Gladbeck. Statistisch gesehen fehlen in Gladbeck 1500 Kitaplätze. Die Verwaltung sagt, in welchen Stadtteilen ausgebaut und neue Kitas gebaut werden.

Die Situation mag an einen Hamster im Laufrad erinnern: Die Stadt Gladbeck baut mit Hochdruck Kindergärten aus, errichtet ganze Neubauten – aber die Anstrengungen reichen seit Jahren nicht aus. Auch für das neue Kita-Jahr fehlen 761 Kita-Plätze für angemeldete Kinder in Gladbeck. Im Vorjahr waren es 704 Absagen. Die Stadt will den Druck weiter aus der angespannten Lage hinausnehmen und nannte der Politik jetzt, wo weitere Kitaplätze im Stadtgebiet entstehen sollen.

Statistisch gesehen ist der Fehlbedarf in Gladbeck noch viel höher, denn Eltern haben in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder im Alter ab einem Jahr. Und wollte die Stadt nicht nur die Nachfrage decken, außerdem so viele Kitaplätze vorhalten, wie gesetzlich vorgeschrieben sind, dann müssten 1500 Kitaplätze in Gladbeck zusätzlich entstehen. Für die Kinder im Alter von 3-6 Jahren, die in der Stadt leben, sind es stadtweit 355 Plätze die für das neue Kitajahr 2023/24 fehlen (bei einer Versorgungsquote von 98 %) und für die 1- und 2-Jährigen satte 1145 Plätze (bei 100 % Versorgungsquote), die vorhanden sein müssten.

Die Zuwanderung teils kinderreicher Familien ist vorab nicht kalkulierbar

Die Gründe für den Mangel ist vor allem die nicht vorab kalkulierbare Zuwanderung teils kinderreicher Familien aus der EU und geflüchteter Menschen aus Krisenregionen. „Alleine die Anzahl der Kinder, die aus der Ukraine zu uns gekommen sind, reicht aus, um eine neue fünfzügige Kita zu belegen“, machte es Sozialdezernent Rainer Weichelt im Jugendhilfeausschuss deutlich. Die längerfristige Prognose für den Kindergartenbedarfsplan, der sich an der Kinderanzahl der Geburtsjahrgänge orientiert, musste so bereits in den Vorjahren durch die Hinzuziehenden immer wieder nach oben korrigiert werden.

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Besonders hoher Kita-Fehlbedarf herrscht in den Stadtteilen, wo schon die meisten Kinder leben, beziehungsweise geboren werden: in der Stadtmitte und im Stadtsüden. Die angespannte Lage fehlender Plätze wird beim Blick auf eine Karte mit den Stadtteilen deutlich (siehe Grafik). In fast allen Bezirken fehlen Betreuungs-Plätze in den Altersgruppen. Lediglich in Butendorf (+19) und Ellinghorst (+5) besteht ein Überschuss für Ü3-Kinder. Auf die Altersgruppe der Vorschulkinder hat die Stadt ein besonderes Augenmerk, da möglichst jedes Kind vor dem Wechsel zur Grundschule noch die Chance bekommen soll eine Kita zu besuchen, um motorische wie kognitive Schwierigkeiten noch altersgerecht angleichen zu können. Deutlich angespannt ist hier die Lage in Brauck, wo 135 Ü3-Plätze fehlen und in Mitte I und II mit 93 Plätzen, gefolgt von Zweckel im Stadtnorden (- 65).

Zügige Entlastung im Stadtsüden durch eine neue Kita an der Breuker Straße

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Die zügigste Entlastung soll im Stadtsüden mit einer neuen Kita erfolgen, die derzeit an der Breuker Straße mit dem Investor GWG entsteht. Die Einrichtung, die von den Falken getragen wird, soll voraussichtlich im Januar 2024 mit den ersten Kindern in Betrieb gehen. Sie bietet 75 Plätze (16 U3). Dadurch verbessert sich die Versorgungsquote für die 3- bis 6-Jährigen in Gladbeck von 88,7 auf 89,3 Prozent. Entlastung soll auch absehbar für das Kitajahr 2024/25 eine Erweiterung um zwei Gruppen der Ev. Kita Kleine Welt in Rentfort-Nord bringen. Neue Kindergärten stehen auch auf dem Bebauungsplan für die geplanten Neubaugebiete an der Schulstraße und am Bramsfeld. Mit erhoffter Eröffnung 2025. Mit Investoren sollen auch weitere neue Kitas in der Stadtmitte und Brauck bis 2025 entstehen. Ob diese zeitlichen Ziele zu halten sind, ist fraglich, denn bislang haben auch die Investoren in den schon ausgewiesenen Neubaugebieten noch keinen Stein errichtet.

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Dass der Kita-Ausbau auch darüber hinaus die Stadt noch Jahre beschäftigen wird, machte Michael Freudiger, Abteilungsleiter Frühe Bildung und Erziehung, deutlich: „Allein bei gleichbleibender Kinderanzahl müssen wir uns mindestens noch 10 Jahre damit beschäftigen und erhebliche Finanzmittel in die Hand nehmen.“ Mit dann auch steigenden Betriebskosten. Und diese ergeben für die Kitas in Gladbeck schon jetzt stattliche Summen. Sie belaufen sich für das neue Kitajahr 2023/24 auf 27,357 Millionen Euro und haben sich um rund 689.000 Euro gegenüber dem Vorjahr erhöht. Den Großteil der Kosten (14,7 Mio.) trägt die Stadt mit 43,43 Prozent, das Land übernimmt „nur“ 39,89 Prozent (10,9 Mio.). Die Elternbeiträge (2,84 Mio.) machen 10,39 Prozent aus und weiteres Geld (1,72 Mio.) kommt von den Freien Trägern (6,3 %).