Gladbeck. Für einen Verkehrsversuch zur Verbesserung des Radverkehrs sollen in Gladbeck 190 Parkplätze wegfallen. Die CDU fordert eine alternative Lösung.

199 Unterschriften innerhalb von zwei Stunden: Die Gladbecker Christdemokraten blicken mehr als zufrieden auf das Ergebnis ihrer Aktion am vergangenen Samstag in der Fußgängerzone. 199 Unterschriften, das sind 199 Bürgerinnen und Bürger, die ebenso wie die CDU der Meinung sind: Der geplante Verkehrsversuch auf der Buerschen Straße darf nicht den Wegfall von 190 kostenfreien Parkplätzen bedeuten. Bei der Gladbecker SPD hat die Unterschriftenaktion bereits im Vorfeld für ziemlichen Unmut gesorgt.

Zur Erinnerung: Im Planungsausschuss Anfang März ist der Umbau der Buerschen Straße beschlossen worden. Die Gegenstimmen von CDU, FDP und AfD hatten nicht ausgereicht, um den einjährigen Verkehrsversuch zu verhindern. Für Radfahrerinnen und Radfahrer bedeutet der Versuch eine enorme Verbesserung: Ihnen wird deutlich mehr Platz zur Verfügung stehen. Und mehr Platz bedeutet mehr Sicherheit. Dafür fallen allerdings 190 Parkplätze für Autos weg. Viele Alternativen zu diesem Versuch gibt es nicht, denn der Ist-Zustand auf der Buerschen Straße ist nicht mehr rechtens, weil der Fahrradweg mit 1,50 Metern zu schmal, der Abstand zum Parkstreifen zu gering ist.

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Schon im Fachausschuss gab es Widerstand gegen den Gladbecker Verkehrsversuch auf der Buerschen Straße

Schon in der Sitzung hatte der Verkehrsversuch den Protest der Christdemokraten ausgelöst. „Ja, die Situation für die Radfahrer muss verbessert werden. Das sehen wir genauso“, betont Michael Dahmen. Gemeinsam mit weiteren Vertretern von CDU-Stadtverband und -Fraktion hat er aber dennoch die Unterschriftenaktion in der Innenstadt durchgeführt. Den Christdemokraten geht es nämlich darum, die Pläne für den Verkehrsversuch noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. „Es muss Alternativen zu dem jetzt vorliegenden Beschluss geben. Wir sehen deshalb die Planer in der Pflicht, nach einer Lösung zu suchen, die allen gerecht wird.“

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Was die Christdemokraten in ihrer Ansicht bestärkt, ist die „breite Zustimmung der Bevölkerung“, die bei der Aktion am Samstag spürbar gewesen sei. Dahmen: „Mit einer so positiven Resonanz haben wir gar nicht gerechnet.“ Damit gemeint seien nicht nur die eingesammelten 199 Unterschriften, sondern auch die vielen Gespräche, die die Christdemokraten mit Bürgerinnen und Bürgern geführt haben. „Es gab tatsächlich nur eine Meinungsäußerung mit einer Zustimmung für den Verkehrsversuch. Alle anderen haben sich gegen den Wegfall der Parkplätze ausgesprochen.“

Die CDU weist auf die große Bedeutung der Parkplätze in der Innenstadt von Gladbeck hin

Auch die CDU betont erneut die enorme Bedeutung der Parkplätze – für die Kunden des Einzelhandels und die Menschen, die in der Innenstadt arbeiten. Lediglich auf alternative Abstellmöglichkeiten im Bereich der Innenstadt hinzuweisen, könne nicht die Lösung sein. Dahmen nennt da vor allem die Stellfläche auf dem Festplatz an der Horster Straße. Die CDU fordert deshalb eine planerische Lösung, die die zeitgemäße Führung des Radverkehrs in Einklang bringt mit dem Erhalt von zumindest 120 bis 150 Parkplätzen. „Wie das genau aussehen könnte, kann ich nicht sagen. Da sind die Experten gefragt!“.

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Nach Ansicht der Gladbecker Sozialdemokraten ist die Unterschriftenaktion der CDU gegen den Verkehrsversuch an der Buerschen Straße „Augenwischerei“. Es stelle sich einmal mehr die Frage, ob die CDU in den Sitzungen des Rates und seiner Ausschüsse aufgepasst hätte, so der Chef der SPD-Ratfraktion, Wolfgang Wedekind und Dustin Tix, Sprecher der SPD im Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt, Klima und Mobilität, in einer gemeinsamen Stellungnahme.

SPD: Der Beschluss für den Verkehrsversuch ist mehrheitlich gefasst worden

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Der Verkehrsversuch auf der Buerschen Straße sei „ausführlich diskutiert und vorgestellt“ worden. Er sei sowohl am Runden Tisch Mobilität als auch in den Fachausschüssen behandelt worden. Und am Ende seien mit Mehrheit Beschlüsse gefasst worden. Die Behauptung der CDU, die Parkplätze würden ersatzlos wegfallen, bezeichnet Wedekind als unseriös: „Es werden an mehreren Stellen im innenstädtischen Bereich neue Parkflächen eingezeichnet und der Festplatz als Parkplatz aufgewertet.“ Dafür seinen auch schon finanzielle Mittel bereitgestellt worden.

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Auch eine Diskussion der SPD mit Vertretern der Kaufmannschaft habe keine Ablehnung des Projektes ergeben, „sondern Verständnis für die schwierige Verkehrssituation und die Notwendigkeit, eine andere Lösung zu finden“, ergänzt Dustin Tix. Darüber hinaus weisen die Sozialdemokraten erneut darauf hin, dass der Verkehrsversuch zudem auf ein Jahr beschränkt ist – und die Ergebnisse im Anschluss von der Politik bewertet werden.