Gladbeck. Nach viel Hin und Her hat die Gladbeckerin Gisela Fries wieder ein Badezimmer. Aber warum hat das so lange gedauert? Wer übernimmt die Kosten?
„Wenn ich zurückdenke, merke ich: Ich habe wirklich tolle Freunde, und eine tolle Schwester.“ Wenn Gisela Fries das so sagt, es wird einem ganz warm ums Herz. Bloß der Grund, aus dem Freunde und Schwester ihre Qualität unter Beweis stellen mussten: nicht so schön. Seit Ende 2022 hatte die Gladbeckerin nämlich kein Badezimmer mehr, nach einem Wasserschaden musste der Raum komplett entkernt werden (wir berichteten).
Zum Duschen fuhr sie fortan zu ihrer Schwester nach Gelsenkirchen, im Schuppen stand eine Chemietoilette. Mittlerweile, ziemlich genau acht Monate nach dem Badezimmer-Exodus, kleben wieder Fliesen an der Wand, die Toilette ist installiert, kurz: Das Badezimmer ist komplett, mit Ausnahme eines Heizkörpers und der Duschkabine. Erleichtert sei sie natürlich, sagt Gisela Fries, aber immer noch ein bisschen enttäuscht von ihrer Versicherung, der Allianz.
Über 2000 Euro für das neue Badezimmer: Wer zahlt die Rechnung?
„Ich frage mich, wieso das alles so lange gedauert hat“, sagt sie – und ärgert sich, dass sie nicht ins Hotel gegangen ist. „Das hat die Allianz mir angeboten, weil ich ja kein Badezimmer hatte. Vielleicht wäre dann alles schneller gegangen.“ Gisela Fries hat nämlich grob überschlagen: 9000 Euro, konservativ geschätzt, hätte die Versicherung für das Hotel gezahlt, wenn die Gladbeckerin bloß bis Mai dort gewohnt hätte.
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Nicht nur die Unannehmlichkeiten eines Lebens ohne Badezimmer wären dann vielleicht von kürzerer Dauer gewesen, möglicherweise hätten auch die Armaturen von Gisela Fries altem Badezimmer gerettet werden können. Als das Badezimmer entkernt wurde, wurden die nämlich kurzerhand in den Schuppen ausgelagert, Wind und Wetter sind den Gerätschaften nicht gut bekommen. Fries zeigt Fotos von gerosteten Wasserhähnen, einer verschimmelten Duschkabine. Und einen Kostenvoranschlag des Handwerkers, der das Badezimmer wieder auf Vordermann gebracht hat. 2237,20 Euro, von der Versicherung hat die Gladbeckerin zu diesen Kosten noch nichts gehört. „Jetzt mache ich mir Sorgen: Muss ich das selbst bezahlen?“
Alte Mauerziegel sind schuld am langen Trocknungsprozess
Die gute Nachricht zuerst: nein. Christian Weishuber, Sprecher der Allianz, klärt die Verwirrung auf. „Da die Kosten der Wiederherstellungsarbeiten von uns direkt übernommen werden, ist ein Kostenvoranschlag weder uns noch dem Allianz-Handwerker-Service (AHS) bekannt. Wir vermuten, dass der Dienstleister der Kundin eine Auflistung der Kosten gezeigt hat. Auf jeden Fall muss die Kundin keine Kosten übernehmen.“
Dass der gesamte Prozess so ungewöhnlich lange gedauert hat, liege an den baulichen Gegebenheiten, sagt Weishuber. „Bei der Bausubstanz handelt es sich um alte Mauerziegel. Diese haben die Eigenschaft, enorm viel Wasser zu ,speichern’ beziehungsweise dieses dann auch nur sukzessive wieder abzugeben. Es ist mehrfach bis auf eine entsprechende Grundfeuchte in den Wänden getrocknet worden, jedoch wiesen die Steine jeweils nach ca. 1,5 Wochen wieder raumhoch Werte von zirka 130 Digits (Skala zur Messung von Feuchtigkeit, Anm. d. Red) auf.“
Bautrockner mussten noch mal aufgestellt werden
Es sei aus Sicht der Allianz fachlich falsch gewesen, das Badezimmer bei diesen Feuchtigkeitswerden wieder aufzubauen. „Da dieses Problem der erhöhten Feuchtigkeit immer wieder auftrat, wurde ein Sachverständiger für Trocknungstechnik hinzugezogen, um die richtigen Maßnahmen für eine Trocknung zu treffen. Dieser hat noch einmal eine entsprechende technische Bauwerkstrocknung für zirka acht Wochen durchführen lassen. Nach der zweiten Trocknung waren die Werte dann im Normbereich, so dass mit der Wiederherstellung begonnen werden konnte.“
Nun sieht es also endlich nach einem Ende der Badezimmer-Tragödie von Gisela Fries aus. Ein paar Nachwehen bleiben, zum Beispiel ist der Estrich im Badezimmervorraum nun so hoch, dass die Tür zum Hof nicht mehr schließt und bei Regen Wasser ins Haus läuft. Für die Gladbeckerin aber erstmal ein Nebenkriegsschauplatz. Es bleibt die leicht getrübte Freude über ein funktionierendes Badezimmer – und die Dankbarkeit für tolle Freunde und eine tolle Schwester.