Gladbeck. Etwa 50 Menschen protestierten in Gladbeck gegen eine Zentrale Flüchtlingsunterkunft im Van der Valk. Darüber debattierte der Stadtrat.
Sina Mind hatte sich von diesem Protest ganz sicher mehr erhofft. Immerhin hatte die Initiatorin einer Demonstration gegen die geplante Zentrale Flüchtlingsunterkunft im Hotel Van der Valk 300 Teilnehmer angemeldet. Nach Schätzung der Polizei, die mit mehreren Streifenwagen am Willy-Brandt-Platz Posten bezog, waren etwa 50 Menschen dem Aufruf gefolgt. 50 Männer und Frauen, die vor Beginn der Ratssitzung im Alten Rathaus mobil machen wollten gegen Pläne der Landes- und Bezirksregierung.
Die Demonstration steht unter dem Motto „Nein zur zentralen Unterbringung (ZUE) im Van der Valk“. Versprengt stehen Protestler in kleinen Grüppchen beisammen und harren der Dinge, die da kommen sollen. „Das sind hier zu wenig Leute! Wo sind die alle?“, raunt ein Demonstrant seiner Begleitung zu, während Marco Gräber (AfD) am Rande die Szenerie beobachtet. Aufmerksame Zaungäste sind ebenfalls Kräfte des Ordnungsamts mit Leiter Gregor Wirgs sowie ab und an Passanten. Zunächst bekommen sie das Statement Sina Minds zu hören.
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Wollt Ihr eine zentrale Flüchtlingsunterkunft in Gladbeck?“ – „Nein!“
In das anfängliche Kreischen des Mikros mischt sich erstes, zaghaftes Klatschen. „Niemand, wirklich niemand, will eine zentrale Flüchtlingsunterkunft im Van der Valk“, so Mind. Einzig Verantwortliche des Hotels und Politik hätten ein Interesse an einer ZUE in Wittringen. Van der Valk, so Minds Vorwurf, habe nicht in sein Haus investiert. Mit einer Flüchtlingsunterkunft unter dem Hoteldach würden jedoch Steuergelder in das Unternehmen fließen. Mind wiederholt ihre Bedenken gegen den Plan, kritisiert hohe Kosten, fehlende Verkehrsanbindung und Integrationsmöglichkeiten. Wenig Reaktionen begleiten ihre Ausführung – bis zum Schlüsselsatz: „Wollt Ihr eine zentrale Flüchtlingsunterkunft in Gladbeck?“ – als Antwort gellt der Rednerin entgegen: „Nein!
Ein kleines Trillerpfeifen-Konzert brandet auf, Pfiffe und Klatschen mischen sich darunter. Ein Radler bleibt stehen, spendet spontan Applaus. Jemand schaltet und waltet an einem Mischpult, das vor dem Alten Rathaus aufgebaut ist. Gladbecker Politik und Verwaltung wollen in dem Gebäude mit Regierungsvertretern das heiße Thema diskutieren. Die Debatte soll live übertragen werden. Doch vorerst tönt das Tote-Hosen-Lied „An Tagen wie diesen“ über den Platz. Sina Mind, die inzwischen Mineralwasser herumreicht und Unterschriften für ihr Anliegen sammelt, sagt: „Der Livestream läuft, aber von oben kommt nichts. Ja nachdem, was sie da sagen, habt Ihr hoffentlich alle Trillerpfeifen dabei!“
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Auffällig: Die Protestler stehen sehr ruhig da, kein Austausch untereinander. Sind sich in dieser Runde alle einig? Kein Gesprächsbedarf? Ein Mann würde offensichtlich lieber selbst zu Wort kommen. „Heute kann man sich ja nicht so frei äußern, wie wir gerne möchten“, meint er. Bürgermeisterin Bettina Weist will hingegen ihre Position unmissverständlich klarstellen. Sie ist „ausdrücklich“ gegen eine große Unterkunft in Wittringen – Kosten, Bürokratie, keine Privatsphäre für die Flüchtlinge. „Das kennen wir ja schon alles“, zeigt sich eine Frau unzufrieden, als Weists Stimme über den Platz schallt. Die Passantin hatte sich augenscheinlich mehr erhofft.
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Ein ausführlicher Bericht über die Sitzung des Stadtrates folgt in der nächsten Ausgabe der WAZ Gladbeck.