die Chefin des Hauses berichtet: „52 Prozent unserer Nutzer sind unter 18 Jahren, die mit Abstand größte Altersgruppe. Zum Vergleich: „16 Prozent machen Ausleiher über 60 aus.“ In der Grundschulzeit bis zum Wechsel zur weiterführenden Schule seien Jungen und Mädchen häufig in der Stadtbücherei, ab 18 nehme die Resonanz deutlich ab. Der Profi: „Mitte 30 bis 40 steigen die Nutzerzahlen wieder, wenn Erwachsene selbst Eltern sind.“
Die Gladbecker Stadtbücherei hat nicht nur Spannung und Kurzweil auf Seiten im Sortiment, sondern auch Unterhaltung mit Karten, Figürchen und auf Brettern. Am häufigsten mit nach Hause genommen wurde im zurückliegenden Jahr die Box „Uno de luxe“, das „Halli Galli“-Kartenspiel und „Lotti Karotti“, bei dem bereits Kinder ab vier Jahren einen Hasen zum Möhrchen bringen. Und da ist auch eine „gute Bekannte“ früherer Zeiten: die Maus, diesmal als Quiz.