Gladbeck. Gladbecks Gastronomen ärgern sich über Kunden, die ihre Reservierung missachten. Wie die Wirte gegen das Problem vorgehen wollen.
Noch heute gerät Wirtin Kerstin Prasinos in Rage, wenn sie ans Weihnachtsfest 2022 denkt: Ein großer Tisch blieb frei, obwohl ihr Restaurant „Poseidon“ in Gladbeck komplett ausgebucht war. Zehn Personen waren einfach nicht gekommen. Prasinos telefonierte ihnen hinterher. Sie erinnert sich: „Die haben in zwei Läden reserviert und sich spontan entschieden, ohne abzusagen.“ Die verfallene Reservierung kostete sie nicht nur viele Nerven, sondern auch 500 Euro Einnahmen.
Neudeutsch heißen sie „No Shows“: Gäste, die reservieren, aber ohne rechtzeitige Absage nicht kommen. In NRW kennt fast jeder Wirt dieses Problem. Das zeigt eine Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) vom Dezember 2022. Über ein Drittel der Gastronomen erinnert Gäste deswegen telefonisch oder per Mail an die Reservierung.
Viele Wirte in NRW verlangen Gebühren von „No Shows“
Viele Wirte gehen noch weiter: Gut jeder zehnte in NRW verlangt von „No Shows“ nachträglich Gebühren, zum Beispiel das Dortmunder Sternerestaurant „Der Schneider“. Sieben Prozent der Gastronomen arbeiten mit Vorkasse bei der Reservierung, vier Prozent fragen bei der Buchung die Kreditkartendaten ab. „Das machen vor allem Restaurants aus dem gehobenen Segment, die reservierte, aber freigebliebene Plätze nicht durch Laufkundschaft ohne Weiteres neu besetzen können“, erklärt Dehoga NRW-Präsident Patrick Rothkopf.
Auch die Gladbecker Gastronomen kennen den Begriff „No Shows“, obwohl die Erfahrungen mit dem Problem auseinandergehen. Zum Beispiel berichten das Hotel-Restaurant „Jammerkrug“ an der Friedrichstraße und das Restaurant „Templarii“ in Alt-Rentfort dieser Redaktion, dass nur ganz selten weniger Gäste als reserviert kämen. „Wir haben viele Stammgäste, die zumindest rechtzeitig Bescheid sagen, wenn sie nicht kommen können“, meint Susanne Dapic vom „Templarii“.
Vor allem bei größeren Tischen bleiben Stühle frei
Dass Tische manchmal trotz Reservierung leer bleiben, ist „Marktstübchen“-Chef Wolfgang Thesing noch aus der Zeit bekannt, als er bis vor 20 Jahren ein Lokal auf Sylt führte. Vor allem an Silvester hätten größere Gruppen in mehreren Lokalen reserviert und sich spontan für eins entschieden. „Das hat mich damals besonders geärgert. Deswegen kann ich auch heute jeden Gastronomen verstehen, der sich über solche Gäste aufregt“, erklärt er.
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Auf Sylt habe Thesing damals mit einer Vorkasse bei der Tischbestellung gearbeitet. Das müsse er bei seinem Restaurant in der Gladbecker Innenstadt heute aber nicht, denn: „Verstrichene Reservierungen können wir in einem Jahr an einer Hand abzählen.“ Lediglich größere Gesellschaften erinnere er am Vortag noch mal telefonisch an die Reservierung.
Gäste, die trotz Buchung gar nicht kommen, sind auch im Restaurant „Mundart“ an der Bottroper Straße selten. Aber: „Es kommt häufiger vor, dass Leute für zehn Personen reservieren, und dann erscheinen nur sechs“, sagt Mitarbeiter Matjaz Pestotnik. Das passiere vor allem dann, wenn eine Person für eine Gruppe bucht, ohne zu wissen, wer wirklich kommt. Die Lösung des „Mundart“: Die Mitarbeiter fragen größere Gruppen vorab, was sie essen möchten – und damit auch, wie viele Gäste eintreffen.
Tischobergrenze im „Meygarten“ soll helfen
Auch im Restaurant „Meygarten“ am Meyplatz rufen unzuverlässige Reservierungen von großen Gruppen Ärger hervor. „Je größer der Tisch, desto größer das Risiko, dass manche nicht kommen“, sagt Geschäftsführer Erwin Zorn. Er kalkuliere das Personal nach den Buchungen. Wenn drei reservierte Tische frei bleiben, habe er zwei bis drei Arbeitskräfte zu viel. „Das ist natürlich ein Kostentreiber.“
Deswegen gibt es im „Meygarten“ eine Tischobergrenze von 15 Gäste. Wer einen Tisch für noch mehr Personen reservieren möchte, kann nicht in der Bar spontan nach der Speisekarte bestellen, sondern muss die Gerichte vorher abstimmen. Eine Vorkasse bei der Buchung steht für Erwin Zorn aber nicht zur Debatte: „Solche Gebühren lassen sich in Gladbeck nicht durchsetzen.“
„Poseidon“ hat besonderes Reservierungssystem eingeführt
Das „Poseidon“ ist da schon weiter. Zu oft haben sich Kerstin Prasinos und ihre Kollegen über Gäste aufgeregt, die ihre Reservierung vergessen oder doppelt gebucht hatten, ohne abzusagen. Deswegen werden Kunden seit Jahresbeginn über ein Online-Portal zwei Tage vorher an ihre Reservierung erinnert. Und sie müssen antworten, ob sie wirklich kommen oder nicht.
Bisher habe sich das neue System bewährt: „Verstrichene Reservierungen haben wir dadurch seltener.“ Sollte das „No Show“-Problem zurückkehren, würden die Inhaber weitere Schritten überlegen.