Gladbeck. Viele Wildtiere haben Junge bekommen. Die süßen Tiere lösen bei Menschen oft Reflexe aus, doch denen sollten sie nicht nachgeben, so Experten.

Sie sehen ja so niedlich aus! Flauschig, putzig, einfach zum Streicheln und Knuddeln! Aber genau das sollten die Menschen nicht tun, wenn sie tatsächlich Tiere lieben. In diesen Tagen kommt der Nachwuchs vieler Wildtiere zur Welt. Darauf sollte Rücksicht nehmen, wer im Wald, auf Wiesen und überhaupt in freier Natur unterwegs ist. Denn falsch verstandene Leidenschaft für Kaninchen, Fuchs, Rehe & Co. kann den tierischen Babys das Leben kosten. Fachmann Gerd Tersluisen vom HegeringGladbeck gibt Tipps, was der Mensch aktuell beachten sollte – zum Wohle des Wildes.

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„Menschen sind nur zu Besuch in der Kinderstube Natur, entsprechend umsichtig sollten sie sich verhalten“, mahnt der Deutsche Jagdverband (DJV). Das bedeutet: Während der Brut- und Setzzeit bis Juli gelten wichtige Spielregeln, darunter mit Ausrufezeichen: Rücksichtnahme.

Gladbecker Fachmann: Ein Tier, das allein ist, haben die Eltern nicht unbedingt verlassen

Manche Wildtiere, beispielsweise Fuchs und Kaninchen, bringen ihre Kinder versteckt und geschützt in Höhlen zur Welt. Andere verlassen sich auf ihre gute Tarnung. Sollten Natur-Fans trotzdem die allerliebsten Kleinen entdecken, weiß Tersluisen: Bei diesem entzückenden Anblick ist die Versuchung groß, vermeintlich verlassene Tierkinder anzufassen oder gar mitzunehmen. Der Experte erzählt: „Insbesondere in der Phase der Aufzucht geschieht es immer wieder, dass gefundene Wildtiere weggebracht werden.“ Dabei täusche der Eindruck Bambi, kleine Füchse und Langohren seien von den Eltern verstoßen, vergessen und verlassen worden. Zu Waisen macht der Mensch die Tierkinder durch Berührung.

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Denn, so erklärt Gerd Tersluisen am Beispiel des Rehwilds: Die Ricke wacht aus sicherer Entfernung, um keine Fressfeinde anzulocken, über ihren Nachwuchs. Nimmt das Kitz jedoch menschlichen Geruch an, kann Mutter Reh es nicht mehr erkennen.

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Sollten Küken, wie hier der Schwanennachwuchs, einmal ohne Eltern in der Natur auftauchen, gilt ebenfalls: Finger weg!
Sollten Küken, wie hier der Schwanennachwuchs, einmal ohne Eltern in der Natur auftauchen, gilt ebenfalls: Finger weg! © GERD TERSLUISEN

Anderes Beispiel: Junge Eulen sitzen in den Kronen ihrer Nistbäume oder auf dem Boden unter ihnen. Da die Ästlinge noch flugunfähig sind, warten sie darauf, dass die Eltern Futter bringen. Schon aus Selbstschutz sollte sich der Mensch davor hüten, die Vögel anzutasten. In diesen Fällen gehen diese zum Angriff über.

Die Begegnung mit Wildschweinen samt Frischlingen kann ebenfalls gefährlich werden. Die Bache verteidigt ihren Nachwuchs stürmisch und erbittert. Der Hegering und der DJV raten: „Bemerkbar machen, notfalls zurückgehen und auf keinen Fall wegrennen.“

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Tersluisen empfiehlt, Wildtiere aus gebührendem Abstand mit einem Fernglas zu beobachten – zur Sicherheit beider Seiten. Allerdings sollten Menschen nicht über Stock und Stein gehen in der Hoffnung, Tierbabys aufzuspüren. Die Parole lautet: Immer hübsch auf den Wegen bleiben! „Jungtiere und Nester sind leicht zu übersehen: Hohes Gras, Schilf oder Dickicht sind ideale Verstecke für den Nachwuchs von Nestflüchtern wie Wildschwein, Reh oder Feldhase“, erläutert der DJV.

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Einen eindringlichen Appell richtet Tersluisen erneut an Herrchen und Frauchen von Hunden: Bitte unbedingt an der Leine führen, so dass die Vierbeiner nicht jagen und den tierischen Nachwuchs aufscheuchen können. Was generell in freier Wildbahn beherzigt werden sollte: Der Mensch sollte sich nicht wie die Axt im Walde benehmen, Vegetation niedertrampeln und zerstören. Tersluisen: „Sollte ein Tier tatsächlich verletzt sein, ist das immer noch kein Grund zum Anfassen.“ Stattdessen ist die Polizei zu informieren.

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