Gladbeck. IT.NRW hat die Anzahl und Herkunft von Touristen in Gladbeck veröffentlicht, allerdings nur bis 2020. Die aktuellen Zahlen müssen geheim bleiben.

Dieses schnuckelige Wasserschloss. Diese Ruhri-romantische Mottbruchhalde. Und die kernigen Menschen erst. Seien wir mal ehrlich: Gladbeck hat alles, um Touristen ins Juwel an der Boye zu locken. Und tut das im Übrigen auch, das zeigen die Touristikzahlen des NRW-Informationsdienstleisters IT.NRW. Zugegeben, Berlin, Hamburg und München dürften einige wenige Menschen mehr anlocken. Trotzdem, gemessen an der Einwohnerzahl der Stadt, ist die Bilanz der Gladbecker Hotellerie beachtlich.

Allerdings nur bis 2020. Danach fallen die Übernachtungszahlen ins Bodenlose. Auf null nämlich. Das liegt ausnahmsweise mal nicht an Corona, sondern, so abwegig es klingen mag, am Datenschutz. Und Schuld ist irgendwie Waltrop. Denn, so erklärt IT.NRW, „das Datenschutzgesetz schreibt uns vor, bei bestimmten Konstellationen Daten geheim zu halten“.

Keine Tourismuszahlen für Gladbeck – und Waltrop ist schuld

Und so einer Konstellation ist Gladbeck zum Opfer gefallen. Es geht nämlich darum, dass die Daten von IT.NRW keine Rückschlüsse auf Einzelpersonen oder -betriebe zulassen dürfen. In Städten, in denen es nur ein oder zwei Hotels gibt, werden die Zahlen deshalb nicht öffentlich gemacht.

Eine dieser Städte ist eben Waltrop. Und wieso hängt Gladbeck mit drin? Zunächst mal, weil Gladbeck wie Waltrop im Kreis Recklinghausen liegt. Damit Mathespezialisten aber nicht durch „Differenzbildung“ doch die Zahlen von Waltrop aus den Daten des gesamten Kreises errechnen können, müssen die Spezialisten von IT.NRW auch die Stadt mit der nächstniedrigen Beherbergungsleistung zensieren. Und das ist, Sie haben es erraten, Gladbeck.

Plötzlich Urlaubsort: Gladbecker Tourismus explodiert in 2014

Für Gladbeck also nur die Zahlen bis inklusive 2020. 2021 und 2022 sind zensiert, aber immerhin. Interessant sind auch die Daten davor. Wobei, und hier kommt schon die nächste Einschränkung, 2020 zählt ja irgendwie auch nicht so richtig. War schließlich das erste Coronajahr. Entsprechend sind die Zahlen abgesackt, um 54 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019. Das heißt, dass nur 29.102 Menschen nach Gladbeck kamen und 48.565 Mal hier übernachteten, 2019 waren es noch 63.205 Ankünfte mit 102.840 Übernachtungen.

Eine interessante Entwicklung: Im Jahr 2014 explodiert die Besucherzahl in der Stadt; und das, obwohl es in beiden Jahren die gleiche Anzahl Hotels in der Stadt gab, nämlich sechs. 40 Prozent mehr Gäste kamen nach Gladbeck, 58.649 statt 41.876.

Niederländer und Belgier sind Gladbecks Top-Import

Spannender, oft auch kurioser, sind die teils fernen Länder, aus denen die Gladbecker Gäste kamen. Allerdings geht es wenig exotisch los, die meisten Besucher waren Deutsche, im Vor-Corona-Jahr 2019 34.587 Menschen. Auf Platz zwei folgen die Niederländer mit 23.511, auch dafür gibt es eine logische Erklärung. Das Alpin-Center, die Skihalle in Bottrop, gehört der Familie Van der Valk, Eigentümer des gleichnamigen Hotels in Gladbeck. Das niederländische Unternehmen bietet einen Kombi-Tarif an: Skifahren in Bottrop, übernachten in Gladbeck. Vermutlich aus ähnlichen Gründen sichern sich Besucher aus Belgien (2132) den dritten Platz, weit abgeschlagen, aber offensichtlich. Die Lehre aus diesen Zahlen: Das Hotel Van der Valk ist für Gladbeck ein erheblicher Wirtschaftsfaktor.

Tourismus-Magnet für Gladbeck: Das Alpin-Center in Bottrop beschert der Gladbecker Tourismusbranche wahrscheinlich viele Gäste.
Tourismus-Magnet für Gladbeck: Das Alpin-Center in Bottrop beschert der Gladbecker Tourismusbranche wahrscheinlich viele Gäste. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Dahinter tummeln sich Gäste aus Europa: aus Dänemark nämlich (296), aus Großbritannien (172) und aus Italien (203). Auffällig oft, besonders an der Distanz gemessen, waren es Menschen aus China (118) und Indien (436). Diese 436 Inder sind 2019 auch lange in Gladbeck geblieben, sie haben 2079 Mal in der Stadt übernachtet. Nicht unwahrscheinlich, dass sie geschäftlich Unternehmen in der Stadt besucht haben.

Und dann gibt es da noch einen Einzelkämpfer. 2018 und 2019 kommt ein südafrikanischer Staatsbürger zu Besuch, möglicherweise dieselbe Person. 2018 bleibt er eine Nacht – zumindest im Hotel – 2019 drei Nächte. Verständlicherweise, denn mal im Ernst: Wer braucht den Tafelberg, wenn er auch die Mottbruchhalde haben kann?