Gladbeck. Ein gebürtiger Gladbecker hat ein Buch über seine Kindheit und Jugend in Gladbeck geschrieben. Kleine Kulturgeschichte aus persönlicher Sicht.
„Als mein Vater am Abend von meiner ‚Heldentat‘ erfuhr, hielt er mir die übliche Standpauke, die diesmal besonders lang dauerte und verpasste mir eine Woche Stubenarrest.“ Mit diesen Worten endet die titelgebende Erzählung von Frank Gollan in dem von ihm verfassten Sammelband „Spielplatz Köttelbecke“. In elf Episoden schildert er Begebenheiten und Erinnerungen aus seiner Kinder- und Jugendzeit im Gladbeck der 60er Jahre.
Wer heute am renaturierten Haarbach entlangläuft, muss sich zwangsläufig fragen: Gab es hier tatsächlich mal das alte Ruhrgebiet mit Köttelbecken-Betonrinne, mit unendlichen Ufer-Zäunen und „Vorsicht Lebensgefahr“-Warnschildern der Emschergenossenschaft? Aber ja, und Frank Gollan hat diesen Spielplatz ausgekostet, trotz der strengen Verbote seiner Eltern – oder gerade deswegen? Man sprang über Betonpfeiler, um ans andere Ufer zu gelangen. Das waren Mutproben unter Kindern, die immer klappten, bis auf das eine verflixte Mal, wo auch die nasse Kleidung nicht mehr zu verheimlichen war.
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Die Erinnerungen an die ersten Jahre in Gladbeck waren prägend
1959 geboren, aufgewachsen in einer Großfamilie an der Kampstraße in Rentfort, hat Frank Gollan bis 1985 in Gladbeck gelebt. Über Grund- (Josefschule), Haupt- (Wilhelmschule) und Handelsschule sowie ein wirtschaftswissenschaftliches Studium, führte ihn sein weiterer Weg nach Ratingen, wo er heute als Berufsschullehrer lebt und arbeitet. „Aber die Erinnerung an meine ersten Jahre in Gladbeck hat mich immer begleitet“, sagt der ehemalige Gladbecker heute. Es sei wohl insbesondere „der starke Zusammenhalt“ gewesen, der ihn so nachhaltig beeindruckt habe. „Mein Vater war Maschinenschlosser auf Stinnes und ich denke, dass mein Werdegang für die damalige Zeit schon ein Besonderer war“, so Gollan rückblickend.
Frank Gollan hat seine Sammlung chronologisch aufgebaut. Beginnend bei seiner zu frühen Geburt, schildert er sein Leben in einer Großfamilie, die ihn immer wieder auffängt, den wöchentlichen Badetag und das Spiel vor der Haustür. Der Erzählband ist auch eine kleine Kulturgeschichte von Ort und Zeit aus sehr persönlicher Sicht. Der Contergan-Skandal der frühen Sechziger spielt eine Rolle, genauso wie der hohe Stellenwert des Fußballs im Ruhrgebiet, anschaulich gemacht an Gollans Entwicklung vom Straßenfußballer zum Vereinsspieler. Ein unterhaltsamer, zugleich aufschlussreicher Erzählband über eine vergangene Zeit – nicht nur etwas für Lokalpatrioten.
Frank Gollan, Spielplatz Köttelbecke – Elf Geschichten aus den Sechzigerjahren im Ruhrgebiet. Taschenbuch, 7 Euro