Gladbeck. Die Klamottenhändler wurden vom Wochenmarkt auf der Lambertistraße verbannt, die „Wohlfühloase“ hält Einzug – und kommt nicht nur gut an.

Der erste Blick auf den „neuen“ Wochenmarkt in der Gladbecker Innenstadt: Am Wochenende bot die Stadt als Ergänzung zum Wochenmarkt einen Platz zum Verweilen an. Direkt am Wasserlauf im Herzen der Stadt auf der Lambertistraße feierte das erste Projekt der neuen Citymanagerin, Katja Krischel, Premiere. In der „Wohlfühloase“ können Passanten es sich auf Strandliegen bequem machen, um kurz zu entspannen, etwas zu essen oder sich auszuruhen.

Für alle Lesebegeisterten stehen kleine Tische mit Büchern bereit. Katja Krischel betreut persönlich ihr erstes Projekt und tritt in Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern, um Resonanzen zu sammeln. „Mit der Wohlfühloase feierte ich meine Premiere in dieser neuen Position. So kann ich erstes Feedback sammeln, um den Bürgern stetig entgegenzukommen“. Die Innenstadt brauche einen grundlegenden Strukturwandel und müsse in erster Linie zum Verweilen und Entspannen einladen, um langfristig zu überleben.

„Wohlfühloase“ in der Gladbecker Innenstadt: Aller Anfang ist schwer

Denn durch Einkaufszentren, die alleinstehend fernab der Innenstädte gebaut wurden, verlören umliegende Orte ihre Kaufkraft und stürben aus. Mit kostenlosen Angeboten und Pilotprojekten wolle Krischel in ihrer Funktion der Innenstadt einen neuen Charme verpassen, Familien und Jugendliche ansprechen und dem Einzelhandel helfen.

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Gut besucht ist die Wohlfühloase am Wochenmarkt zwischen 10 und 12 Uhr allerdings nicht. „Einige Kinder und Familien haben sich kurz niedergelassen und es gab noch einige, die anhielten und sich alles einmal anguckten“, so Krischel. Das Wetter und die generell niedrigen Besucherzahlen auf dem Wochenmarkt helfen da auch nicht gerade. „Das Konzept ist im Grunde gut und ansprechend.“, meint eine Passantin, „Nur die Bestuhlung ist schlecht und für ältere Mitbürger ungeeignet. Meine Mutter käme da nicht mehr raus. Außerdem höre ich lieber Hörbücher, als zu lesen. Da könnte öffentliches WLAN helfen“. Sie wünscht sich so etwas wie Gartensofas und größere Tische, um auch Getränke und Essen abstellen zu können. Die Anordnung wirke als Entwurf für Personen, die alleine sitzen wollten, und nicht als Gruppe.

Gastronom und Passanten: Gladbeck ist auf dem richtigen Weg

Brahim Taibi freut sich über die Wohlfühloase vor seinem Imbiss, die die vielen Stände mit Bekleidung ersetzen, die vorher die Straße säumten. „Viele Kinder machen es sich in den Stühlen bequem und schauen mal in die bereitliegenden Bücher. Das trägt zu einer entspannten und ruhigen Atmosphäre bei“, so Taibi. Er beobachte den langsamen, aber stetigen Wandel in der Innenstadt mit Freude. Es entstünden viele kleine Spielplätze und Bänke, die sich nahtlos in das Stadtbild einfügen. Auch die zunehmende Bepflanzung hübsche das Gesamtbild auf. Mit Vorstößen wie der Wohlfühloase gehe die Stadt in die richtige Richtung.

Testballons: Gladbecks neue Citymanagerin Katja Krischel will mit kleinen Projekten wie der Wohlfühloase herausfinden, was sich die Bürger für ihre Innenstadt wünschen.
Testballons: Gladbecks neue Citymanagerin Katja Krischel will mit kleinen Projekten wie der Wohlfühloase herausfinden, was sich die Bürger für ihre Innenstadt wünschen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Eine ältere Passantin mit Tochter und Enkel ergänzt: „Wenn die Innenstadt nicht nur ein Park werden soll, bedarf es auch moderner Gastronomie und Geschäfte. Für junge Leute gibt es kaum interessante Bars oder Bekleidungsgeschäfte“. Dennoch sei sie mit der Arbeit der Stadtverwaltung im Grunde zufrieden, auch wenn es noch einiges zu tun gäbe. Um all diese Wünsche, Gedanken und Ideen zu sammeln und zu diskutieren, veranstaltet Citymanagerin Katja Krischel zusammen mit Vertretern aus der lokalen Wirtschaft sowie der Stadt Treffen und Bürgerdiskussionen. Jeder könne sich beteiligen, um die Innenstadt neu zu gestalten. Mit kleinen Pop-Ups wie der Wohlfühloase taste Krischel sich langsam vor, um Feedback zu holen und Austausch zu ermöglichen.