Gladbeck. Ein Gladbecker ärgert sich, dass „Behinderte in Gladbeck keine Lobby“ hätten. Die Stadt widerspricht; ein Hilfsverein kommt auf den Marktplatz.
„Behinderte haben in Gladbeck keine Lobby“, bemängelt Heribert Reidick. Für den Gladbecker wird das immer dann deutlich, wenn er sich für Belange einsetzt, die seine seh- und hörbehinderte Tochter Anja betreffen. Zum Beispiel eben im Falle der Verkehrsinsel an der Konrad-Adenauer-Allee, für die sich Reidick einen Zebrastreifen wünscht – den es vermutlich aber nicht geben wird. Das hat mit Regeln des Straßenverkehrs zu tun, doch für Heribert Reidick bleibt ein Geschmäckle.
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Die Stadt Gladbeck hingegen weist den Vorwurf entschieden zurück. Das Amt für Soziales und Wohnen, gemeinsam mit allen anderen Ämtern mit Berührungspunkten, sei immer ansprechbar, so Stadtsprecher David Hennig. Dazu komme noch der Behindertenbeirat, der sich für die Belange von Menschen mit Beeinträchtigungen einsetzt. „Werden Beschwerden oder Anregungen an ihn herangetragen, setzt er sich mit der Verwaltung in Verbindung, um eine Klärung herbeizuführen. Der Behindertenbeirat ist in der Hauptsatzung der Stadt Gladbeck verankert und wird bei Entscheidungen eingebunden, die Menschen mit Behinderung betreffen könnten; zum Beispiel bei Planungen im Baubereich. Außerdem sind Vertreter in den Ausschüssen der Stadt Gladbeck mit beratender Stimme vertreten.“
Beratungsstelle für Menschen mit Sehbehinderung kommt nach Gladbeck
Auch externe Stellen versuchen, Menschen mit Behinderungen in Gladbeck zu unterstützen. Für Menschen wie Reidicks Tochter Anja, die eine Sehbehinderung hat, setzt sich beispielsweise der Blinden- und Sehbehindertverein Westfalen ein. Am Dienstag, 18. Juli, kommt der mit einem Beratungsmobil von 9 bis 13 Uhr auf den Gladbecker Marktplatz.
Im und am grünen Kleinbus geht es dabei nicht nur um Menschen mit pathologischen Sehbehinderungen, sondern auch um ältere Menschen, deren Sehkraft mit der Zeit nachlässt und das Leben erschwert. Der Verein will über Hilfsmittel informieren, die den Alltag mit eingeschränkter Sehkraft erleichtern sollen. Viele davon werden direkt mitgebracht und stehen zum Testen bereit. Die Experten erklären, gemeinsam mit der Aktion Mensch und dem Verband der gesetzlichen Krankenkassen, wie und wo die Hilfsmittel zu bekommen sind, wie viel sie kosten – und welche überhaupt sinnvoll sind.