Gladbeck. Gut verdienende Familien zahlen künftig mehr für den Kita-Besuch des Nachwuchses. Eltern mit geringem Einkommen werden aber noch mehr entlastet.
Ab dem 1. August müssen Eltern in Gladbeck höhere Kitabeiträge berappen. Besser verdienende Familien werden stärker zur Kasse gebeten. Haushalte, die mit einem Jahreseinkommen von bis zu 30.000 Euro auskommen müssen, sollen von der Beitragspflicht befreit sein. Der Erste Beigeordnete, Rainer Weichelt bezeichnete im Jugendhilfeausschuss am Dienstagnachmittag die von der Verwaltung geplante Erhöhung als alternativlos. Die nach wie vor schwierige Haushaltslage gebe die Richtung vor. Es sei die Zeit der „Erhöhungen und Einsparungen“.
Lesen Sie auch
- Arbeitsmarkt. Weniger Arbeitslose in Gladbeck – doch Quote bleibt hoch
- Planungsausschuss. Buersche Straße: Politik-Mehrheit steht zum Verkehrsversuch
- Beratungsstelle. Hoher Bedarf an kostenlosen Verhütungsmitteln bei Bedürftigen
- Tierliebe. Naturschutz: Gladbeckerin päppelt Fledermäuse wieder auf
- Pflegenotstand. Gladbecker Krankenschwester: Warum Pflege ein Traumjob ist
Die Politik im Gladbecker Jugendhilfeausschuss stimmte der neuen Beitragssatzung zu
Die Politik im Ausschuss sah das wohl ähnlich. Nach kurzen Nachfragen wurde der neuen Beitragssatzung zugestimmt – mit nur einer Gegenstimme. Seit dem Kindergartenjahr 2017/18 hat es in Gladbeck keine Beitragserhöhung mehr gegeben. Der Grund: Der Stadtrat hatte 2018 eine ursprünglich geplante dynamische Steigerung der Elternbeiträge abgelehnt. Wäre die dynamische Anpassung zum Zuge gekommen, hätten sich die Beiträge bis heute um 7,73 Prozent erhöht, so Weichelt. Davon sei bislang abgesehen worden.
Einen weiteren Einkommensverzicht kann sich die Stadt Gladbeck nicht leisten
Nun würden aber die stetig steigenden Betriebskosten dazu führen, dass sich die Stadt keinen weiteren Einkommensverzicht mehr leisten kann. Vorgesehen ist deshalb nun eine Erhöhung der Elternbeiträge in Höhe von 5 Prozent ab dem 1. August 2023. Im Vergleich mit anderen Städten, so heißt es in der Verwaltungsvorlage, liegt Gladbeck derzeit im mittleren Preissegment bei den Beiträgen für Kindertageseinrichtungen sowie die Kindertagespflege.
Das Vorgehen der Verwaltung nun bezeichnete der Erste Beigeordnete als „gut und sozial ausgewogen“. Dabei bezog er sich vor allem auf die erheblichen Veränderungen bei den Einkommensstufen in den vergangenen Jahren, zuletzt durch die Einführung des Bürgergeldes. Das habe dazu geführt, dass man in Gladbeck nun Familien mit einem Jahreseinkommen von bis zu 30.000 Euro von der Beitragspflicht befreien wolle. Konsequenz für die Stadt: Anstelle von bisher 70 Prozent der Eltern sind dann 74 Prozent komplett von der Beitragspflicht befreit.
Die Geschwisterkindbefreiung wird es auch weiter in Gladbeck geben
Beibehalten werde die Geschwisterkindbefreiung, die in der Kita, der Kindertagespflege und der OGS gilt. Die Beträge für die letzten beiden Beitragsjahre werden vom Land NRW übernommen. Die Erhöhung der Beiträge für besser verdienende Eltern führe aber dennoch zu einer Mehreinnahme für die Stadt – und zwar in Höhe von 21.400 Euro im Bereich der Kitas. Hinzu kommen Mehreinnahmen aus der Kindertagesbetreuung in Höhe von 4500 Euro. Insgesamt, so Weichelt, könne so im ersten Jahr der Beitragserhöhung ein Plus von 26.000 Euro erzielt werden.
++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! ++
Darüber hinaus will die Verwaltung auch wieder die sogenannte „dynamisierte Anpassung der Beiträge je Kita-Jahr“ einführen. Auch das diene der durch das Haushaltssicherungskonzept vorgegebenen Verpflichtung, „alle erzielbaren Einnahmen zu generieren“. Dabei will man aber keine feste Steigerungsrate einplanen, sondern vielmehr die „Erhöhung an die Fortschreibungsrate des Landes“ koppeln.
Die Mehrkosten kommen auf Familien in Gladbeck zu
Hier einige Beispiele, was nun durch die geplante Anpassung der Elternbeitragstabelle sowie der Beitragssatzung auf Gladbecker Familien mit unterschiedlichem Einkommen zukommt: Für den Kitabesuch (über zwei Jahre, über 45 Stunden) zahlen Eltern mit einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro ab August keine Beiträge mehr, aktuell sind 65,71 pro Monat. Bei einem Jahreseinkommen von 60.000 Euro fallen derzeit noch Elternbeiträge in Höhe von 183,14 Euro monatlich an. Ab August sind es 192 Euro, also 8,86 Euro mehr. Kommt eine Familie auf ein Einkommen von über 125.000 Euro jährlich, zahlt sie noch im Monat 542,94. Mit der Beitragserhöhung im Sommer steigt die Ausgabe um 27,05 Euro auf monatlich 570 Euro.