Gladbeck. Bei Unfällen mit Toten und Schwerverletzten kommt oft ein Experten-Team der Polizei zum Einsatz. Auch in Gladbeck haben Beamte schon ermittelt
Der Unfall passierte Anfang November 2022 um kurz nach 12 Uhr auf der A52 auf Gladbecker Gebiet, ungefähr in Höhe der Tankstelle. Ein Mann war mit seinem Wagen in Richtung Essen unterwegs, als es passierte. Sein Pkw prallte gegen einen Lkw, geriet dann unter den Sattelauflieger des Lasters. Der Pkw-Fahrer trug bei dem Verkehrsunfall schwere Verletzungen davon.
Schon kurz nach der heftigen Kollision trafen die Experten der Verkehrsunfallaufnahme (VU-Team) vom Polizeipräsidium Recklinghausen an der Unfallstelle in Gladbeck ein. Sie ließen eine Drohne fliegen, fertigten Aufnahmen aus der Luft vom Unfallort an für die Beweisaufnahme. Da der Unfall sich auf der Autobahn ereignet hat, lag die Zuständigkeit bei der Autobahnpolizei Münster. Die Spezialisten vom VU-Team waren unterstützend im Einsatz.
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In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es zurzeit 14 dieser Teams, die – über die jeweiligen Behördengrenzen hinweg – überall dort eingesetzt werden, wo Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen oder lebensgefährlich verletzt werden. So, wie eben auch bei dem Verkehrsunfall im November in Gladbeck.
Auch nach illegalen Autorennen ermitteln die Spezialisten vom Polizeipräsidium Recklinghausen
Auch wenn illegale Autorennen mit Personenschaden enden, werden die besonders geschulten Beamten gerufen. Dann kann man nicht mehr nur von einem Unfallort reden, sondern in so einem Fall kann von einem Tatort ausgegangen werden. Im Kreispolizeibezirk, zu dem die zehn kreisangehörigen Städte plus Bottrop gehören, wurden im vergangenen Jahr 15 Menschen infolge eines illegalen Straßenrennens verletzt – und ein Mensch sogar getötet.
„Es hängt so viel davon ab, dass Spuren und Beweise objektiv gesichert werden“, sagt Martin Kirchner, Leiter der Direktion Verkehr der Kreispolizeibehörde Recklinghausen. Es gehe darum, Verkehrsunfallopfern und deren Angehörigen zu ihrem Recht zu verhelfen und sicherzustellen, dass mögliche Strafverfahren gesichert durchgeführt werden können.
Seit 2007 hat sich das auch für Gladbeck zuständige Präsidium auf die Unfallaufnahme spezialisiert
Dass ein VU-Team in Recklinghausen angesiedelt ist, hat einen guten Grund. Denn bereits seit 2007 hat sich das Präsidium auf die Verkehrsunfallaufnahme spezialisiert, dafür die „Ermittlungsgruppe Verkehr“ ins Leben gerufen. Das VU-Team setze nun diese Arbeit fort, berichtet Kirchner. Landesweit sollen 17 dieser Teams aufgebaut werden. Ausgerüstet sind sie mit modernstem Equipment: Drohnen bieten die Möglichkeit, den Unfallort aus der Vogelperspektive fotografisch zu dokumentieren. Mithilfe eines 3-D-Scanners können Unfallorte dreidimensional aufgenommen dargestellt werden. Im Gepäck befinden sich außerdem hochwertige Spiegelreflexkameras und leistungsstarke Ausleuchtungstechnik. Ein Vermessungstechniker gehört ebenso zum Team wie ein Experte, der sich auf das Auslesen von Fahrzeugdaten versteht. Denn die verraten viel über den Moment des Unfalls; und dabei geht es nicht nur darum, wie schnell ein Auto unterwegs war.
Nach der Unfallaufnahme geht die Arbeit am Computer weiter
Die Teams seien hochbelastet, betont Direktionsleiter Martin Kirchner. „Nach der Unfallaufnahme vor Ort sind die Mitarbeiter noch viele Stunden am Computer mit der Nachbereitung beschäftigt.“ Sieben Menschen haben im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen im Zuständigkeitsbereich der Polizeipräsidiums Recklinghausen ihr Leben verloren. 466 Personen wurden schwer verletzt.
Nach einem deutlichen Rückgang der Verkehrsunfallzahlen in den Corona-Jahren 2020 und 2021 kam es 2022 auf den Straßen im Vest wieder vermehrt zu Unfällen. Die Zahl stieg gegenüber 2021 um 7,6 Prozent auf 22.208, liegt aber immer noch knapp unter dem Niveau des Jahres 2019 (minus 218).
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Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen äußerte sich besorgt über die Entwicklung. Die Sicherheitslage sei abhängig von vielen Faktoren: Zu hohe Geschwindigkeit – nach wie vor Unfallursache Nummer eins bei folgenschweren Unfällen -, Ablenkung, Alkohol- und Drogenkonsum sowie Unachtsamkeit ließen das Unfallrisiko steigen.