Gladbeck. Landwirte und Hegering versuchen Jahr für Jahr, Rehkitze auf den Feldern vor Mähmaschinen zu retten. Diesmal kommt Hilfe vom Himmel.
Eigentlich ist jetzt die Zeit, in der Landwirte ihre Felder mähen. Eigentlich, denn in diesem Jahr ist’s anders. Und das rettet Rehkitzen das Leben. „Eine wunderbare Lösung“, findet Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck, „schön, wenn es immer so wäre.“ Der Fachmann sagt, warum er so über die Unterstützung von oben jubelt.
Auch interessant
„Normalerweise werden die Felder Mitte Mai gemäht“, erläutert Tersluisen, genau in den Tagen, in denen der Rehwild-Nachwuchs zur Welt kommt und im hochstehenden Grün auf Feldern verborgen liegt. Doch dann naht Gefahr: Mähmaschinen.
Gladbecker Landwirte und Jäger suchen die Felder nach Jungtieren ab
„Zwei Kitze starben im vergangenen Jahr, weil Schneidwerke sie erfasst haben“, berichtet Tersluisen. Anno 2021 waren es sogar drei tote Reh-Junge. Für dieses laufende Jahr könnte in der Bilanz eine Null stehen. Denn, so Tersluisen: „Diesmal ist das Wetter so durchwachsen, dass die Bauern die Mahd vorgezogen haben.“ Und das ist ein Glück für die Kitze. So können sie auf dem Feld nicht übersehen werden und in die Schneidwerke der Maschinen geraten.
Auch interessant
Lesen Sie auch:
- Verkehrsversuch.Buersche Straße in Gladbeck soll Forschungsprojekt werden
- Übung. Unglück: So ist das St.-Barbara-Hospital Gladbeck gerüstet
- Straßenverkehr. Gladbecker sind wütend: Knöllchen an der Dorstener Straße
- Ehrenamtsaktion.3000 Euro für Gladbecker Projekte gewinnen: Jetzt bewerben!
- Spielplatz-Check.Junge Familie gesucht: Gladbecks große Spielplätze im Test
Der Hegering-Fachmann: „Ricken sind jetzt draußen mit dicken Bäuchen zu beobachten.“ Kitze und Mahd, die beiden vertragen sich nicht. Und da die Maschinen die Stärkeren sind, geht die Begegnung von Technik und Tier für letzteres oft tödlich aus.
Wenn die Kitze im Grün auf den Feldern versteckt liegen, sind sie kaum zu entdecken. Landwirte und Hegering-Mitglieder suchen Jahr für Jahr auf ihrem Grund und Boden nach Jungtieren, um sie ganz behutsam in Sicherheit zu bringen. Schließlich darf der Mensch den tierischen Nachwuchs nicht einfach ‘mal so eben anfassen und irgendwo hinbringen.
Tersluisen erklärt: „Die Ricke wacht aus sicherer Entfernung, um keine Fressfeinde anzulocken, über ihr Kind. Nimmt das Kitz jedoch menschlichen Geruch an, kann Mutter Reh es nicht mehr erkennen.“ Es gilt übrigens für den Menschen bei allen Wildtier-Jungen, die er entdeckt: Finger weg!
Auch interessant
Für die Reh-Babies ist die Spanne zwischen Mai bis Mitte Juni hochgefährlich. Das Muttertier legt ihren Nachwuchs ab, bewacht und tränkt ihn. Diese Phase ist, so betont es Gerd Tersluisen, für Kitze extrem kritisch. Sind die Reh-Kinder ein bisschen älter, ergreifen sie bei Störungen, zum Bespiel unbekannte Bewegungen im Umfeld ihres Verstecks und Lärm, selbstständig die Flucht. Mutter und Kitz finden danach problemlos wieder zusammen.
Auch interessant
„Für andere Junge, zum Beispiel Hasen, besteht ebenfalls eine große Gefahr, dass sie in den Schneidewerken sterben, Gliedmaßen abgetrennt werden“, sagt der Fachmann. Landwirte stellen Rascheltüten auf, um das Wild zu vertreiben. Zu Fuß sind die Gladbecker Tierretter alljährlich unterwegs, suchen mit Adlerblick die Felder ab. An der Seite von Bauern und Jägern erschnüffeln Hunde die Jungtiere. Ein elektronischer Alarm am Mähwerk mache sich zudem bezahlt, ergänzt Gerd Tersluisen.
+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++
All’ diese Rettungsbemühungen fruchten jedoch nicht, wenn die Kommunikationsketten versagen. Tersluisen blickt auf das Jahr 2021 zurück, als drei Rehkitze in Schneidwerken bei der Mahd getötet wurden. Das wäre vermeidbar gewesen, stellt das Hegering-Mitglied kritisch fest. Ja, wenn die Lohnunternehmer, die mit dem Mähen beauftragt waren, Jäger und Landwirte über die Einsatzzeiten informiert hätten. Dem war aber nicht so. Gerd Tersluisen: „Alle drei Kitze verloren ihr Leben, weil der Mähtermin nicht mitgeteilt wurde.“ Also keine Möglichkeit, die Kitze aus ihren Verstecken auf den Feldern vor den Maschinen zu retten.
Auch interessant
In diesem Jahr, so hofft der Hegering-Fachmann, müsste es besser laufen. Petrus sei Dank, dass er viel Regen geschickt hat – vielleicht zum Leidwesen der Landwirte in Gladbeck, aber zum Segen für die Rehkitze und andere Wildtiere.