Gladbeck/Gelsenkirchen. Eine Gladbecker Autorin will Kinder auf die Risiken und Konsequenzen der Handynutzung aufmerksam machen. So bereitet sie Thema kindgerecht auf.

  • Mit ihrem neuen Buch „Leonie und das Foto im Netz“ möchte die Gladbecker Autorin Heike Becker Kinder und Jugendliche im Umgang mit dem Smartphone sensibilisieren.
  • Die gelernte Kinderpflegerin erzählt in dem Buch von Situationen, die Kinder in ihrem Umfeld selbst erlebt haben.
  • Welche Konsequenzen das eigene Handeln im Internet haben kann, bereitet sie kindgerecht auf.

Sichtlich gerührt betrachtet Heike Becker einen kleinen, weißen Zettel, den sie in ihren Händen hält. In schnörkeliger Kinderhandschrift steht darauf geschrieben: „Mich erinnert diese Geschichte sehr an meine eigene. Danke Heike, dass du so etwas schreibst.“ Das Geschriebene bezieht sich auf das neue Buch „Leonie und das Foto im Netz“, welches die Gladbeckerin im Juni veröffentlichte. Darin spricht sie das Thema Cybermobbing an und will Kinder im Umgang mit dem Handy sensibilisieren. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass viele junge Menschen von Mobbing betroffen sind.

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In ihrem „Starkmachbuch“, wie Becker ihre neuste Veröffentlichung selbst beschreibt, geht es um das Mädchen Leonie, das von ihren Mitschülern geärgert und ausgegrenzt wird. Als Leonie sich vor dem Sportunterricht umzieht, rutscht ihr Top nach oben, ohne ihr Wissen fotografiert ein Mitschüler sie dabei mit nacktem Oberkörper.

Schon einen Tag später wird das Foto in einem Chat herumgeschickt und verbreitet sich schnell – eine Situation, die auch in der Realität täglich an Schulen vorkommt. „Oft denken die Kinder und Jugendlichen gar nicht darüber nach, was so ein Foto im Internet anrichten kann. Deshalb beschreibe ich ausführlich Leonies Gefühlswelt, damit die Leser verstehen, wie schrecklich es sich anfühlt, selbst von Mobbing betroffen zu sein“, erklärt Becker.

Autorin möchte Kinder zum Thema Cybermobbing sensibilisieren

Seit 14 Jahren leitet die gelernte Kinderpflegerin den Kirchenkeller der Kreuzkirche in Gelsenkirchen-Feldmark, ein Freizeittreff für Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Immer mittwochs malen, kochen und basteln sie zusammen – und vertrauen Heike Becker ihre Probleme an. „Die Kinder haben mir von Beleidigungen, Erpressungen und Cybermobbing erzählt und mich um Hilfe gebeten. Allerdings kann ich ja schlecht in jede einzelne Schulklasse gehen und mit den Kindern darüber sprechen, dass Mobbing etwas Schlimmes ist. Da bin ich auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben, in dem ich den Lesern das Thema kindgerecht näher bringe“, erinnert sich die Gladbeckerin.

Ein Kind hat Heike Becker nach einer Lesung ihres neuen Buches folgenden Zettel zugesteckt: „Mich erinnert diese Geschichte sehr an meine eigene. Ich bin sehr froh, dass die Geschichte ein Happy End hat. Leonie ist ein sehr starkes Kind. Ich fühle mit ihr. Danke Heike, dass du so etwas schreibst.“
Ein Kind hat Heike Becker nach einer Lesung ihres neuen Buches folgenden Zettel zugesteckt: „Mich erinnert diese Geschichte sehr an meine eigene. Ich bin sehr froh, dass die Geschichte ein Happy End hat. Leonie ist ein sehr starkes Kind. Ich fühle mit ihr. Danke Heike, dass du so etwas schreibst.“ © FUNKE Foto Services | Andrea Zaschka

„Leonie und das Foto im Netz“ ist bereits das dritte Buch von Becker, in dem Themen wie Ausgrenzung und Mobbing kindgerecht aufbereitet werden. Mit dem aktuellen Buch möchte sie die Kinder insbesondere zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit dem Handy bewegen. Die Autorin erzählt: „Kinder haben heutzutage schon sehr früh ein Handy in der Hand und wissen oft gar nicht, wie vorsichtig sie damit umgehen müssen. Was einmal im Internet steht, lässt sich nicht mehr aufhalten.“ Die Eltern könnten dabei nicht immer kontrollieren, was ihr Kind mit dem Handy genau mache, weshalb die Kindern so früh wie möglich über Risiken und Konsequenzen der Handynutzung aufgeklärt werden sollten, so Becker.

Kinder sind von Buch berührt, weil sie selbst ähnliche Situationen erlebt haben

Bei den im Buch beschriebenen Mobbing-Situationen orientierte sich Becker an Erzählungen von Kindern und auch von Erwachsenen, die selbst nach vielen Jahren noch unter Erlebnissen aus ihrer Kindheit leiden. Vor der Veröffentlichung des Buches lud die Gladbeckerin Jungen und Mädchen zwischen neun und elf Jahren zu einer Probelesung zu sich nach Hause ein, um die Kinder im Anschluss nach ihrer ehrlichen Meinung zu fragen. „Ich will ja wissen, ob Kinder die Geschichte spannend finden und verstehen, was ich ihnen mit auf den Weg geben möchte.“

Mit vollem Erfolg: Mucksmäuschenstill sei es während der zwanzig-minütigen Lesung gewesen, niemand habe dazwischengeredet. Becker berichtet: „Die Kinder meinten danach zu mir, dass sie das Buch wirklich spannend fanden und sich gut in Leonie hineinversetzen konnten. Und ein Mädchen hat mir dann eben diesen Zettel hier zugesteckt, auf dem steht, dass sie schon Ähnliches erlebt hat.“

Info: Heike Becker empfiehlt „Leonie und das Foto im Netz“ zum Vorlesen für Kinder ab acht Jahren, zum Selberlesen ab zehn bis elf Jahren. Das Buch kostet 8,80 Euro und ist beispielsweise in der Mayerschen Buchhandlung in Gladbeck und in diversen Onlineshops erhältlich.